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"Ein Quantum Trost" - was für ein unbedeutender Titel für die Nr. 22 innerhalb der offiziellen "Bond"-Filmreihe und für Daniel Craigs zweiten Auftritt als Geheimagent ihrer Majestät mit der Lizenz zum Töten.

Drehbuch (Paul Haggis, Neal Purvis und Robert Wade), Regie (der Deutsche Marc Forster) und Hauptdarsteller Craig bleiben der Linie von "Casino Royale" treu und entwerfen ein weiteres knallhartes Kapitel aus dem Agentenmilieu, wie es realistischer nicht sein kann.

Vergessen sind die früheren High Tech-Eskapden mit Hang zur Selbstironie - die Marke "007" ist mit "Casino Royale" im 21. Jahrhundert angekommen und überzeugt auch ohne die unzähligen Gimmicks, die die Reihe so beliebt gemacht haben, als big budgetiertes Popcorn- und Event-Movie.

Anstatt romantischen Kitsch und Überlänge drückt "Ein Quantum Trost" gleich in der ersten Sequenz auf die Tube und setzt nahtlos am Vorgänger an, liefert in knapp 100 Minuten eine temporeiche Verkettung von actiongeladenen und dramatischen Szenen ab, dass Leerlauf oder Langatmigkeit erst gar nicht die Chance haben, sich in das spektakuläre Geschehen einzuschleichen, das wie immer an traumhaften und exotischen Schauplätzen spielt.

"Quantum" - die aktuelle Verbrecherorganisation der neuen "Bond"-Ära, mächtig und skrupellos wie einst "SPECTRE" aus den "Kalten Krieg-Abenteuern" von Sean Connery und Roger Moore, strebt nicht die Weltherrschaft an und verfolgt auch keine faschistischen Allmachtsphantsien. Die Bedrohung dieses Konsortiums aus Wirtschaftsmagnaten und politischen Würdenträgern in den höchsten Ämtern, ist nachwievor global, doch gemessen am aktuellen Weltgeschehen stehen unter anderem die Vorherrschaft über die wertvollsten Bodenschätze im Vordergrund der kriminellen Machenschaften.
Mehr denn je skizziert ein Bond-Film das dreckige Geschäft der Geheimdienste und kratzt dabei nur an der Oberfläche - und das ist auch gut so, denn bei allem Realismus ist das "007"-Franchise nachwievor ein kommerzielles Markenprodukt, dass dem Fan genau das bietet, was er erwartet:
und so serviert Regisseur Forster ein atemberaubendes Action-Feuerwerk, bei der Verfolgungsjagden zu Lande, zu Wasser und in der Luft ebenso dominieren wie harte Faustkämpfe.
Niemals zuvor war ein "007" härter, kompromissloser und dreckiger als Daniel Craig. Craig ist kein Brosnan, der während eines Fights noch seine Krawatte richtete und anschließend noch immer wie geleckt und mit einem coolen Oneliner von der Bühne trat. Wenn Craig fightet dann fliegen die Fetzen und dann bleibt er auch nicht ohne Blessuren zurück.

Die Action ist ohne effektegeladenen Schnickschnack inszeniert - ein weiterer Punkt, der den puren Realismus von "Bond" unterstreicht. Keine übertriebenen Komikeinlagen, keine Autos, die unsichtbar werden oder Füllwederhalter, die scharfe Geschosse abfeuern - Daniel Craig als "Bond" bleibt erfreulicherweise auf dem Boden der Tatsachen und hat somit die Herzen neuer und alter Fans erobert.
Bond und auch die Bond-Girls (hier u.a. die hübsche Olga Kurylenko) sind keine klischeehaften Abziehbilder mit Hang zur Selbstparodie, sondern sorgfältig gezeichnete Charaktere mit vielen Facetten. Und das macht sie ehrlicher als jemals zuvor.

Trotz eines blassen Gegenspielers mit noch blasserem Helfershelfer, einem nicht ganz zur temporeichen Handlung passenden Bond-Song und einer zwar sehr straffen Inszenierung, die aber teilweise so wirkt, als wäre ein Höhepunkt an den nächsten gereiht, ist Craigs zweiter Auftritt mit großem Abstand besser und unterhaltsamer als sein Debut und macht zurecht Lust auf seinen nächsten Einsatz, denn: James Bond will return...in "SKYFALL"!

8/10

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