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„Impostor“ basiert auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick, was die teilweise sehr starken Ähnlichkeiten zu „Blade Runner“ und „Minority Report“ erklärt.
In der Zukunft muss sich die Menschheit mit fiesen Strolchen aus dem Weltall, genannt Centauri, rumärgern. Die sind waffentechnisch überlegen, doch mit Erfindungsgeist (z.B. Schutzschilde) hält die Menschheit dagegen. Nebenher hat sich auch eine Zweiklassengesellschaft gebildet, doch dies erfährt man nur nebenbei und es wird auch nur am Rande thematisiert. So verwendet „Impostor“ nur wenig Zeit auf sein Szenario und nutzt es eher als Kulisse für die Handlung denn als Zukunftsvision mit Message.
Der Wissenschaftler Spencer Olham(Gary Sinise) gehört zu den in Städten lebenden, beschützten Bürgern und hat eine besondere Aufgabe: Neue Waffen gegen die überlegenen Centauri entwickeln. Sein Frau Maya (Madeline Stowe) ist Ärztin, die Ehe glücklich, doch eines Morgens platzt Hathaway (Vincent D’Onofrio), Anführer einer Sicherheitstruppe, in das Idyll. Aus Kostengründen verwendete man bei den Uniformen der Sicherheitsleute die Kostüme aus „Starship Troopers“ erneut, doch dies fällt beim Sehen des Films so gut wie gar nicht auf.

Hathaway konfrontiert Spencer mit der Tatsache, dass er angeblich nur eine Replik des Wissenschaftlers Spencer Olham sei und in sich eine Bombe trage, mit der er die Kanzlerin töten wolle. Spencer flieht jedoch aus dem Gewahrsam, um seine Unschuld zu beweisen...
Dies alles erinnert stark an die Dick-Verfilmung „Minority Report“ aus dem gleichen Jahr und trotz des geringeren Budgets und einiger deutlicher Anleihen ist „Impostor“ nur knapp schwächer als der Spielbergfilm. So konzentriert er sich trotz der Ansätze weniger auf Gesellschaftskritik oder eine Zukunftsvision, sondern eine flotte Flucht-Story, die sich primär um eine Frage rankt: Ist der Protagonist tatsächlich eine Replik oder nicht. Bis zum überraschenden Ende war’s das auch an Twists, doch dank der temporeichen Erzählung vermeidet „Impostor“ Längen in jeder Form.
Schauwerte sind eher dünn gesät, aber doch vorhanden. So gibt es eine Fluchtactionszenen und auch ein, zwei Nahkampfeinlagen. Letztere wirken zwar etwas eingebaut, sind jedoch recht spektakulär gemacht. Gerade der Kampf im Tunnel macht was her, allerdings klärt „Impostor“ gar nicht auf, warum Cale (Mekhi Phifer) so gut kämpfen kann – obwohl Spencer diese Frage sogar explizit stellt. Doch wie gesagt: Um Hintergrund geht es „Impostor“ nicht, was zwar schade ist, doch aus der Reduktion auf das Wesentliche zieht er auch seine Spannung.

Gary Fleder inszeniert gewohnt düster und verbreitet Stimmung, doch „Impostor“ macht optisch nicht ganz soviel her wie „Sag kein Wort“, „...denn zum Küssen sind sie da“ und „Das Urteil“, was aber weniger an Fleder liegt. Denn leider ist die Arbeit im FX-Department etwas unzureichend, was wohl auch am schmalen Budget von „Impostor“ gelegen haben dürfte: Die CGI-Tricks sind bisweilen sehr durchschaubar, wenngleich nie wirklich schlecht. Jedoch verlässt sich „Impostor“ bei der Erschaffung seiner Zukunftswelt viel auf Handgemachtes, was dem Film zugute kommt.
Gary Sinise liefert keine Bestleistung in der Hauptrolle, überzeugt jedoch als gänzlich verdutzter Protagonist. Madeline Stowe ist ganz gut, hat aber wenig Screentime, Vincent D’Onofrio ragt als Häscher heraus, da er nie eindeutig fies ist, sondern seine Figur einfach um die Sicherheit der Gesellschaft besorgt ist. Mekhi Phifer als Mitglied der zweiten, benachteiligten Gesellschaftsklasse avanciert bald zur Sympathiefigur und ist ziemlich gut in dieser Funktion.

„Impostor“ hat ein interessantes Szenario, doch es geht ums Wesentliche: Eine flotte Fluchtstory. Aufgrund der Simplizität, kleinerer Produktionsunzulänglichkeiten und etwas weniger Schauwerte bleibt der Aufstieg zur Spitzenklasse verwehrt, aber gute, stimmige Sci-Fi-Unterhaltung wird geboten.

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