„Madagascar“ – ein Film, welcher durch seine sarkastisch-amüsante Witze und der recht eigenwillig erzählten Story damals das Publikum unterhielt. Die Regisseure Eric Darnell und Tom McGrath haben mit dem Film anscheinend mehr Erfolg bekommen, als erhofft bzw. erwartet. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fortsetzung anstand. Mit den Sequels ist es ja immer so eine Sache. Man versucht den Erstling nachzueifern, doch außer ein paar recycelten Sequenzen unterliegt die Zweitverwertung meist immer dem Original. Doch wie sieht es mit Kinderfilmen aus? Pixar hat eindeutig bewiesen, dass man das Original noch toppen kann. Siehe hierfür „Toy Story 2“. Darnell und McGrath versuchten es auf dieselbe Art und Weise, sponnen die Story solide weiter – doch auch hier ging es nicht ganz ohne Recycling…
Die Geschichte setzt dort an, wo der erste Teil unweigerlich aufhörte. In Madagascar. Die 4 Freunde wollen nun endlich zurück nach New York, doch die Flugzeugmaschine stürzt ab und sie landen wieder dort, was man „Natur“ nennt. Diesmal in Afrika. Wie der Originaltitel schon verrät („Madagascar 2: Escape to Africa“). Löwe Alex findet hier seine Familie wieder, Nilpferd Gloria und Giraffe Melman kommen sich nun endlich sehr nahe und Zebra Marty findet Kollegen, die sich ziemlich ähnlich sind. Sehr ziemlich ähnlich. Wie es zu einem Kinderfilm gehört, hat auch dieser Film die obligatorische Dramatik, es entstehen Konflikte unter den Freunden – doch am Ende, ist alles wieder gut. Und der Böse hat auch seine gerechte Strafe erhalten. So weit der Plot. Als Basis diente hier die Geschichte von Alex weiter zu erzählen. Wo wuchs er auf? Wo lebte er damals? Sehr ergreifend zeigt der Prolog des Films dieses Schicksal. Alex wird als kleiner Löwe von Jägern geschnappt, doch er kann„entwischen“, landet im Meer um dann in New York aufgefischt zu werden. Dieser Part ist stark am Wasser gebaut. Die steife Animation hindert nicht daran, die Emotionalität in dieser Sequenz rüber zu bringen. Es sind nur Tiere. Es ist nur ein Computerfilm. Doch was einen Film wirklich auszeichnet ist, ob man das Publikum für sich gewinnen kann. Wie schaffe ich es, das Publikum dazu verleiten, nicht umzuschalten, sondern dran zu bleiben? Die Macher bedienten sich dabei einer nicht gerade originellen, aber durchaus wirksamen Idee. Man zeigt Zweifel, Trauer, Angst – Verloren. Leider erreicht der Film im Laufe seiner Story nie wieder dieses Niveau, Emotion und Dramatik perfekt zu mischen. Sei’s drum.
Was die „Madagascar“-Filme auszeichnet, ist die Qualität der Witze. Sowie deren Niveau. Deswegen sind diese Art von Scherzen und Anspielungen eher Erwachsenen zugänglich. Für das kleine Publikum hat das Team aber auch absurden Slapstick parat. Es gibt amüsante Anspielungen auf Walt Disneys Mega-Klassiker „The Lion King“, er wird durch einen Charakter auch gebührend parodiert. Zusammenhänge zum ersten Teil sind weitgehend nicht vorhanden, was dazu beiträgt, das sich dieses Sequel auch denen erschließt, die den ersten Part nicht gesehen haben. Abgesehen von der Parodie kann die Qualität der Witze leider nicht ein hohes Niveau beibehalten. Das gewaltig, mal absolut zum totlachen, dann wieder so dämlich, das es einfach nur peinlich ist. Als komödiantischen Höhepunkt ließe sich die Sache mit dem „Sterbeloch“ beschreiben. Jeder, der erkrankt, sucht sich ein Sterbeloch um eben, naja, zu sterben. Da Medizin den naturalistischen Tieren weitgehend unbekannt sind. Ein Schock für Melman. Aber nur auf den ersten Blick. Bis ihm die Rolle des Mediziners angeboten wird. Jedoch mit einem widerspenstigen Haken. Die weiteren Witze laufen eher auf der Schiene der Normalität – und sind im Gegensatz des Vorgängers eher subtil gehalten, ohne bösen Unterton. Schade eigentlich. Nichts desto trotz sprüht der Film vor Charme und Leichtigkeit, und unterhaltsam ist er auf alle Fälle. Nur das letzte Drittel weist einiges an Langatmigkeit vor. Die Szene mit dem Opferungsritual im Vulkan mag zwar eine nette Idee sein, aber sie zieht den Film unnötig in die Länge. Generell hat der Film sehr viele Nebenhandlungen. Es ist zwar alles noch im überschaubaren Überblick, aber dadurch leidet leider die Lust am Schauen. Nach einer guten Hälfte hätte der Film ruhig zu Ende sein können. Denn ab nun an übernimmt die kindliche Dramatik die Regie, der Witz wird zurück geschraubt, auch wenn die Pinguine wie so oft die meisten Lacher ernten. Doch auch deren Part ist nicht mehr so boshaft wie zuvor.
Neue Charaktere, viele neue Geschichten. Tom McGrath und Eric Darnell gelang es nicht, die Originalität des Erstlings zu kopieren. Es werden viele Witze kopiert und neu variiert, aber auch das Novum kommt nicht zu kurz. Wenn auch etwas banal, mögen auch diese Scherze ab und an zum Lachen muten, aber der absolute Lachflash bleibt hier leider aus. Etwas weniger Personal als auch weniger Dramatik hätte dem Film sicher gut getan. Hätten die Macher das Augenmerk mehr auf die 4 Hauptprotagonisten gelegt und deren Streitereien amüsant ausgebaut, wäre der Film sicherlich noch lustiger und charmanter geworden. Der Film ist kein totaler Flop, aber als Gegenpart zum ersten Teil zieht er hier ganz klar den Kürzeren. Als Sequel funktioniert das Werk zwar, und auch ist er durchaus gelungener als der Disney-Flop „Tierisch wild“, aber ob diese Fortsetzung nun zwangsläufig notwendig gewesen war, muss jeder selbst für sich entscheiden. Und der - wohlgemerkt auch hier recycelte - Soundtrack ist nach wie vor ein echter Ohrwurm.