Pilotfilm #18: Cobra, übernehmen Sie (2016)
Pilotfilm #18: Cobra, übernehmen Sie (2016)
Mit Aktionstagen fängt man auch hier an, allerdings mehrfach anders, als man es kennt und es sich vorstellt und auch in mehrfach anderer Hinsicht, als das man es gewohnt ist; einmal wird die Szenerie von einem Kind mit Matchbox entwickelt und imaginiert und wenn das ganze Geschehen dann in live vorangetrieben wird, ist es eine 'Rückblende' in den April 1996 mit einem digital verjüngten Semir Gerkhan, welcher genauso viel Überzeugungskraft aufweist wie auch Zeitkolorit vorhanden ist, also gar keine. Nun hat man die Serie und somit auch deren Pilotfolgen, fast 20 Stück an der Zahl nicht wegen dem Realismus geschaut, ein wenig mehr Mühe hätte man sich beim Prolog aber schon geben können, immerhin ist dafür beim Sprung in die Gegenwart die Explosion wieder Leinwand- und abendfüllend und segelt dort auch der nunmehr erwachsen gewordene Partner, das Kind von damals vor einem in Flammen aufgehenden Tanklastwagen hinweg.
Das Gleiche wie immer also im Rest der Erzählung, erst der Radau auf den Strassen, die Schusswechsel mit fliehenden Gangstern, die ineinander fahrenden Lkw, die platzenden Reifen; Routineeinsatz mit einem anderen neuen Partner, ein blondgelockter Schönling, gespielt von Daniel Roesner (zuvor in anderen Rolle neben Axel Stein einer der Deppen von Turbo & Tacho, der wohl schlimmsten Phase der Serie), eine Art Schweighöfer mit Muskeln und Fransekopf, dessen Engagement immer etwas gestellt wirkt und gespielt und fanatisiert. “Zeigs ihm, mein türkischer Hengst.“ heißt es da, nicht vom Partner natürlich, sondern von Gerkhans Angetrauter, die das destruktive Geschehen auf der A4 samt einer Prügelei in und auf einem fahrenden Wohnmobil vorm Fernsehbildschirm mitverfolgt; der türkische Hengst hat trotz Oberhand aber bald Aussetzer, nach zwei Jahrzehnten Autobahnpolizei ist der Lack doch auch mal ab und gibt es Störungen im Getriebe.
Gedreht von Franco Tozza, einer der führenden Spezialisten der Serie, wird es hier nach einem persönlichen Einstieg zu Beginn der (mit Allmachtsfantasien in Größenordnung und Familienkram gefüllten) Langepisode dann wieder krimineller und aktiver, geht es doch um einen wegweisenden internationalen High Tech Player ('Video-Konferenzing', Smart Payment und Musikstreaming), welcher freies Internet für die ganze Welt, nach dem Motto “Make the world a better place“ anbieten will. Höchste Innovation in der hauptsächlich in New York sitzenden (von Thomas Heinze verkörperten) Konzernführung also, nur vergleichbar mit dem aus Köln schreibenden Drehbuchtrio (+ zwei Head Writer, also fünf Autoren), und schlechter Moment für Ausfallserscheinungen, ärztliche Behandlung und Verordnung von Ruhe, einem Puls nie über 120, die dem eigentlichen Hauptdarsteller hier anheimfällt.
“Ich habe auf der Welt kein größeres Ungeheuer, und Wunder gesehen, als mich selbst.“
An dessen statt muss dann der Schönling mit den kaputten Struwelhaaren und den rutschenden Jeans ran, nach einem Auffahr'unfall' in der Innenstadt sich mit osteuropäischen Schergen und deren halbautomatischen Waffen und gar Raketenwerfer zwischen den Bürotürmen duellieren, zudem wird ein Safe House überfallen, ein Auto in das Hafenbecken geschmissen und dafür ein Motorboot auf das Festland katapultiert. Später wird getreu des Titels ein Mission Impossible - Verschnitt hieraus, mit Einbrüchen in ein (belgisches) Hochsicherheitssystem und einer Rakete mit einem Unfruchtbarkeitsvirus etc., was die bislang vergleichsweise irgendwie maue Action ablösen soll, es gibt die Entführung einer Hochschwangeren, es gibt zwei kurzberockte Beamtenamazonen, es gibt einen Bösewicht, der sich bondgleich den Wolf ablabert und es gibt genreunfreundlich verwackelte Nahkämpfe und lahme Shootouts, was dann den Zuschauer auf 180 bringt. (Neuzugang Roesner ist ohne Schuld auch Bestandteil der bei den Fans 'heißgeliebten' Episoden Die Wächter von Engonia, wo es Undercover beim LARP zugeht, FKK-Alarm für Semir und Jenseits von Eden mit dem Militärputsch von Honeckers geheimen Sohn Ronny; wo sich Semir als Castro-Spross Fidelito tarnt.)
4/10