Review

Zugfahren in Deutschland ist seit einiger Zeit zu einer teilweise gesundheitsschädigenden Angelegenheit geworden: Ab einer Hitze von etwa 30 Grad geben die meisten Klimaanlagen ihren Geist auf und im Winter schaltet sich die Heizung aus, sobald die Außentemperatur etwa den Gefrierpunkt erreicht, - Sparmaßnahmen eben.
In Russland scheint man da ganz andere finanzielle Schwerpunkte zu setzen, denn dort nutzt man eine länger andauernde Fahrt für den unkomplizierten Organhandel mit operativen Eingriffen vor Ort: „Hostel“ auf Schienen also, und der Torture-Porn-Zug rollt weiter…

…ursprünglich in Richtung Odessa, denn die kleine Gruppe amerikanischer Ringkämpfer um Alex (Thora Birch) muss mit ihrem Coach in einem Rumpelzug dem Rest der Truppe hinterher reisen.
Doch wenn eine kaltäugige Lady, ein verstohlen dreinblickender Schaffner und zwei debile Gepäckträger mitmischen, kann der bullige Schlachter mit dem Folterbesteck nicht weit sein…

Nu Image basteln ab und an recht unterhaltsame Plagiate, auch wenn diese nur allzu offensichtlich daherkommen. In diesem Fall musste der Überraschungserfolg von Eli Roth genauso herhalten, wie all diese Beiträge, in denen Zugpassagiere durch Dämonen, Killer, Geister oder anderes Gewürm mit dem Tod sanktioniert werden.
Bereits die Eröffnungssequenz mit einer Häutung macht deutlich, was da alles an Splatterszenen auf einen eindreschen könnte.

Doch zunächst etablieren wir die wenigen relevanten Figuren mit Alex, der Entschlossenen, Willy, dem Wagemutigen, Todd, dem Tollkühnen und Claire, der Ängstlichen.
Eine Weile mit dem Zug unterwegs, fällt das erste Opfer rasch dem glatzköpfigen Schlachtermeister in die Hände, der genau weiß, welches Organ oder Körperteil gerade entnommen werden soll.
Nachfolgend ist also Obacht geboten, denn der Kerl macht keine halben Sachen, - allenfalls auf ausdrücklichen Wunsch.

Die Stimmung in dem heruntergekommenen Zug ist angemessen düster und beklemmend, mit seiner trist-grauen Farbgebung und der Einrichtung, die wie ein geballtes Relikt aus den 60ern anmutet.
Dabei kommt es zu einigen Suchaktionen, man muss ein geeignetes Versteck finden und die eine oder andere Hatz durch die engen Abteils bereiten durchaus Freude.
Im letzten Drittel dehnt sich der Schauplatz noch ein wenig aus, - da werden außerhalb der Wagons einige Kletterpartien bestritten, quer durch einen Wald gelaufen oder sich dem Feind auf einer Brücke gestellt.
Das zunächst nur mäßige Tempo zieht zum Finale deutlich an und weiß mit einigen fiesen Konfrontationen zu punkten.

Splatterfreunde kommen in der ungeschnittenen Fassung indes voll auf ihre Kosten.
Vom harmlosen Kehlenschnitt über das Heraustrennen eines Augapfels, über diverse Organentnahmen bis hin zu knallharten Schlägen mit Faust oder Schlagring geht es recht derbe zur Sache und nicht selten schleppen Verletzte ein wenig Gekröse mit sich herum.

Natürlich bietet die Story insgesamt keinerlei Innovation, sie konzentriert sich allerdings effektiv auf das Wesentliche und weiß am Rande mit einer guten Besetzung und glaubhaften Mimen zu punkten.
Auch wenn die Chose (mal wieder) im preiswerten Bulgarien abgedreht wurde, sieht man der Produktion ihr vergleichsweise geringes Budget nur selten an.

Im Endeffekt hat Regisseur Gideon Raff („The Killing Floor“) mit geringem Aufwand einen ansehnlichen Genrebeitrag geschaffen, welcher Fans von „Hostel“ und Konsorten ebenso zufrieden stellen dürfte, wie Leute, die eine Phobie gegen das Reisen mit dem Zug entwickelt haben.
Dreckig, teilweise kompromisslos hart und fast gänzlich ohne Längen vereint „Train“ in solider Mischung so ziemlich alles, was dem Genrefan brauchbare Unterhaltung beschert.
Knapp
7 von 10

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