1981 erst debütiert hatte die Taiwanesin Monica Luk Siu-Fan bereits im darauf folgenden Jahr und kontinuierlich andauernd bis in etwa zu ihrem schauspielerischen Höhepunkt in Ann Huis Song of the Exile [ 1990 ] gut und vor allem auch vielseitig einsatzbereit zu tun. Hervorstechend ist neben dem attraktiv betörenden Aussehen, dass gleich in mehreren komplett unterschiedlichen Facetten zum Vorschein ganz wesensfremder Art kommen kann, besonders die schon in jungen Jahren erreichte Präsenz, die den Neuling sehr schnell in den Fokus des Geschehens und dort wie routiniert hingehörend, aber dennoch mit erfrischend prickelnder Aura dastehen lässt. Luk nahm das Scheinwerferlicht im direkten Zentrum ohne sichtliche Hemmungen für sich ein, und sorgte im Gegenzug für eine unverbrauchte Lebendigkeit und eine wie angeborene Allgegenwart, die sich dem speziellen Werk anpasst und Gespür auch für die Details erahnen lässt.
Als eindrücklichstes Beispiel für diese hierbei sicherlich noch nicht große Kunst im Spiel, aber eben die bewundernswert vollkommene Anpassung an inkongruenten Rollen bietet das Jahr 1982. In den direkt aufeinander folgenden The Anger, Kill for Love, The Sexy Lady Driver, die nur die Hälfte der gesamten Tätigkeit in diesem begrenzten Zeitraum darstellen, steckt sie jeweils als Figur in der gleichen Misere; im Kampf der Geschlechter, die Kontroverse zwischen Mann und Frau, manchmal Liebe. Eine unmittelbare Erkenntnis des Daseins gewisser Dinge. Unvergänglich. Klassisch. Absolut. Abstrakt. Manchmal Tod.
In jeder der drei spezifischen Auseinandersetzungen, die mal nur neckische Disharmonie mit einigen kritischen Wahrheiten, mal aber das schleichende Zerwürfnis mit dem anschließenden Unfrieden und schließlich Mittel und Zweck zum Überleben schlechthin sind, verkörpert Luk nicht nur, aber auch mit Körpereinsatz und sicherlich auch direkt mit den Waffen der Frauen ein in diesem Konflikt auseinander strebendes Individuum. Mal emanzipatorisch, mal feministisch, in Kill for Love als vor Abhängigkeit blindes, höriges, ausgeliefertes Wesen, dass dem Partner ohne dessen großes Zutun von Sekunde Eins an schon notorisch verfallen ist und dafür nicht nur jede Schwierigkeiten in Kauf nimmt, sondern diese mit fortschreitender Ablehnung auch aus dem Weg räumt. Während sie in den anderen Arbeiten die sprichwörtlichen Hosen sowohl im Berufs- als gerade auch dem Privatleben an hatte, weitgehend oder gar vollständig für sich und in ihrem Sinne bestimmte und entschied, ist sie nun das anfällige Gegenteil dessen und damit auch eine unvereinbare Komponente. Genauso, wie der Film die polarisierende Antithese zu einer Romantischen Komödie ist, oder auch der verblichene Nachhall einer einstmals beschwörenden, aber viel zu einseitigen und auf das Nutznießerische abgelegten Liebe:
Gerade frisch vom Land in Taipei angekommen sucht Chen Hsin - mei [ Luk Siu-Fan ] nach einem desaströsen Zwischenfall in einem "Unterhaltungs-Etablissement" eine möglichst legale Arbeit und wird anders als ihre Freundin You Mei - hsing [ Viola Ku Yin ], die freiwillig den Weg als Callgirl beschreitet, angehende Arbeiterin am Fließband einer Fabrikhalle. Dort trifft sie auf den ebenfalls aus ihrer Heimat kommenden PR Agenten Fang Chun - liang [ Chiu Shu-Hoi ], der ihr ein zweites Zimmer in seiner Wohnung zur Untermiete anbietet. Während Fang noch viel in der Zukunft vorhat, fleißig die Abendschule besucht und die meiste freie Zeit für Lesen und Lernen nutzt, kümmert sich Hsin - mei uneigennützig um den Haushalt und die anfallenden Kleinigkeiten, und verliebt sich nach und nach in den strebsam Beharrlichen. Die erste gemeinsame Nacht macht sie prompt schwanger, dies und die folgende Abtreibung verschweigt sie, um Ihn nicht in der rasch anziehenden Karriere zu stören. Dass Fang allerdings mehr und mehr Interesse an Tao Sheng - hui [ Cheung Foo-Mei ], der Tochter seines Arbeitgebers [ Mang Yuen ] findet und sich dabei gar nicht weiter um die schon in Heiratsplänen befindliche Hsin - mei schert, kann diese allerdings nicht so einfach hinnehmen.
"What are you thinking about ?"
"I've thinking, you've really been nice to me....When did you start treating me badly."
"No, I haven't. It's the way things are. The way things are. You understand ?"
Feige Ausflüchte oder doch banale Wahrheiten, schmerzhaft immer mitten ins Herz hinein.
Mag selbst zum Stichtag der Produktion der Plot um Fatale Begierden, Eiskalte Leidenschaften und Verhängnisvolle Affären nicht wirklich druckfrisch aus der Kolportage-Presse gekommen sein, so schafft es Richard Chen mit seiner Modifikation des Bewusstseins auch hier, der in seiner Verschärfung vielleicht nicht alltäglichen, sonst aber rundherum glaubhaften und somit auch tiefverwurzelten Begebenheit entsprechend plausibel begreifliches Leben mit dem Vermögen zu fühlen einzuflössen. Abseits vom kurzzeitigen Auftauchen einer Rockerbande, die des Nachts die umsonst auf Fang wartende Chen attackieren und mit ihr ein wenig Katz und Maus spielen, treten auch weder Exploitionansätze, geschweige denn ihre effektreiche Ausschlachtung noch wahre Thrillmomente ein oder auf.
Auch die Plünderung der Emotionen für diesen Zweck hält sich weitgehend in angenehmen Grenzen, und das, obwohl die schlussendliche Dreiecksbeziehung bzw. das gleichzeitige Fahren auf zwei Gleisen weitaus genügend Material und Situation für heftigste Erschütterungen, sei es nun positiv in Elevation oder negativ in Depression aufweisen könnte. Eine gewohnheitsmäßige, vielleicht auf Dauer auch zu profane Eintönigkeit im Akzent wird nur durch fein geschliffene Sinneswerkzeuge, die schon vertraute Problematik der Gefühle und Entscheidungen und den Übergang von potentieller in aktueller Eindringlichkeit zunichte gemacht; und dadurch, dass Regisseur Chen die Widersprüchlichkeit von Liebe und Hass, von innigster Sympathie, Verbundenheit, Ergebenheit und dem instinktiven Drang zum Festhalten und Beschützen dessen in seiner rein primitiven Form der inneren Konsequenz ideeller Ansprüche formulieren kann. Komplikationen, Steigerungen und Herabstimmungen, ohne zuvor erst unnötig in die Trickkiste der Illusionen greifen zu müssen.