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Wie schon PARIS JE T'AIME ist auch diese filmische Großstadtcollage ein stilistisches Kuddelmuddel, das den Zuschauer alle paar Minuten zur Gewöhnung an einen neuen Inszenierungs- und Bildgestaltungsstil zwingt und dadurch ein völliges Eintauchen in diesen Film unmöglich macht. Wesentlich mehr Immersionseffekt, weil stilistisch einheitlicher, hatte beispielsweise die Kurzfilmreihe COFFEE AND CIGARETTES, wo alle Episoden von einem Regisseur, nämlich J. Jarmusch, inszeniert wurden.

Alle Bemühungen, NEW YORK I LOVE YOU durch Transitions-Sequenzen und wiederkehrende Nebenfiguren als eine Einheit wirken zu lassen scheitern. Deshalb sieht und bewertet man als Zuschauer zwangsläufig jede der achtminütigen Kurzgeschichten für sich genommen. Das ist auch gar nicht weiter schlimm, denn manche Episoden sind wirklich involvierend und ihre Macher verstehen es, aus der kurzen Zeit viel herauszuholen und Emotionalität wie Atmosphäre zu schaffen. Andere Episoden hingegen scheitern kläglich, kommen über eine oberflächlich und banal wirkende Darstellung ihres Inhalts nicht hinaus.

So zum Beispiel die Episode unter der Regie von Natalie Portman , in der ein kleines Mädchen eine starke Bindung zu seiner männlichen Nanny hat, weil Mama beruflich eingespannt ist. Diese Kurzgeschichte profitiert von einem Körperkünstler, der sein Können zeigt, hat ansonsten aber nicht viel zu bieten und vermag menschlich nicht zu interessieren. Ebenfalls ganz schlimm ist die aller erste Episode zwischen der Frau und zwei Männern in einer Bar: ohne Gespür für Stimmung lasch hinunterinszeniert, hat nichts bereicherndes zu erzählen.

Wesentlich besser gelungen ist schon Shunji Iwais Kurzfilm, an dessen Ende der erfolglose und überforderte Filmmusikkomponist die Sekretärin(?) seines Auftraggebers endlich leibhaftig sieht, nachdem die Beiden nur ihre Stimmen von Telefonaten kannten, sich aber nie von Angesicht zu Angesicht begegnet sind. Durchaus charmant. Brett Ratner hingegen hat nicht nur die am meisten abgefahrene und meschugene Episode (festuring sehr ungewöhnliche und witzige Sexszene) fabriziert, sondern hat mit der Einstellung des jungen Mannes auf der Bank vor einem kahlen Baum im Central Park auch eines der schönsten Bilder des ganzen Films geschaffen, und in seiner Episode hat auch noch Serena van der Woodson einen Kurzauftritt, was gut kommt. Eine der ästhetischsten und emotionalsten Kurzfilme hat Shekhar Kapur inszeniert, wo in tagtraumhaft-surrealer Atmosphäre die "Begegnung" eines verkrüppelten Hotelpagen und einer einsamen ehemaligen Sängerin statt findet.

Fatih Akin ist der Regisseur, dessen Episode ich am schnellsten als seine ausgemacht habe, nämlich schon während der Taxifahrt. Er hat einfach diese Direktheit und realistische Härte in seinen Bildern. Hier erzählt er von einem arabischen Künstler, der im New Yorker Chinatown in einer jungen Frau die letzte Muse seines Lebens findet.

Den vielleicht besten Kurzfilm der Sammlung hat Allen Hughes beigetragen: Wir sehen Mann und Frau wie sie jeder für sich zum gemeinsamen Date fahren. Gestern hatten sie einen One Night Stand. Beide sind sich ihrer Gefühle und über ihre Absichten unklar. Wir sehen die beiden, wir hören ihre Gedanken aus dem Off, wir sehen kurze Rückblenden auf die letzte Nacht. Das alles verschmilzt wunderbar zu einer sehr einnehmenden Episode, die stilistisch am ausgereiftesten ist und aus Bildern, Worten und Musikeinsatz nicht nur einen ruhigen, träumerisch nachdenklichen Flow kreiert, sondern in einigen Momenten tatsächlich auch Bauchkribbeln und Gefühlskonfusion plastisch macht. Das Ende mit dem unvermittelten gemeinsamen Einstieg ins Taxi und einfach wild küssen anstatt zu reden, ist natürlich zum einrahmen.

Vielleicht noch besser ist Joshua Martons Filmbeitrag über ein seit 60 Jahren verheiratetes Paar, das sich dauernd streitet, aber nicht bösartig, sondern weil das offenbar Routine ist, und mag auch keine Flamme der Begierde zwischen ihnen mehr brennen, weiß man Ende: Das ist die ganz große Liebe und sie werden bis zum Tod zusammen sein. 

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