Endlich einmal ein Film, bei dem sich wirklich Jeder angesprochen fühlen kann, denn wer hat keinen Spass am Einkaufen (neudeutsch : shoppen) ? - Natürlich gibt es da unterschiedliche Interessen - die Einen jagen die neueste Blu-ray Disc zum Sonderpreis, Hauptdarstellerin Isla Fisher interessiert sich als Rebecca Bloomwood vor allem für Designer-Klamotten und die dazugehörigen Assecoires. Wenn in einem der New Yorker Modetempel die Rabattmarke lacht, dann ist Rebecca nicht weit.
Leider kann ihr Einkommen mit diesem Dauerkonsum nicht mithalten, weswegen sie dank großzügiger Kreditkartenvergabe erhebliche Schulden angesammelt hat. Ständig versucht deshalb ein Derek Smeath (Robert Stanton) bei ihr vorstellig zu werden, um die Schulden einzutreiben, aber Rebecca ist kein Trick zu alt und durchschaubar, um sich diesem zu entziehen. Als sie dazu noch ihren Journalisten-Job bei einem kleinen Magazin verliert, bleibt ihr nur die Flucht nach vorn und sie bewirbt sich bei einem Wirtschaftsmagazin, ohne von dem Thema die geringste Ahnung zu haben. Redakteur Luke Brandon (Hugh Dancy ) hat zuerst kein Interesse, aber als er von ihr einen Brief erhält, der eigentlich für das Modemagazin Alette bestimmt war, stellt er sie doch ein. Ihr leicht verständlicher an Modedingen orientierter Sprachstil soll auch dem in Finanzfragen Unkundigen die komplexen Vorgänge erklären.
Selten machte ein Film aus seiner angestrebten Zielgruppe weniger ein Geheimnis. Alles in "Shopaholic" schreit nach der großen Masse, nach den "normalen" Menschen, die sich nicht im intellektuellen kauderwelsch unterhalten, sondern die für ihr Leben wichtige Dinge auch einfach erklärt haben möchten. Film und Inhalt bilden dabei eine kongeniale Einheit, denn Rebecca, die ihre Artikel unter dem Pseudonym "Die Frau mit dem grünen Schal" veröffentlicht, wird schnell zum Star. Ein paar wenige Sesselpupser, die meinen, die Frau hätte weder Ahnung noch Stil, werden schnell eines Besseren belehrt, denn die hübsche Rebecca läuft überall offene Türen ein. Besonders bei Luke Brandon, der sich in die erfrischend quirlige Frau verliebt hat.
Der Schulden-Thematik des Films muss man absolute Aktualität bescheinigen, denn das Leben über den eigenen Verhältnissen, das auch von staatlicher Seite zur Ankurbelung der Konjunktur gefördert wurde, ist ein Hauptgrund für die aktuelle Finanzkrise in den USA. Da kommt "Shopaholic" gerade recht in seinem naiven Glauben, dass mit familiärem Zusammenhalt, eiserner Disziplin in der Gruppe der Suchtkranken (die es ja für jede Suchtform gibt) und der daraus gewonnen richtigen Einstellung alle Probleme gelöst werden.
Unter diesen Gesichtspunkten wäre der Film als leichte Unterhaltung mit "Feel-Good"-Charakter angemessen zu ertragen, wenn die Verlogenheit nicht aus allen Knopflöchern triefte. Gerade dadurch, das der Film durchaus realistische Merkmale mit einfügt, verhöhnt er die echte Problematik. Rebecca schildert in einem ihrer wenigen wachen Momente das Unbefriedigende des Kaufrauschs und die Einsamkeit, die sie damit füllen will. Begründet wird das damit, dass ihre liebenwerten Eltern (Joan Cusack, John Goodman) ihr als Kind immer solide und günstige Klamotten kauften, anstatt die modischen und weniger Haltbaren.
So wie diese Ausgangssituation sind sämtliche Dramen, die der Film komödiengerecht einfliessen läßt, so halbgar, dass Jeder wirklich Süchtige beleidigt sein müsste. Denn Rebecca hat nicht nur eine beste Freundin (Krysten Ritter), die im Notfall keine Miete von ihr verlangt, sondern sieht auch immer blendend angezogen aus und hat niemals schlechte Laune. Ausserdem wartet noch ein gutaussehender, intelligenter und freundlicher Mann auf sie, der zudem aus bester Familie stammt. Klar, es gibt ein paar genregerechte Schwierigkeiten für sie, und am Ende muss sie sogar ein ganz großes Opfer eingehen, bei dem jede aufrichtige Frau mitfühlen kann...
Was sagt uns das ? - Der Film ist natürlich nicht für wirklich Süchtige gedacht, nicht für ernsthaft an Finanzfragen Interessierte und schon gar nicht für intellektuelle Besserwisser, die jede lustige Komödie mit tiefschürfendem Hinterfragen madig machen müssen. Übrigens auch nicht für Anhänger weiblicher Rollen, die mal nichts mit Mode, Shoppen und der Suche nach dem Traummann zu tun haben. Wer zudem noch charakterliche Ambivalenzen sehen will, sexuelle Irritationen und wahrhaftige menschliche Empfindungen jenseits von ganz sauberen jungfräulichen Gefühlen, sollte sich ebenfalls diesen Film nicht ansehen - letztlich wird also nur ein kleiner Prozentsatz nicht von "Shopaholic" angesprochen. Macht euch einen schönen Abend im Kino ! (3/10).