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Pilotfilm #19: Jenseits von Eden (2017)

Pilotfilm #19: Jenseits von Eden (2017)


"Dieser Film basiert auf alternativen Fakten" heißt es zu Beginn; nachdem man in Santiago de Chile in der dunklen Nacht im Grab des längst verstorbenen Erich Honecker herumgewurstelt und dort geheime Verschlusssachen wieder zutage gefördert, und folgend noch ein Nudistencamp in der Wüste in Aufruhr gebracht hat. Alte Offiziere werden wieder eingeflogen und reaktiviert, damit man sich das Land von vor 1989 und den Status Quo und die Mauer quasi wieder zurückholt. Auferstanden aus Ruinen soll die Stimmung hier sein, nach der vorhergehenden Depression nun wieder alles Freude und eitel Sonnenschein, was zu entsprechend knalligen Symbolen (die rosa Limousine als Hochzeitskutsche, die "Polonäse Blankenese" auf der Tonspur etc.) und einem analogen Gehabe und Getue aller Akteure auch und einem narrativen und dramaturgischen (Drogen)Rausch führt.

"Alles andere läuft wie geplant, versprochen." heißt es zur Beruhigung, dem ist natürlich nicht so, wenn man schon so beginnt. Allerdings wird in der Schmierenkomödie bald der Brautvater von Leuten in NVA-Uniformen entführt, demnach gibt's zumindest die Verfolgungsjagd (in der rosa Limousine) auf der Autobahn, sodass man sich wenigstens etwas heimisch fühlt. Schüsse knallen, Handgranaten fliegen, die motorisierte Quetschkommode hebt es einmal längs über die Fahrbahn und auch Explosionen erhellen die Szenerie. Später wird noch in das ehemalige Gebäude der Ständigen Vertretung der DDR eingebrochen, ein versteckter Prepperbunker bei den Schwiegereltern und die erste große Liebe der Braut, alles Ossis natürlich und alles FKK-Fetischisten auch entdeckt; sowie das Fahrzeug von Nino De Angelo für eine weitere Hatz auf erneut einer Autobahn zweckentfremdet. "Ich geb's zu, jetzt wird's wirklich echt seltsam."

"Du kleiner Fidel hältst jetzt einfach mal die Fresse."
Zugutehalten muss man dem ganzen Zinnober um eine in Brandenburg für einen Coup d'État in Bereitschaft stehende Reservistenarnee voller Abgehängter, Ostalgiker und Wendehälse, dem heimlichen Sohn des dahingeschiedenen Staatsratsvorsitzenden und den geplanten gesamtdeutschen Sozialismus 2.0, ein verstecktes Golddepot, und eine aus Kuba heran geschmuggelte Mittelstreckenrakete mit Nuklearsprengstoff, dass hier wirklich alles möglich sein kann und auch so behandelt wird. Zudem filmt die Regie von Stammpersonal Franco Tozza die aufgeregten Leute und ihre ebensolchen Erlebnisse (und die penetrante Musikdarbietung von alten politischen Gassenhauern) möglichst unaufgeregt, und hält vor allem die Action trotz sich überschlagender Wagen und der mauernbrechenden Gattling Gun verhältnismäßig ebenerdig. Da wird ein Traktor samt Anhänger per Granatwerfer gesprengt und ein Militärjeep den Weinberg hinunter gesegelt, später gibt's noch die Amokfahrt eines Panzers, zu dessen Beigaben auch einige glorreiche Explosionen zählen.

5/10

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