Ein Kult der zu Recht nicht tot zu kriegen ist, muss sich in der Neuzeit etablieren. Mit "Casino Royale" bravurös gemeistert, geht es mit "Ein Quantum Trost" jedoch leicht bergab. Aber Barbara Broccoli trägt das Erbe ihres Vaters "Cubby" würdig weiter, nebst Urgestein Michael Wilson. Doch der neue Bond muss erst gefertigt werden. So begann man in den frühen 60er Jahren mit SPECTRE, hier ist es Quantum, die nun dem MI6 schwer zu schaffen machen. Eine geheime Organisation, die man nicht mal kannte und auf die erst der Tod von Vesper aufmerksam machte. Ja man sollte "Casino Royale" wirklich gesehen haben, um sich hier mühelos zurechtzufinden. Eigentlich knüpft man direkt daran an. Bond (Daniel Craig) schoss einem Mitglied von Quantum in den Fuß, Dieser wird nun bei der anfänglichen Verfolgungsjagd gut durchgeschüttelt und soll anschließend befragt werden. Doch Quantum macht es den Briten nicht so leicht, denn sie haben ihre Leute überall. Selbst ein langjähriger Mitarbeiter von M (Judi Dench) entpuppt sich als Verräter. Quantum hat gewonnen, trotzdem kommt 007 dem Quantum Mitglied Dominic Greene (Mathieu Amalric) auf die Schliche, der sich durch einen perfiden Plan die kompletten Wasservorräte von Bolivien sichern will.
Obwohl immer sehr simpel gestrickt, habe ich die Bösewichte, welche die Weltherrschaft anstreben, wirklich vermisst. Es war immer ein Element, dass den Agenten stets begleitet auf seinem Weg. Da ist Gegenspieler Dominic Greene noch auf dem Boden geblieben. Er macht Geschäfte mit einem korrupten General, an dem sich die Schönheit Camille (Olga Kurylenko) rächen will.
Die Wahl der Darsteller ist exzellent ausgefallen, obwohl es Mathieu Almaric ein wenig an Ausstrahlung fehlt. Aber gerade Judi Dench, Jeffrey Wright und Giancarlo Giannini legen eine großartige Performance hin. Und Olga Kurylenko ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch darstellermäßig auf hohem Niveau agierend. Nicht zu vergessen Daniel Craig, dessen Charakter eine Entwicklung durchmacht. Ist Bond anfangs noch unkontrollierbar, so wird er hier immer mehr zum treuen Agenten ihrer Majestät, der nun auch auf Befehl arbeitet.
Obwohl eigentlich alles neu ist, fühlt sich auch der Bondfan bald heimisch. So gefällt natürlich die kleine Verbeugung vor dem Kultklassiker "Goldfinger", denn Agent Fields (Gemma Arterton) Leiche ist hier komplett mit Öl überzogen und wird genauso hingelegt, wie einst 1964 Jill Masterson. Auch mag die Szene mit dem alten Propellerflugzeug ein wenig an "Der Hauch des Todes" erinnern und als sich der Fiesling bei der Oper in der Toscana nur noch an Bonds Krawatte festhält und Dieser ihn schließlich fallen lässt, könnte man ein wenig mit "Der Spion der mich liebte" vergleichen, genauso als Bond und Camille durch die Wüste wandern müssen.
Aber zuviele Veränderungen können dann doch schädlich sein. Für mich extrem störend ist das fehlende Intro mit dem Pistolenlauf, dass man nun ans Ende gepackt hat. Auch fehlen mir die Gimmicks von Tüftler Q. Der Bond der Neuzeit spielt nur mit dem Handy rum, ich vermisse einige Kuriositäten, wie zum Beispiel ein stark bewaffnetes Auto, eine Uhr mit Sprengstoff, oder Sonstiges. Bond ist hier der harten Realität ausgesetzt, wurde er doch in der Vergangenheit so oft durch diese Gimmick gerettet. Das gehört zu Bond wie der Vodka Martini. Ein wenig negativ fällt auch der Titelsong von Alicia Keys und Jack White ins Gewicht. Aber der restliche Score von David Arnold hat es wirklich in sich, wobei John Barrys Kultmusik öfter zur Geltung kommen könnte.
Aber Bond sind auch Dinge geblieben, die seit eh und je gleich sind, nehmen wir nur mal den ständigen Ortswechsel. Russland, London, Italien bis nach Bolivien. Dabei wechselnde Optik von nasskalt bis exotisch. Kameramann Roberto Schaefer versteht es die verschiedenen Orte prachtvoll in Szene zu setzen.
Nur den Cuttern Matt Cheese und Richard Pearson sollte vielleicht mal Jemand sagen, dass wir uns hier nicht bei der "Bourne Identität" befinden. Die herausragenenden Actionszenen sind leider ziemlich hektisch geschnitten, ganz besonders in der ersten Halbzeit. Kann man die anfängliche Autoverfolgungsjagd noch gut mitverfolgen, so wird es bei der Verfolgung des Verräters und der Motorbootjagd schon sehr schwer, alles zu erkennen. Auch wenn man Bond dem Hier und Jetzt anpassen will, oder auch muss, so hat dieses nervige Geschnipsel plus Wackelkamera hier nichts verloren und ist für mich, neben der zu kurzen Laufzeit, der größte Fopa in "Ein Quantum Trost". Man macht sich somit nur die mit Mühe konzipierten Actionsequenzen kaputt. Und davon gibt es hier eine Menge. Bond wird mit dem Auto, Boot, oder Flugzeug verfolgt, muss sich in zahlreichen Zweikämpfen, oder Schusswechseln beweisen. Auch wird hier der Endkampf gegen den Hauptgegner wieder eingeführt. Eigentlich ein absolutes Muss in einem Bondfilm. Die horenten Kosten, anageblich fast das Dreifache vom Vorgänger, sieht man dem Film immer an. Es darf viel zu Bruch gehen, sogar ein ganzer Hotelkomplex wird dem Erdboden gleichgemacht. Regisseur Marc Forster (Monster´s Ball, Stay) kann das Tempo kontinuirlich hoch halten, was in "Casino Royale" nicht ganz gelungen ist.
Ich hatte wirklich meine Bedenken, aber Bond ist immer noch Bond. Trotz der hektischen Schnitte, sehr kurzen 103 Minuten Laufzeit und einiger unnötiger Veränderungen, kann man wirklich zufrieden sein. Die Story ist solide, die Action ruppig und die Optik 1A. Nebst hat eine hochwertige Darstellerrige verpflichtet und Daniel Craig war und ist immer noch die richtige Wahl, auch wenn sein Charakter hier zahmer wird.
Nur wünsche ich mir für die Zukunft, da man den Zweijahresrythmus wieder einführen will, etwas mehr Rücksicht auf die dazugehörigen Elemente, die Bond ausmachten. Voneinander unabhängige Einsätze, die mindestens zwei Stunden dauern und ein wesentlich ruhigeres Schnittmuster.