Seit dem Bucherfolg von „Twilight“, der auch etwas auf „Harry Potter“ zurückzuführen ist, kleistert man die Buchhandlungen mit Liebes-Vampir-Literatur zu; klar, dass das der entsprechende Kinofilm zum Boomauftakt nicht fehlen durfte.
Off-Erzählerin und Heldin ist Bella Swan (Kristen Stewart), die zu ihrem Vater Charlie (Billy Burke) ziehen muss, weil Muttern mit neuem Baseballer-Männe auf Tour geht und kein stets Heim bietet. Im Schöner-Leiden-Voice-Over erklärt Bella von ihren Problemen, denn die ganzen Kids von Schülerzeitung und Footballteam mögen sie, aber sie fühlt sich immer so abseits von ihnen. Da werden Teile der jugendlichen Zielgruppe sich jetzt ganz dolle verstanden fühlen, dem Rest der Welt hingegen wird schnell klar, dass Bellas wirkliche Probleme quasi gen null tendieren, aber als Teen neigt man ja zum Überdramatisieren.
Bella fährt volle Möhre auf Edward Cullen (Robert Pattinson) aus ihrer Schule ab, doch der bleiche Jungmann hält sich mit seinem Geschwistern abseits. Schließlich kommt Bella ihm näher, man verliebt sich – doch Edward ist ein Vampir…
Besagtes Vampirdasein wird durch das Meiden von Licht, aseptische Blicke und bleiche Haut mit dem Holzhammer verdeutlich, doch trotzdem muss Bella sämtliche Vampirfeatures in Moment der Erkenntnis noch mal zusammenfassen, wodurch der Dialog gleich fünfmal länger dauert, als er muss. Aber über die Dialoge regt man sich besser gar nicht auf, denn das Schmachtfetzengesabbel, das man sich hier bedeutungsschwanger um die Ohren haut (Beispiel: „So the lion fell in love with the lamb“), ist teilweise unfreiwillig komisch, da helfen auch ein paar bemühte Oneliner kaum.
Angesichts solcher Attacken gegen Hirn und Ohr ist es dann auch nicht unbedingt leicht die Liebesgeschichte als wirklich romantisch zum empfinden, zumal der Film den beiden wenige Hindernisse in den Weg legt. Die beiden sind füreinander bestimmt und auch wenn Edward sich eine Weile dagegen sträubt, am Happy End besteht kein Zweifel. Dann gibt es noch den Unterschied mit der Sterblichkeit, aber selbst da deutet das Ende von „Twilight“ gute Aussichten für die Zukunft an.
Da sind die Familienszenen zwischen Bella und Charlie wesentlich eingängiger, denn der Vater bemüht sich redlich seiner Tochter das bestmögliche Leben zu ermöglichen und seine mangelnde Erfahrung als Papa auszugleichen – doch Bella muss ihn zwangsweise belügen, ihm teilweise sogar das Herz brechen, um ihre Geheimnisse zu bewahren. Da ist „Twilight“ in gewisser Weise am realistischsten und am bewegendsten, während bei der Vampirromanze Gähnen angesagt ist. Zudem sind die Unterschiede schnell vergessen, Edwards Familie rebelliert kaum und die Cullens sind eh Knuddelvampire, die keine Menschen anfallen, sondern nur Tiere rannehmen.
So kommt dann am Rande ein fieses, menschenschlachtendes Vampirtrio vor, das ansatzweise für Komplikationen sorgt, aber dieser Plotstrang ist gänzlich unterentwickelt, vermutlich zu uninteressant für die romantisch veranlagte Zielgruppe, aber damit tendiert der Konflikt in diesem Film gegen null. Von den bösen Vampiren haut einer direkt ab, die zweite taucht nur am Rande auf und wird fürs Sequel aufgespart, nur James (Cam Gigandet) macht kurz Probleme, doch die handelsübliche Mär vom Kampf Gut vs. Böse wird nur für ein Minimum an Action genutzt, die leider auf größere Schauwerte oder Gewalt verzichtet, denn all das wollte man der Zielgruppe wohl auch nicht zumuten.
Effekttechnisch ist „Twilight“ auch nicht gerade auf der Höhe der Zeit, dafür rettet die Bildsprache, was zu retten ist, wenn das das Script sich schon liest, als sei es nicht für 14jährige geschrieben worden, sondern auch von 14jährigen. Regisseurin fängt mit tristen Bildern, in denen Bella orangefarbener Truck oft der einzige Farbklecks ist, eine melancholische Grundstimmung ein, die mehr aussagt als sämtliche Dialoge des Films zusammen. Hinzu kommt ein recht guter Soundtrack von jungen Rockbands wie Linkin Park und Muse, der ebenfalls mehr Atmosphäre transportiert als die narrative Ebene von „Twilight“. Leider hilft das nicht viel, zumal diverse interessante Ansätze (z.B. der Indianerstamm mit Wolf-Faible) nur angerissen und fürs Sequel aufgespart werden; außerdem regiert der fiese Konsens: Alle Mädels kriegen einen Typen, der super zu ihnen passt und zum Schluss sind alle Guten glücklich, natürlich beim Prom – angesichts der Emo-Attitüde des Ganzen schon recht verlogen, da sind normale Highschool-Filme wenigstens ehrlich kitschig.
Robert Pattinson wird vermutlich Jungstar werden, schauspielerisch fällt er hier allerdings durch eingefrorene Mimik und Charismamangel auf – wenn sich Pattinson in der Vampirrolle als das gefährlichste Raubtier der Welt bezeichnet, möchte man beinahe loslachen. Wirklich gut hingegen ist Kristen Stewart, die ihre Figur facettenreich anlegt; ebenso toll ist Billy Burke, der aber wenig Screentime hat. Cam Gigandet ist ein ganz guter Fiesling, recht überzeugend sind die Darsteller der Cullen-Familie, während die Schauspieler in den restlichen Schülerrollen nur Klischees darbieten müssen.
„Twilight“ ist der perfekte Film für 14jährige Emoletten und alle, die es noch werden wollen, wer aber an Handlung und Dialoge gewisse Ansprüche stellt, der wird hier enttäuscht, zumal kaum sonstige Schauwerte Mängel in den Bereichen ausgleichen. Kristen Stewart und Billy Burke sind toll, die Bildsprache und der Soundtrack wirklich gelungen, aber das ist nur Schadensbegrenzung bei einem derart verkorksten Script, das nur auf das schnelle Abgreifen von Taschengeld aus ist.