Ja, ja, ich weiß: Der schon wieder und seine RTL-Eventmovie- Kritiken - warum schaut der sich die immer wieder an, nur um sich dann darüber aufzuregen ? Aber andererseits, das tun wir doch alle irgendwie gerne, und außerdem: Schon die Note und die bloße Tatsache, dass ich die drei Teile bis zum Ende durchgehalten habe, sprechen dafür, dass da mal wieder eine kleine Steigerung zu verzeichnen ist. Von einem Meisterwerk oder auch nur durchweg guter Unterhaltung sind die zwar immer noch ein ganzes Stück entfernt, vielleicht werden die das auch nie hinkommen, angesichts des Zwanges, irgendwelche Kernzielgruppen "angemessen" zu bedienen. Aber für passablen Abendzeitvertreib hat es diesmal doch gereicht, sogar über die dezente Überlange von fast 5 Stunden, und das Beste, was man von diesem Produkt behaupten kann ist auf jeden Fall, dass man nach Teil 1 durchaus das Bedürfnis hatte, dranzubleiben.
Deutschlands (Alb?)Traum von der patenten Hausfrau Veronica Ferres darf mal wieder ihre ganze schauspielerische Palette zwischen gekränkter Powerfrau, besorgter Powerfrau und Powerfrau mit Power auspacken. Als der Ehegatte auf der Party mal eben verhaftet wird, muss sie einige unangenehme Wahrheiten über dessen Leben erfahren, und findet sich unversehens und nicht nur für sie leicht überraschend zwischen Russen-Mafia, deutschen Behören mit "B" am Anfang, und diversen anderen Dunkelmännern wieder.
Weil das Meckern so schön ist, fangen wir auch diesmal wieder mit der Abarbeitung der Sündenliste an, und die ist nicht gerade kurz. Das ganze Geschehen spielt sich leider in billiger TV-Optik ab, die streckenweise eher an eine Seifenoper erinnert; einige (sehr kurze) Versuche mit ein paar trendigen Einstellungen in Zeitlupe oder -raffer machen das keinesfalls besser. Die unterschiedlichen Schauplätze, an denen die Story angeblich spielt, werden nur durch ein paar Doku-Einspielungen am Szenenanfang visualisiert, na gut, Alias-Zuschauer kennen das. Und weil ich es so gar nicht lassen kann: Auf der nach unten offenen Private-Joker-Skala für fehlenden Realismus gibt es mal wieder reichlich Ausschläge. Die Ferres-Figur, laut Eigenbekenntnis im Dialog eher Typ Hausmütterchen, mutiert spätestens im dritten Teil zum Allzweck-Superweib (wie komme ich da jetzt drauf ?); nie eine Waffe in der Hand gehabt, aber mal eben eine Ballerei mit ein paar Carabinerie angezettelt, einem Mafioso einen Handschuss verpasst, Geld geschmuggelt, Drogen an- und verkauft, und natürlich zielsicher einen 40-Tonner durch die Innenstadt kutschiert und sauberst eingeparkt. Toll. Tja, und dann wäre dann noch die völlige Verheizung einiger guter internationaler Schauspieler wie Schweden-Charismatiker Mikael Persbrandt, den ich eigentlich sehr gerne sehe, der hier aber mit einer völlig unpassenden Synchronstimme gequält wird und klingt wie Teal'c in der Tonne, das geht mal gar nicht. Den Missklang zwischen muttersprachlichen und synchronisierten Akteuren hat allerdings nicht nur diese RTL-Produktion zu beklagen, aber das Bedürfnis, fast alle und jeden deutsch sprechen zu lassen, ist schon auffällig (bis auf ein paar Russenmafia-Goons, mit denen Super-Vroni dann seltsamerweise auf Englisch kommuniziert).
Genug gelästert, ein paar Stärken hat die Kiste schon. Der Plot ist ganz clever ausgedacht, nicht zu komplex, um sich drei Tage später bei Teil 3 zu fragen, worum es da eigentlich gerade noch ging, aber doch so, dass man hinreichend gespannt ist, was als nächstes passiert. Es agiert genau die richtige Anzahl von Personen, um nicht den Überblick zu verlieren, aber doch noch Interesse für die einzelnen Handlungslinien zu wecken. Während der erste Teil ganz ordentlich Spannung aufbaut und im dritten zu einem ansehbaren Finale führt, hängt das Unternehmen in Teil 2 ordentlich durch, etwas weniger Laufzeit hätte also sein können. Und wenn man gerade doch mal leise wegzudösen droht, weckt einen eine sparsame, aber doch effektiv eingesetzte Action-Dosis mal wieder auf, sichtlich auf 20:15-Uhr Niveau, aber auch nicht die öde Autofliegerei, die RTL schon mal für Super-Action hält. Der ganze Teilplot um unterschiedliche Mafia-Gangs in Frankreich hat zwar schon einen Hauch von Räuberpistole, aber irgendwie muss man ja "SIE" und "IHN" gemeinsam vor dem Bildschirm halten.
Und auch wenn ich in meinem Leben keinen V.F.-Fanclub gründen werde, macht sie ihre Sache doch ganz passabel; ihr Film-Ehemann, zum Glück selten im Bild, bleibt extrem blass, aber das wird mehr als ausgeglichen durch einige gute Nebenfiguren. Persbrandt hatte ich schon erwähnt; und ARD-Export Axel Prahl bringt etwas Humor aus Münster mit (auch wenn seine Figur so einiges nicht sieht, was man eigentlich gar nicht übersehen kann), nicht gerade rasend originell, aber immer wieder ansehbar.
Also: Weiter so Jungs, dann bekommt ihr irgendwann vielleicht wirklich mal einen richtig guten Krimi-Thriller hin. Vielleicht reicht das Geld dann sogar für einen gescheiten Kameramann, ein paar gute Synchronsprecher und einen Realismus-Berater, der Euch mal erzählt, was im echten Leben so geht und was nicht. Aber bis dahin ist das schon mal ein ganz passabler Versuch.