Review

Da geht man voll Vorfreude ins Kino und dann das.....

J.B. in "Ein Quantum Trost" - die Initialien stehen für Jason Bourne möchte man nach Durchsicht dieses Rohrkrepierers meinen.

Die Eigenständigkeit der Bond-Filme wurde über die gesamte Schaffensperiode erhalten. Zwar wurden immer Mal Experimente gemacht hinsichtlich des Grades an Realismus und auch Härte, aber die Eigenständigkeit der Filme blieb erhalten. So ließ sich auch noch nach den High-Tech-Fantasy-Aalglatt-Spektakelfilmen eines Brosnan-Bond immer noch ein Bond-Film in Casino Royale erkennen - auch wenn der Härtegrad und insbesondere der Realismus die Reihe wieder eingeholt haben sollte. Schön dachte ich damals - sehr schön! Einziger Makel war die unglaubwürdige, vollkommen schnulzig interpretierte und von Schwachsinnsdialog gekrönte Liebesbeziehung zwischen Bond und Vespa - aber die positiven Aspekte von Casino Royale waren einfach zu überzeugend.

Nun also ist es Zeit für Bond Rache zu nehmen - oder doch nicht? Denn irgendwie mag das Gefühl eines Rachethrillers nicht aufkommen. Zwar setzt der Film nahtlos an seinen Vorgänger an, aber Bonds Motivation bleibt aufgrund seiner Unterkühlten etwas zwanghaft wirkenden Art immer etwas unklar. Will er wirklich die Strippenzieher hinter den Kulissen für den Tod seiner Geliebten büßen lassen - oder erledigt er nur mehr als rüde seinen Job. Bis zum Schluss bleiben seine Emotionen dem Zuschauer verschlossen. Harter Kerl schön und gut, Entwicklung zum "keine-Beziehung-eingehenden-Ladykiller" auch schön und gut - funktionieren tut es irgendwie nicht.

Wo wir auch schon beim Gegenspieler wären: irgend so eine Schmalzlocke mit frisurgeschädigtem Helferlein - absolute Banane der Typ und uninteressant. Zwar eklig schmierig und verschlagen - aber auch hier bleibt eine Blässe, die mir allen Dialog seinerseits vollkommen gleichgültig ließ. Diese Abstrusitäten innerhalb der möchtegern-komplex-Stoy sind einfach in keinster Weise mitreißend. Die Storyentwicklung ist so neumodisch wie sie nur sein kann. Es gibt kaum klare Identifikationsfiguten insb. auf der Seite der Schlawiner, dazu wird der Hintergrund immer Häppchenweise zwischen den immer widerkehrenden Verfolgungsjagten erzählt, ist dabei aber bemüht, alles so angerissen und pseudo-intelligent zu erzählen wie nur möglich, dass mir die Story vollkommen egal wurde. Ich mag einfach keine Filme, die keine klaren Ziele vorgeben.

Wo wir auch schon bei der Action wären. Denn passend zur Story gibt es hier auch keine klare Linie. Wer glaubt, man würde irgendwann mal zum Actionclimax kommen, ebenso wie zum Spannungshöhepunkt, der irrt. So einen klaren Spannungsbogen findet man heutzutage nicht mehr bei vielen Actionthrillern, auch nicht bei Bond! Der Film strotzt einfach nur so über vor Verfolgungsaction. Alles verfolgt Bond, greift ihn an und er tötet es - basta! Dazwischen Gelaber für die tolle Agentenstory - ähnlich einem Bourne 3. Hinzu kommt, dass die Actionsequenzen ebenso wie in den Bourne-Filmen (insb. im dritten Teil) nur noch verwackelt sind. Extremer Einsatz von Handkamera und dazu ein Schnittfeuerwerk das seinesgleichen sucht, machen jede, ja wirklich jede Actioneinlage des Films zum Brechmittel. Als Zuschauender bekommt man nichts mit. Ich hasse diese Art des Filmens abgrundtief! Schon nach den ersten 15 Minuten hatte ich somit keinen Bock mehr auf diesen Streifen. Hinzu kommt diese ständige Wiederholung der Action: immer nur Verfolgungsjagten und Bond tötet alles. Einfallslosigkeit könnte man den Machern vorwerfen, wenn da nicht doch innerhalb der Verfolgungen immer wieder die Fahrzeuge und Locations gewechselt werden. Aber letztendlich sieht man nichts Beeindruckendes - denn alles irrsinnig Besondere wurde weggewackelt. Ein Beispiel ist die Aktion mit dem Haken auf dem Boot - was passiert da eigentlich? Wenn schon eine Bootsverfolgung, dann doch bitte so inszenieren wie Woo in Face/Off! Klar gefilmt, extreme Spannung und der Zuschauer weiß auch was gerade passiert und wo es langgeht.

Kommen wir nun zu den fehlenden Bond Elementen: Q und Moneypenny. Man kann ihren Wegfall verschmerzen - einfach weil sie auch nicht in den Film gepasst hätten. Einmal wegen ihrer Art und dann auch, weil der Film direkt an den Vorgänger anschließt. Warum der Satz "Mein Name ist Bond, James Bond" nicht fiel, bleibt mir ein Rätsel. Der typische Bond-Drink ist auf dem Weg zur Vollendung - das geht in Ordnung.

Nun zu den Elementen, welche auch noch einen Bond-Film ausmachen. Zum einen der Bösewicht/eine Organisation, welche die Weltherrschaft an sich reißen will (übertrieben formuliert). Ja, die haben wir hier. Leider absolut blass und irgendwie bedeutungslos. Lächerlich ist die Szene als ihre Führungsmitglieder sich von Bond aufschrecken lassen und so ihr Gesicht preisgeben - was für Pros! Eine etwas abstruse Verschwörungsgeschichte mit einem fantasyartigem Plan die Welt zu erpressen ist hier ebenfalls gegeben. Aber musste man Ewigkeiten warten, bis man endlich den bescheuerten Grund hinter allem sieht? Diese kurze Einstellung des Stausees und das wars? Ich für meinen Teil hätte es auch besser gefunden, wenn man diesen recht unglaubwürdigen Teil weggelassen hätte. Leider geht hier der Realismus des Vorgängers flöten!

Absolut wieder angekommen in Brosnan-Zeiten sind wir dann im Finale, wo ein Kalksandsteinbunker von einem hochmodernen, aber verlassenem Hotel mitten, aber wirklich mitten, in der Wüste als Kulisse dient. Schwachsinn dort ein Hotel zu haben - aber was solls. Der größte Schwachsinn sind dann diese explodierenden Behältnisse (was war das nochmal? ach egal!) welche den häßlichen Bunker dann in Schutt und Asche legen. Da weiß man dann auch, wieso das Hotel so unbewohnt war: mit diesem Sicherheitsmangel hat der TÜV wohl seine Freigabe verweigert - muhaharr!

Wer übrigens im Film die Szene aus dem Trailer erwartet, welche auch die zahlreichen Plakate schmückt, in der Bond so elegant mit ner dicken Knarre übern Hügel kommt, der kann lange warten. Gibts nicht! Und die geile Knarre erst recht nicht!

Fazit: Trotz einem gut aufgelegtem Craig macht Bond wieder einen gewaltigen Schritt nach hinten! Dieser Film hat zwar immer noch Bond-Elemente, diese hätte man jedoch lieber weglassen sollen und dafür beim Realismus verharren sollen. Dafür fehlt aber auch viel typisches - auch wenn ich es absolut verschmerzen konnte. Größtes Manko ist die dünne, pseudointelligente Story und ihre schreckliche Erzählweise ohne roten Faden und Fixpunkte, dazu noch die Blässe des oder der Bösewichter. Auch kommen zwei, drei beknackte Logikfehler hinzu und die Action ist einfach unter aller Sau gefilmt und umgesetzt - so machen mir Actionsequenzen keinen Spaß! Dazu sinds auch noch ständige Verfolgungsjagten - man denkt, man kommt da gar nicht mehr raus.

Spannung mochte übrigens bei mir (und auch vielen mit denen ich im Kino war) keine aufkommen.
Das liegt zum Einen an der unspannenden Story und dann auch an der immer gleichen Art der Action - mit immer gleichem Ausgang. Einfach boooring!

Enttäuschend im Vergleich mit seinem Vorgänger, schwimmt Ein Quantum Trost hinsichtlich seiner Action- wie Storyinszenierung im Kielwasser von Jason Bourne 3 mit - jeglicher Eigenständigkeit so gut wie beraubt!


Außerdem haben wir schon wieder einen blöden Titel mehr in der Reihe: ganz gen Ende bekommt man dann auch mit, dass die Geheimorganisation (welche nicht weiter erklärt oder gar aufgedeckt und zerschlagen wird) tatsächlich Quantum heißt! Was eine Scheiße!

Ich vergebe unterdurchschnittliche 5 von 10 Punkte

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