Review

Bond wird austauschbar…27.11.2008

Kaum zu glauben, wie heftig dieser Film überall diskutiert wird. Es war fast unmöglich, unvoreingenommen ins Kino zu gehen. Gewarnt durch Meldungen von der Wackelkamerafront setzte ich mich weit hinten in einen mit nur sechs Mann besetzten Saal, und das am Donnerstag um 20.00 Uhr, beste Kinozeit. Da sollte es doch voller sein…ein Omen? Um entsprechend vorbereitet zu sein, habe ich mir ein paar Tage vorher nochmals den „Casino Royale“ zu Gemüte geführt, und es darf konstatiert werden, daß man ohne dieses Vorwissen den neuen Bond gar nicht ansehen sollte, denn da vieles ohnehin in diesem Film wenig Sinn macht, wäre die Enttäuschung ohne Vorkenntnisse noch viel größer. Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die den früheren Bond-Filmen hinterher weinen, denn im Leben verändert sich vieles, auch in der Technik, und so manches aus den Bond-Werken ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Es macht mir also nichts aus, wenn die technischen Gimmicks samt Q nicht mehr mit an Bord sind.

Aber es stört mich ungemein, wenn man versucht, eine ehrwürdige Serie an aktuelle Trends anzupassen. Wann endlich wird man in Hollywood einsehen, daß Schnittgewitter zusammen mit exzessiver Verwendung der Handkamera einfach nicht mit Genuß ansehbar sind? Zum Glück waren zwei Teenies unter den Kinobesuchern, denen es genau so ging wie mir – die zwei haben auch teils gemault, weil der Überblick verlorengeht und man nicht mehr genau weiß, wer nun wem warum ordentlich aufs Maul gibt…es kann doch nicht sein, daß man sich moderne Filme nur noch auf DVD zu Gemüte führen kann, weil man dabei die Zeitlupentaste nutzen darf. Störend am aktuellen Film aber sind nicht nur die technischen Mätzchen, sondern auch die unzureichende Story und die hektische Machart, die Schauplatzwechsel betreffend. Atemlosigkeit soll erzeugt werden, aber als Ergebnis sehen wir leider nur eine zunehmend langweilig werdende Hast und Eile.

Bond sucht die Verantwortlichen für den Tod von Vesper Lynd. Dabei stößt er auf eine Organisation namens Quantum, die weltumspannend ist, überall ihre Handlanger hat und natürlich Böses im Schilde führt. Von Quantum sehen wir nicht viel, ein paar Schergen, einen vermeintlichen Anführer, und all diese beißen im Lauf des Films ins Gras. Bond ist nicht alleine auf Rache aus, sondern hat noch eine Bolivianerin an seiner Seite, gespielt durch eine Russin, die Rache am Mörder ihrer Familie sucht. Hilfe erhalten die beiden durch Mathis, der dies aber auch teuer bezahlen muß. Warum? Das bleibt mir leider verborgen, so wie auch manche anderen Hintergründe wie beispielsweise das riesige, aber unbewohnte Hotel inmitten einer Bolivianischen Wüste.

Machen wir es kurz. Der Film fängt mit einer unübersichtlichen Autoverfolgung an, setzt sich eilig mit wiederum unübersichtlichen Montagen in Siena, Haiti und Bregenz fort, um schließlich in Bolivien zu enden, aber auch dort herrscht ein Mangel an Bedächtigkeit. Bond guckt den ganzen Film immer gleich aus der Wäsche, das hat was von Seagal, ist ja auch ein Rachestreifen, hehe…der aber mit Bond nicht mehr viel gemein hat. Wenn man jetzt auch noch M entfernen würde, hätte man einen simplen, modernen, hektischen Actionfilm, der schnell ins Vergessen gerät. Das aber wird auch so geschehen, denn der Bösewicht ist einfach nur ein kleiner Mann mit dummem Akzent und final fürchterlichem Gekreisch. Insgesamt also ein Film mit vielen Schwächen, der leider modernen Trends anbiedernd hinterherläuft – 7/10.

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