Der scheinbare Schritt nach vorn, den schon in „Casino Royale“ angedeuteten charakterlichen und optischen Neuerungen vollständig Charakter zu verleihen, entlarvt sich hier als Schritt zurück: Hemmungslos kopiert Marc Forster sämtliche Unsitten des modernen Kinos, dabei fallen vor allem die mit CGI-Effekten pointierten Actionszenen und agilen, schnellen Schnitte mitten aus dem Herzen des momentan nicht nur besten Bourne-Film sondern wohl auch besten Actionfilm „The Bourne Ultimatum“ auf. So bleibt zwar eine grundsolide aber x-beliebige Effekthascherei zurück, im Gegensatz zu „Casino Royale“ werden leider keine Akzente gesetzt. Als tragendes Element ist es Daniel Craig, der in seinem zweiten Abenteuer deutlich sicherer und taktvoller mimt, dem Film folglich ziemlich gut zu Gesicht steht.
Doch, wie man es dreht und wendet, Bond funktioniert schlicht und ergreifend nicht (oder nur schlecht) als Fortsetzung – zumindest nicht in dieser Form. Die minimalistische Handlung ist vergleichbar wie ein einfacher Epilog zum Vorgänger “Casino Royale“ und offenbart das ungute Gefühl, dass auch „Quantum of Solace“ im Kern nichts mehr zu sagen hat. Dieser Epilog erzählt von Rache, Rache die Mr. Bond persönlich vollstreckt – mit aller Gewalt - dieses Motive zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, dabei ist der neue Bond an Substanz stellenweise kaum zu unterbieten und guter Rat ist ja bekanntlich rar gesät, so macht Regisseur Marc Forster das einzig logische und lässt seine drei Charaktere zur zentralen Kraft des Films verkommen.
Zwischen den Actionszenen, sind immer wieder kleine Dialoge angesiedelt, die Menge ist ebenfalls spartanisch, doch verhelfen diese dem Film auf eine attraktive Basis, und sorgen immerhin für ein wenig Tiefe. Ansonsten fehlt dem Film der direkte Draht zum Vorgänger um nahtlos an dessen Handlung anschließen zu können – so stellt man sich mehr als einmal die Frage nach Bezug oder überhaupt, wo kommen die Charaktere her…In der Summe der Summierung kann man über solche Ungereimtheiten hinwegschauen, „Ein Quantum Trost“ ist ungefähr auf 80% Action und 20% Handlung ausgelegt, und diese 80%, sind abwechslungsreich, mit 230-Millionen-Dollar schön inszeniert und folgen dem heutigen Zeitgeist: Realitätsnah und wie es mit Michael Mann modern geworden ist, mit maximaler Farbsättigung. Nur den Verächtern von reinrassigen Actionfilmen sei abgeraten.
Nach 100 Minuten haben wir den kürzesten und wahrscheinlich auch kurzweiligsten James Bond der Geschichte gesehen, dafür aber einen Film, der mit kaum Handlung und mit überwiegend blassen Charakteren dient. Am Ende, nach 100 Minuten sehen wir erstmals einen James Bond, der nicht mehr von Rachegefühlen getrieben wird, sozusagen realisiert nach seinem „Rachefeldzug“, nach diesem Trip erstmals und da sollte der nächste, nun schon 23. Bond ansetzen, an Folgen und Konsequenz, sprich charakterliche Änderungen herausarbeiten und so stehen wir wohl vor einem Neuanfang. Es scheint so als wäre „Quantum of Solace“ mehr als ein Übergang und unterhaltsam, größtenteils mit sehenswerten Actionszenen bestückt war er ja allemal…