Nachdem ich mir nach vielen Jahren "The last Boy Scout" gegeben habe und angenehm überrascht war, daß der Film über eine zeitlose Qualität verfügt, nahm ich mir nach großem zeitlichen Abstand auch das andere Action-Highlight der frühen 90er Jahre vor.
Um es vorweg zu nehmen, "Alarmstufe Rot" hat mich enttäuscht.
Und das liegt keineswegs am "Mann mit der Gesichtslähmung" Steven Seagal, denn der Film gefiel mir damals trotz seiner Anwesenheit.
Dabei fing alles gut an, denn zu Beginn legt der Film überzeugend los. Die Kaperung des Kriegsschiffes mit einem ausgeflippt kontrollierten Tommy Lee Jones und einem verschlagen schmierigen Gary Busey macht einfach Spaß.
Auch wenn man es heute ja schon gewohnt ist, die professionelle Vorgehensweise ohne Rücksicht auf irgendwelche Menschenleben, war damals beeindruckend und ist auch heute noch stimmig.
Nur sobald der Koch Casey Ryback (Steven Seagal) nach etwa 30 Minuten loslegt, verliert der Film zunehmend an Fahrt trotz der ständig ansteigenden Wucht der Ballerorgien.
Erst ist der Gedanke noch ganz witzig, daß ausgerechnet der Koch die Profi-Truppe aufmischt, aber sobald allen Beteiligten klar ist, daß es sich hier um eine All-Round-Waffe der Navy handelt ist jeglicher Esprit verloren.
Der Film wird ja gerne mir den "Die Hard" Filmen verglichen - einsamer Kämpfer gegen eine scheinbar unbesiegbare Übermacht - aber genau daran erkennt man den Qualitätsunterschied.
Während Bruce Willis seine Unterlegenheit durch eisernen Willen ausgleicht und der Zuschauer nie weiß, ob er auch gewinnt, ist Seagal hier so unbesiegbar wie Superman - Spannung erzeugt das nicht.
Außerdem wird das Geballer im engen Schiff immer unübersichtlicher , während die Kämpfe in "Die Hard" abwechslungsreich und übersichtlich gestaltet sind.
Zusätzlich fragt man sich, wieso die bis zum Auftauchen des Kochs so professionellen Gangster plötzlich zu unfähigen Idioten werden. Jones hat ihn doch vor der Knarre, aber wieso diskutiert er dann noch mit ihm???
Positiv ist noch zu vermerken, daß Seagal hier nur wenig Gelegenheit hat, sein nicht vorhandenes schauspielerisches Talent zu zeigen. Aber schon die wenigen Momente im Dialog mit "Miss Juni" beweisen, daß man darüber froh sein kann. Der abschließende Kuss vor versammelter Mannschaft ist nur noch peinlich.
Fazit : im ersten Drittel noch sehr ordentlicher konsequenter Actionfilm mit den gut aufgelegten Jones und Busey, der dann aber stark an Spannung verliert und zur leicht unlogischen Actionorgie verkommt (5/10)