Einige amerikanische Sportstudenten befinden sich zwecks Ringerturnier in einem Kaff in Osteuropa. Nach einem Partyabend, der in einer Schlägerei zwischen den amerikanischen American Pie Verschnitten und einigen osteuropäischen Mistbauern endet, brechen die Sportskanonen in Richtung Odessa auf, um dort noch ein Ringerturnier anzutreten. Nach einigen Komplikationen, die am meisten auf gewissen Sprachbarrieren (bzw Amerikanern, die denken, dass in jeder Ecke der Welt fließend Englisch gesprochen wird) beruhen, erfährt der Coach von einer hübschen jungen Dame, dass der Zug, den sie nehmen wird, nach Odessa fährt. Also treten sie die Reise an, ohne zu ahnen, dass in diesem Zug einige Schlächter warten, die den Teenies an den Hals wollen. Das Unglück nimmt seinen Lauf.
Torture Porn (das Unwort der Jahre 2005 - 2010) ist ein mehr oder weniger junges Genre, welches durch solche Filme wie SAW und Hostel begründet wurde. Während Jigsaw sich teilweise posthum durch nunmehr 6 Sequels morden durfte, bekam Hostel nur ein Sequel, dafür aber eine ganze menge Nachahmer. Zu den bekannteren zählen wohl Scar 3D (Rotz), Carver (nett) und Grotesque (hüllen wir den Mantel des Schweigens darum). Torture Porn ist zu eigensinnig, um im Großraum Teeniehorror/Splatter/Slasher seinen Platz zu finden, und zu uninspiriert um als eigenes Genre zu gelten, dennoch geistert der Begriff seit nunmehr 6 Jahren durch alle Foren, und sorgt für feuchte Höschen bei Splatternewbies und Trendkindern. Genanntes Subgenre hat seine eigenen Mechanismen, Dogmen und Klischees, und ist seit längerer Zeit komplett in sich selbst verfahren, und viel zu routiniert, um auch nur einen Funken Kreativität und Innovation zuzulassen, aber auch viele Klassiker des Splattergenres sind ja nur Kopien einer Kopie.
Train, die neuste und stark gehypte Eintragung im Buch des Torture Porns macht da keine Ausnahme. Teenager/junge Erwachsene manövrieren sich in Situationen, die für sie zumeist mit dem Tod enden. Selbige finden in einem Umfeld statt, in dem eine Flucht ausweglos erscheint (Zug), und gehen zumeist sehr blutig von statten! Soweit, so gut. Das Muster kann durchaus funktionieren, tut es aber meistens nicht.
Train jedoch fängt schon gleich mit einem Hammer an, und hält sich nach der ersten Splatterszene peinlichst genau an die Struktur, die andere Filme vergleichbarer Art vor einigen Jahren felsenfest in Stein gemauert haben. Man lernt die unsympathische und blaß gezeichnete Crew kennen, verbringt dann 20 Minuten Zeit mit ihnen, und kann sich ab der Zugfahrt entspannt zurücklehnen, da man abschätzen kann, wann das Gemetzel seinen Lauf nimmt (glücklicherweise sehr früh).
Im Zug geht dann ziemlich die Post ab, und es wird auf handwerklich hohem Niveau gespalltert bzw getorturepornt. Wir werden Zeuge diverser Eingriffe ins Rückenmark, Kastrationen, unnötiger chirurgischer Eingriffe und sonstigen unsanften Behandlungen. Klingt zwar jetzt extrem niveaulos, aber diese Szenen machen wirklich Spaß, und unterhalten eingefleischte Genrefreunde, sowie Neulinge sehr gut. Die erste Stunde ist wirklich ziemlich derb geraten, und kann sich durchaus mit einigen SAW Sequels messen. Für Gorehounds gibt es eine angenehme Packung Sadismus, welche in der Unrated Version auch ziemlich stark im Vordergrund steht. Insofern hält Train, was er verspricht, und bringt soliden New Age Splatter, der es sogar schafft, sich einige Zentimeter aus dem Einheitsbrei herauszuheben, was ja bei solchen Filmen eher selten der Fall ist.
Der Endspurt beinhaltet dann die Erklärung warum es überhaupt so gekommen ist, wie es gekommen ist, und diese ist wirklich sehr fadenscheinig und dünn. Aber der Torture Porn Film, in dem es ein vernünftiges Motiv gibt, ist mir noch nicht untergekommen. Das ist bei diesem Filmen schon so eine Art Gesetz, genauso wie man sich sicher sein kann, dass Laura Gemser in einem Film, in dem sie mitspielt gevögelt wird, kann man mit zielicher Sicherheit davon ausgehen, dass es im TP Genre keine vernünftigen Charaktere und/oder Motive gibt. Wenn man darauf wert legt, dann hat man eh schon lange aufgehört, sich diese Filme reinzuziehen.
Nochmal zum Thema Endspurt: Wenn man eine zweistellige Anzahl von Teeniehorrorstreifen gesehen hat, dann weiß man aber der fünften Minute, wer der Last Man Standing (bzw DIE last WOMAN standing) ist, und wie die ganze Chose verläuft. Auch hier bietet Train angenehme Routine, und auch ein wenig Action, schneidet aber dafür dramatisch in das Tempo ein, dass der Anfang aufgebaut hat. Insofern flaut die Zugfahrt nochmal ein wenig ab, und trotz einigen gelungenen Fights und weiteren derben Szenen, reißt einen das Ende nicht ganz so vom Hocker. Andererseits will ich da auch nicht zu hart sein, denn der Mittelteil ist wirklich solide, und dürfte niemanden enttäuschen, der eine Affinität zu solchen Werken hat.
Zusammenfassend betrachtet haben wir es hier mit einem soliden Streifen zu tun, der ein stolzer Vertreter seine uninspirierten Genres ist. Man merkt einfach, dass der Film auf ein gewisses Publikum zugeschnitten wurde, und die Rechnung der Produktionsfirma ging voll auf, zumindest schließe ich das aus diversen Reviews und Meinungen, die ich aufgeschnappt habe. Der Film ist nicht schlecht, keine Frage. Aber was den Film von vornherein versaut ist wie so oft der Hype. Den Film gibt es nur in Österreich und Frankreich als Unrated Cut (alle anderen Länder, sogar die Staaten, brachten nur den zensierten R-Rated Cut), und die deutsche Version musste dann noch zusätzlich Federn lassen (welch Überraschung). Das macht Train aber noch lange nicht zum härtesten Film der Welt. Und schamlose Internet-Promo und haltlose Aufdrucke auf diversen Veröffentlichungen suggerieren, dass eben dies der Fall ist. Ist aber komplett UNFUG. Train ist alles andere als harmlos, aber kann sich keinesfalls an die Spitze der Gewaltdarstellung kämpfen, dafür ist er einfach zu mainstreamig und alteingesessen, obwohl er schon einen Schritt weiter geht, als viele Torture Porn Flicks.
Eigentlich würde ich diese Film solide 5/10 Punkte geben, da es sich hierbei um gelungene Unterhaltung mit einigen deftigen Szenen handelt. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass man hier einige wirklich rabiate Szenen eingebaut, und auch einige interessante Bad Guys eingebaut hat, sage ich mal, dass der Film sich über dem (keineswegs schlechten) Mittelmaß bewegt. Findet sicherlich größeren Anklang, als viele blutigere und in meinen Augen interessantere VÖs, aber Hardcore Splatterfans werden, obwohl der Film seinem Ruf schon gerecht wird, in diesem Schnellschuss keinen neuen heiligen Gral finden. Aber ein Lichtblick in der belanglosen Welt der amerikanischen Folterstreifen ist ja schonmal ein erfreulicher Anfang.