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Wenn Daniel Craig und Judi Dench auch künftig im Alleingang einen Bond-Streifen stemmen sollten, ist es mit der Reihe nicht mehr weit her.
Während Craig in „Casino Royale“ noch einen knallharten Agenten mit Emotionen verkörperte, verkommt seine Figur hier zu einem Rüpel, einem bissigen großen Hund, der sich ohne Rücksicht auf Verluste durch ein Quantum Schauplätze beißt und noch nicht einmal Augen fürs Bondgirl hat, welches, stellvertretend für den kompletten Streifen, hübsch aber eben völlig ohne Ausstrahlung daherkommt.

Dass Bond 22 nicht mitreißt, liegt nicht unbedingt am Fortsetzungscharakter zu „Casino Royale“. Der Rache für Vesper Lynd zu folgen, wäre tendenziell eine gute Sache, wenn man sich unbedarfterweise denn noch an Vesper Lynd erinnern könnte, - denn dass dieser Bond einmal Liebe empfunden haben soll, fällt verdammt schwer zu glauben.
Folglich fragt man sich, wo das Konzept bleibt, wenn sich ein eiskalter Agent des MI6 unter dem breit gefächerten Motto Genugtuung und Vergebung durch verschiedene Zeugen killt, ohne sie vorher zu Wort kommen zu lassen.
Immerhin führt seine Spur recht schnell zum zwielichtigen Geschäftmann Dominic Greene, dem Kopf jener Organisation „Quantum“, in deren Fängen sich seine Geliebte einst befand und der für sein verheerendes Komplott bereits Kontakt zu verschiedenen Regierungen geknüpft hat. Zeit für Bond, mal wieder um die halbe Welt zu reisen, diesmal sogar eher auf eigene Faust, da Q ihm nach einiger Zeit alle Privilegien streicht…

Was von der Story her ein wenig an „Lizenz zum Töten“ anknüpft und in einer kurzen Reminiszenz sogar „Goldfinger“ würdigt, stellt sich als bruchstückhaft montierter Bond heraus, der weder mit Charme, noch mit nachvollziehbaren Rachegefühlen überzeugt.
Bisher bot fast jeder Bond-Streifen ein prägnantes Action-Highlight und mindestens ein spannendes Aufeinandertreffen zwischen 007 und dem Bösewicht VOR dem Showdown.
Hier hastet man von Chile nach Bregenz, vom Voralberg nach Mexiko und vom Gardasee bis in die Toskana, ballert und liefert sich Verfolgungsjagden, doch hängen bleibt von alledem kaum etwas.
Zweifelsohne sieht ein freier Fall nach dem Duell zweier Jets effektiv aus, die Turnerei mit Seilen und Trägern innerhalb einer sakral anmutenden Baustelle bringt ordentlichen Drive und auch eher schlicht gehaltene Motorboot-Duelle lassen das Herz eines jeden Action-Fans höher schlagen. Doch das Spezielle, die Gimmicks, die einen Bond stets ausgezeichnet haben, die Situationskomik mit Auflockerung, der coole Spruch nachdem etwas hinter 007 explodiert ist, - all das fehlt und man erhält nichts weiter, als hektisch geschnittene Massenware ohne Seele.

Craig befindet sich dabei, trotz aller Bemühungen in bester Gesellschaft. Mathieu Amalric kann als Bösewicht kaum Akzente setzen, sein Fieslingspartner Joaqin Cosio als korrupter General und Sadist spielt ihn in seinen wenigen Szenen locker an die Wand.
So unerotisch wie um die Bondgirls war es allerdings noch nie bestellt. Was Olga Kurylenko als traumatisierte Camille und Gemma Arterton als MI6-Mitarbeiterin mitbringen, wirkt fast wie ein notwendiges Übel: Hübsche Gesichter, damit sich Bond nicht gänzlich in rauer, männlicher Runde während seines Rachefeldzuges befindet. Sex? 000.
Einen Lichtblick bietet einzig Giancarlo Giannini als Agent Mathis, der 007 für einen Moment einen Ruhepool liefert, den der Zuschauer, allein der fehlenden Emotionen wegen, gerne länger gesehen hätte.

Das Konzept eines modernen, rauen James Bond ist wahrlich kein schlechtes, doch was in „Casino Royale“ einen packenden Einstand erlebte, verkommt hier zu einem fahrig dahin geklatschten Action-Spektakel in schicker Verpackung ohne Herzblut.
Zeitgemäß ja, markant kaum mehr. Konfektionsware weit weg von dem, was einem mitfiebern lässt.
5 von 10

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