Review

"Es ist nicht die befürchtete amerikanische Neuerfindung der deutschen Geschichte geworden!"

Es wäre ein Fehler gewesen, von Anfang an diese spontane Abneigung gegen einen amerikanischen Film zu haben, der deutsche Geschichte erzählt. Sicher, es gab einige traurige Beispiele, wie deutsche Geschichte krumm und schief gebogen wurde und die Deutschen nicht selten böse Gestalten waren, die man in eine Reihe setzen kann mit Vampiren und Werwölfen. Ich selbst war völlig neutral zu dem Film, und das Amerikaner über Deutsche erzählen war mir auch völlig Sahne - Es geht um das Ergebnis.

Und tatsächlich, "Operation Walküre" ist nicht das Fiasko geworden, wovon viele schon Monate vor Veröffentlichung geredet haben. Der Film erzählt geradelinig die Entwicklung und Ausführung des weltberühmten Hitler-Attentates, nimmt sich dabei wenige, aber dafür schmerzlose Freiheiten, damit es alles in einen Film passt, und kann begeistern, obwohl das Thema an sich eigentlich keine Überraschungseffekte hat. Das ist wie mit Titanic damals: Alle wussten dass das Schiff untergeht, und trotzdem musste man sich eine Träne verkneifen. Nicht anders ist das bei Walküre. Man weiß als Geschichtsfanatiker genau, was passiert, und doch wird hier Unterhaltung auf hohem Niveau betrieben. Hier wird mit sätmlichen Stilmitteln des Spannungskinos aufgewartet und das war notwendig angesichts des eigentlich überraschungslosen Themas.

Viele meinen auch, dass Walküre ein Actionfilm sei; teilweise wurde sogar gemunkelt, es sei dank Tom Cruise eigentlich ein Mission Impossible 4. Da frage ich mich doch, ob ich den selben Film gesehen habe wie manche Kritiker oder ob diese nie einen richtigen Actionfilm gesehen haben. In dem Sinne beschränkt sich Walküre auf das nötigste, liefert nur dann elegante Action wenn es unausweichlich ist. Jener Anfang mit Stauffenberg und der Panzerdivision, die überraschend aus der Luft angegriffen wird, markiert auch gleich den actionbetonten Höhepunkt, und selbst da ufert der Film nicht allzuweit aus. Und das Attentat in Form einer Explosion wurde auch nicht dramatisiert. Was Action angeht ist Walküre also eher sparsam, und das ist auch gut so.

Gerade Tom Cruise stand von Anfang an unter keinem guten Licht. Alles wurde dem kleinen Pinochio vorgeworfen und die Fantasie mancher Kritiker fand gar kein Ende. Diverse Unsinnige Parallelen wurden gezogen. Nicht unerwähnt soll hier die Theorie sein, dass der bekennende Scientology-Anhänger Cruise hier als eben jener in Form Stauffenbergs dargestellt wird, der die Welt vor Hitler retten will. Demnach wäre dieser Messias allerdings auch ein Pechvogel, denn letzendlich ist es ihm ja doch nicht gelungen. Ein kleiner Abschwenker zu Cruise' Schauspiel. Auch hier konzentriert sich der Star auf das wesentliche und grinst sich nicht durch den Film. Stattdessen hat er im ganzen Film über eine relativ ernste Miene, lächelt nur einmal kurz und ist ansonsten ein lobenswerter Pluspunkt des Films. Auch die anderen Darsteller sind allesamt Spitze und überzeugen auf ganzer Linie. Ich würde hier maximal David Bamber als Hitler ein wenig fehlplaziert sehen. Nicht etwa wegen seines Schauspiels, sondern eher wegen seines Aussehens. Oder hatte der Führer wirklich so einen dicken Kolben im Gesicht? Eine Nase tankt Super.

Was den Film dann noch vielleicht etwas in seiner Gesamtbewertung runterzieht sind einige etwas dialoglastige Passagen, die zwar eine Menge inhaltlichen Wert haben, für den Durchschnittszuschauer aber auch eine Menge Leerlauf. Und am Anfang wirkt der Film kurz bemüht um eine möglichst spannende Einführung, indem man das ebenfalls fehlgeschlagende Flugzeugattentat auf Hitler zeigt. Nach dem Film und generell im Nachhinein wirkt diese Szene etwas überflüssig, wenn nicht sogar deplaziert. Aber dafür überwiegt der spannende Teil des Werkes, und zudem sei noch vermerkt, dass es der Film wirklich schafft, deutsch zu wirken. Das heißt er sieht stellenweise wirklich aus wie ein deutscher Film, die amerikanischen Stilmittel, wie man sie aus anderen Kriegs-Blockbustern kennt, keimen hier zu keiner Sekunde wirklich auf.

Fazit

Ein äußerst gelungener und je nach Vorurteil vielleicht sogar überraschender Beitrag zum Thema Stauffenberg. Das Thema wurde bisher nie mit einer so spannungsgeladenen Dramatik geschildet, und obwohl man weiß wie alles ausgeht, schafft es der Film trotzdem - trotz gelegentlicher Hänger - auf hohem Niveau zu unterhalten. Perfektes Geschichtskino!

8/10

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