Pilotfilm #02: Höllenfahrt auf der A4 (1999)
Pilotfilm #02: Höllenfahrt auf der A4 (1999)
Die zweite Pilotfolge nach dem Serienstart Bomben bei Kilometer 92 im März 1996 überhaupt, die letzte Eröffnung auch in dem Jahrhundert, im vergangenen Jahrtausend quasi, wurden erst darauffolgend fast im jährlichen Turnus weitere 'Spielfilme' als Opener der jeweiligen Staffeln angeboten und nachgereicht, wobei die Zählung der Serie selber, die Episodenreihung sowieso höchst ungewöhnlich bis verwirrend und auch beim eigentlichen Produktions- und Haussender RTL nicht einheitlich und nicht aufeinander abgestimmt ist. Höllenfahrt auf der A4 jedenfalls führt einen neuen zweiten Hauptdarsteller ein, Tom Kranich, gespielt von René Steinke, wobei dieser selber auch an erster Stelle genannt wird und der 'kleine Türke' Erdoğan Atalay erst mit zunehmender Spieldauer und stets wechselnder Begleitung zum eigentlichen Aushängeschild des Semir Gerkhan dann wird. “Den letzten beißen die Hunde“ quasi, oder auch “Wer schreibt, der bleibt“, Atalay hat sich nicht von der Produktion weg locken lassen und (die oft jeweils gut harmonierenden, aber auch fluktuierenden) Partner einfach ausgesessen.
Starten tut man auch mit dem Neuen, verbal zumindest, wird sein erster Tag erwähnt und extra der Kuchen vorbereitet, während der hier schon Alteingesessene seinem ewig gleichen Tagewerk nachgeht, die Amokfahrer über die Autobahn scheucht und dabei auch ein Massencrash mit Dutzenden Karosserien auslöst. Ein Auto wird dem kreisenden Nachrichtenhubschrauber entgegengeschleudert, ein Blech- und Metallinferno sondergleichen, mit 3 km Stau, weil der Deutsche nicht gucken kann, nicht bremsen, bei der Fahrt Bier trinkt oder mit dem Handy telefoniert. Immerhin ist dies auch ein Zusatz und eine Erneuerung zur eigentlichen Geschichte, die eigentlich langweiliger nicht sein könnte, unabhängig davon, dass es schlicht die Kopie von Jack Sholders Deadly Speed - Todesrennen auf dem Highway a.k.a. High Speed - Wenn die Bremse versagt (1997), einem auf Fox Network ausgestrahlten Fernsehfilm mit Judge Reinhold, Nina Siemaszko und Leon Robinson, und teilweise bis auf die Details auch ist. Dramaturgisch bieder und schlichtweg nicht viel zu holen, von vornherein schon, denkt man, dann ist noch ein Baby an Bord, es fehlt im Grunde noch jemand Hochschwangeres und vielleicht noch ein kleiner Hund. Einer der Insassen ist von Start weg auch höchst unsympathisch, was im Original anders ist, dafür geht man hier schnell los und beizeiten übers Tempolimit drüber. Aussehen tut man dabei trotz offenkundigen Aufwand beide gleich provinziell, da lässt sich die Herkunft für's Kabelfernsehen nicht verleugnen, weder hier wie dort, “Mein Gott, was für ein Tag.“ ist das Motto und das Credo.
Also wird ein bisschen Drama und Thrill und fleißig Politikgeklüngel aufgebaut, für Leute, die bei solchen Sensationsmeldungen vor dem Radio kleben, später kommt dann noch der RTL Hubschrauber hin zu und liefert Bilder für Peter Klöppel und RTL Aktuell, spannender als die Tagesthemen. Für die heimischen Zuschauer in und um die hässlichen nordrhein-westfälischen Ruhrpottstädte gibt's sowieso einiges zu gucken und zu kommentieren, besonders hinsichtlich des Straßenverkehrs, das Elefantenrennen der Lkw zum Beispiel, das Tempolimit auf den deutschen Autobahnen, das dickbäuchige und dick bebrillte Touristenpaar, dass die Überholspur blockiert, die berüchtigte Weisweiler Kurve vor Aachen, die Demolierung des lilafarbenen Toilettenhäuschens usw. usf. Dass der Film zu einer Zeit noch ohne Internet, aber furchtbarer Musik auch spielt und es hier begleitend um eine (von Siggi Müller moderierte) Radiosendung samt eben Live Übertragung (von Thorsten Nindel, dem Deppen von Das Amt) geht, macht den Film vollends zum provinziellen, aber aufgrund erstaunlich vieler Deppen hier in Deutschland auch zum zunehmend mitreißenden Museumsstück.
6/10