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Im Vorfeld wurde viel über „Valkyrie“ gelästert, auch nachdem man den ersten Drehbuch-Drafts hohe historische Authentizität bescheinigte, doch tatsächlich ist Bryan Singer ein unterhaltsamer Film mit etwas Geschichtsstunde gelungen.
Bereits die Anfangssequenz offenbart den Mix aus Unterhaltungsfilm, Historiendrama und Ansätzen von Biopic – Oberstleutnant Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Tom Cruise) schreibt während des Afrikafeldzuges seine Ansichten zu Deutschland nieder, stellt sich selbst als Patrioten im Nichteinklag mit Hitlers Idealen hin. Gleichzeitig zeigt der Film hier, wie Stauffenberg eine Hand komplett, zwei Finger der anderen und ein Auge verlor, was wiederum in einen bildgewaltigen Fliegerangriff verpackt wird.
In Deutschland versuchen derweil diverse Offiziere Hitler mit einem Attentat zu beseitigen, das jedoch fehlschlägt. Da man einen der ihren aus anderen Gründen verhaftet, holt man Stauffenberg als neuen Mann ins Boot, der darauf hinweist, das Hitlers Tod allein nicht reicht. Er bringt die Operation Walküre ins Spiel, mit deren Hilfe die Reservearmee die Führung im Falle von Hitlers Tod übernehmen kann. Stauffenberg als großer Planer des Ganzen, wobei die Attentatsvorbereitung hier sehr kurz ausfällt, im Gegensatz zu dem ZDF-Film „Stauffenberg“ von 2004, der wiederum die Operation Walküre nur kurz abhandelte.

Mit vorsichtiger Planung gehen Stauffenberg und seine Mitverschwörer an den geplanten Umsturz heran, doch wie es historischen Ereignisse zeigten, macht das Element des Zufalls den beinahe erfolgreichen Plan zunichte...
Möglichst authentische Historienfilme, die zudem allgemein bekannte Geschehnisse abdecken, haben ein Problem: Jeder kennt den Ausgang bereits. Insofern versucht „Valkyrie“ mit anderen Mitteln Spannung zu erzeugen, vor allem der Art wie erzählt wird. Teilweise sind die Suspense-Momente etwas gekünstelt (das Beinahe-Entdecken von Sprengsätzen), doch auf handwerklicher Ebene funktioniert der Aufbau. Vor allem die Beleuchtung der titelgebenden Operation Walküre ist ausgesprochen interessant, werden hier das historische Scheitern, aber auch das Beinahe-Gelingen ausgesprochen flott, aber trotzdem nachvollziehbar dargestellt.

Ab dem Attentatsversuch gewinnt „Valkyrie“ eh an Fahrt und Qualität, während die Einleitung teilweise doch ein wenig wie eine Pflichtübung wirkt: Kurz umreißt man die Attentatsvorbereitung, teilweise arg auf wenige Punchlines runtergebrochen, die Stauffenberg im Hollywood-Heldenmodus vortragen darf. Hier hätte man gerade von einem sonst so feinfühligen Regisseur wie Bryan Singer doch ein wenig mehr erwarten können. Immerhin muss man „Valkyrie“ anrechnen, dass er mehrere Beteiligte beleuchtet, diese dafür nicht ganz so tiefgehend, aber einer zu starken Fixierung auf Stauffenberg selbst widersteht der Film glücklicherweise, der Familiensubplot z.B. beschränkt sich auf zwei, drei Szenen.
Zwischendrin fallen einige pathetische Momente auf, vor allem am Ende des Films wird die Pathoskeule ein wenig geschwungen, doch davon abgesehen ist „Valkyrie“ ein spannender Thrilller, der auch auf der inszenatorischen Ebene einiges zu bieten hat, z.B. jene Szene, in der die Reservearmee zwecks Inhaftierung potentieller Verschwörer durch einen Wald von Hakenkreuz-Flaggen stürmt oder die Momente, in denen „Valkyrie“ zeigt, wie verschiedene Leute auf die Falschmeldung vom Tode Hitlers reagieren.

Schade ist allerdings, dass die Sympathien bei einigen Charakteren extrem klar verteilt werden. Stauffenberg ist der determinierte Held, der allein durch Direktheit seine Ziele erreicht und fast immer recht hat, dank ähnlicher Attitüde stehen sein Adjutant sowie Mertz von Quirnheim (Christian Berkel) ähnlich hoch im Kurs. Im Gegensatz dazu werden alle vorsichtigen oder zögerlichen Charaktere als etwas schwach eingeführt, als haben sie das Scheitern des Planes mitverschuldet. Sicher sind die Implikationen nicht zu stark, auch Stauffenbergs Fehler werden thematisiert (z.B. sein Beharren darauf, Hitler sei tot), doch es fällt etwas negativ ins Gewicht.
Tom Cruise etablierte sich im letzten Jahrzehnt immer mehr als ernstzunehmender Schauspieler und auch hier macht er gute Arbeit, doch an Leistungen der Marke „Collateral“ oder „Last Samurai“ kommt er nicht heran. Dafür ist sein Spiel etwas zu steif, etwas zu emotionslos, auch wenn er in der Rolle des Verkrüppelten ähnlichen Mut zur Hässlichkeit beweist wie in „Tropic Thunder“. Mit Terence Stamp, Bill Nighy, Kenneth Brannagh und Christian Berkel sind großartige Nebendarsteller dabei, leider kommen viele deutsche Darsteller etwas zu kurz, gerade der famose Thomas Kretschmann darf erst gegen Ende groß aufspielen. Wotan Wilke Möhring hat nur wenige Auftritte, den wirklich schlecht spielenden Matthias Schweighöfer hätte man streichen können. Die Frauen kommen bei dem Film allesamt kurz, gerade die für „Black Book“ sehr gelobte Carice Van Houten hat kaum Screentime.

„Valkyrie“ ist ein spannender, meist gelungen inszenierter Thriller zum Stauffenberg-Attentat und der Operation Walküre, wenngleich mit ein paar Schönheitsfehlern. Die pathetischen Einsprengsel, gerade in der Exposition, hätten nicht sein müssen, im Bereich Charakterzeichnung wäre etwas Feintuning nicht schlecht gewesen – doch wesentlich besser als Singers vorherige Schlaftablette „Superman Returns“ ist „Valkyrie“ definitiv.

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