Der RTL-Dauerbrenner "Alarm für Cobra 11" dürfte bei der Allgemeinheit
eigentlich nicht besonders gut ankommen, bei allem was man so hört,
die Actionserie läuft aber schon seit Mitte-Ende der 90er erfolgreich im TV.
Typisch für RTL-Zuschauer: Niemand will die Sendungen gesehen haben, doch am Ende schauen immer genug zu, sodass Traumquoten entstehen .
Es geht hierbei um Semir Gerkhan (Erdogan Atalay) und seine Kollegen
von der Autobahnpolizei, die "Mörder, Erpresser und Autoschieber"
verfolgen, um Deutschlands Straßen sicherer zu machen.
Herzstück der Serie sind die zahlreichen Autoverfolgungsjagden und Fahrzeugcrashs, die es wohl in Deutschland nirgendwo besser gibt. Tatsächlich sind die Stunts, die in der Nähe meines Heimatortes auf einer eigens gebauten Autobahnstrecke gedreht werden, auch für internationale TV-Verhältnisse ganz ordentlich inszeniert und zum Glück komplett handwerklich. Die seltenen Schießereien gehen inordnung, Vergleiche zu amerikanischen Produktionen sind aber nicht angebracht. Bei der vielen Action wird nicht selten mal die gesamte Story außen vor gelassen und die Aufmerksamkeit richtet sich ausschließlich auf Blechschäden und Explosionen. In die Luft geht hier übrigens alles beim kleinsten Vorwand oder zumindest wenn die Storysituation es erfordert, obwohl das Finale einer jeden Folge überaschenderweise meistens recht bodenständig daherkommt. Stunttechnisch mag Hermann Johas Team hierzulande führend sein, aber wie man eine Geschichte erzählt, wissen die Macher offenbar nicht. Zugegeben, manche wenigen Folgen sind relativ interessant erzählt, doch bei einem Großteil der Episoden kümmert einen die Hintergrundstory nicht die Bohne.
Schauspielerisch muss man sich mit nicht allzu viel zufrieden geben, vor allem in emotionalen, dramatischen Momenten wird es sogar mal unfreiwillig komisch, nur Cobra 11-Urgestein Erdogan Atalay punktet bei mir immerhin mit Sympathiewert. Ähnlich wie die Leistungen der Akteure ist auch der leichte Einsatz von Humor nicht gerade ein Aushängeschild, den kann man sich nämlich getrost sparen; witzig ist das nur sehr selten. In den neueren Folgen hat man versucht, mit modernen Kameraeinstellungen, schnellen Schnitten etc. ein bisschen CSI-Optik in die Serie zu holen. Geholfen hat das meiner Meinung nach nicht, da die Übersichtlichkeit darunter leidet und ich eher auf altmodische Inszenierung stehe.
Auch wenn man ab und zu gute Einfälle für die jeweiligen Actionszenen vorzuweisen hatte, wie etwa Kampfzenen mit Schaufeln und Eisenrohren oder ein Feurwehrschlauch als Rettungsseil, nutzt sich das Prinzip nach so vielen Jahren etwas ab. Man muss nicht jede Folge gesehen haben, um festzustellen, dass die Unfälle und Verfolgungen auf die Dauer wenig Abwechslung bieten, genau wie die sich gleichenden Schauplätze (NRW-Autobahnen, altes Ruhrpott-Industriegelände,).
Wenn nichts Gutes im TV läuft, bleibt "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" durchaus eine Alternative und man kann seinen Spaß daran haben wie möglichst viele Autos spektakulär verschrottet werden. Die älteren Staffeln bieten solide Unterhaltung mit wenig Story und einigen Schauwerten. Die aktuelleren Folgen wollen die jüngere Generation mit modernen Stilmitteln und Drehbüchern aus der Feder international erfahrener Autorern ansprechen, wirken dabei jedoch hin und wieder zu aufgesetzt und auf amerikanisch getrimmt.