Review

Für einen kleinen Low Budget Film ist Scott Reynolds’ „The Ugly“ beachtlich gelungen, aber dem Teil Meisterstatus zu attestieren ist bei weitem übertrieben.
Die Titelfigur ist der Serienkiller Simon Cartwright (Paolo Rotondo), der von sich selbst als dem Hässlichen redet. Natürlich ist Simple Simon in einer gar garstigen Anstalt untergebracht, prügelnde wie sadistische Wärter und einen arroganten Direktor natürlich inklusive. Ist aber von der Realität vieler Gefängnisse nicht weit entfernt und so würde Simon auch nach deren Diagnose am besten einfach hingerichtet, doch er fordert ein zweites Gutachten an.
Dafür hat er sich die Psychologin Dr. Karen Shoemaker (Rebecca Hobbs) ausersehen, die mit einem Zweitgutachten bereits einen Todeszelleninsassen befreite. Im Verhörzimmer der Anstalt beginnt Simon seine Geschichte zu erzählen…

Die Ausgangssituation von „The Ugly“ ist sicherlich nichts besonderes, denn die Geschichte vom unterdrückten Scheidungskind, das so seine Komplexe entwickelt, ist altbekannt im Horrorgenre. Doch „The Ugly“ peppt die Geschichte durch seine Erzählstruktur auf: Die Story wird zum Großteil in Rückblenden erzählt und auch die sind nicht alle chronologisch angeordnet, sodass sich die Story um Simon, über den man anfangs gar nichts weiß, so langsam wie einem Puzzle zu einem Ganzen zusammenfügt.
So versucht Karen langsam zu entschlüsseln, was Simon zum Mörder macht, der mal behauptet es aus Spaß getan zu haben, mal von Verleitung durch übernatürliche Kräfte redet. Dabei weidet sich „The Ugly“ nicht an den Mordszenen, sondern setzt sie sparsam ein. Doch wenn es rundgeht, dann erweist sich der Film als Thriller der groberen Gangart und das schwarze Kunstblut suppt recht ordentlich. Etwas spannender hätte man die Mordszenen schon gestalten können, doch insgesamt ist der Spannungsbogen von „The Ugly“ die meiste Zeit recht ordentlich.
Dass „The Ugly“ recht spannend bleibt, liegt vor allem an der schillernden Gestalt Simons, die zwar nicht so faszinierend wie z.B. Hannibal Lecter rüberkommt, doch durchaus etwas hat. In den Rückblenden kommt auch eine menschliche Seite zum Vorschein, die den Killer irgendwie sympathisch macht, wenngleich man seine Taten weder verstehen noch billigen kann. Zwar bleiben die wenigen anderen Charaktere dagegen etwas oberflächlich und klischeehaft, doch das stört angesichts der gut durchdachten Killerfigur gar nicht so sehr.

Doch zum Schluss versiebt „The Ugly“, der zuvor als recht spannender Low Budget Thriller daherkommt, es dann. Anstelle einer vernünftigen Auflösung kommt ein hin gerotztes Finale, das zwar nicht konventionell daherkommt, aber trotzdem maßlos enttäuscht. Unzählige Fragen werden offen gelassen, z.B. ob es die „Besucher“, von denen Simon spricht, wirklich gibt (es gibt sowohl Anzeichen dafür als auch dagegen). Das Verhalten des Anstaltsleiters in den letzten Minuten macht null Sinn, dem Grund für Simons Taten ist man immer noch kein Stück weiter gekommen und das Ganze sieht nur nach dem missglückten Versuch aus ein böses oder zumindest offenes Ende zu fabrizieren.
Darstellerisch kann sich die Chose dafür wieder sehen lassen, auch wenn keiner der Beteiligten irgendwie preisverdächtig agiert. Paolo Rotondo gibt einen recht charismatischen Serienkiller ab, Rebecca Hobbs ist als Psychologin ordentlich und auch der Rest vom Schützenfest lässt keinen Grund zu großer Klage.

Unterm Strich ist „The Ugly“ ein atmosphärisch dichter und bis auf den Schluss relativ spannender Low Budget Thriller, wenn auch kein Geheimtipp. Leider versiebt das Ende es dann und so bleibt ein nur überdurchschnittlicher Film.

Details
Ähnliche Filme