Review

Bella und Edward - das Traumpaar der literarischen Teenager-Welt erblickt nun auch auf der Leinwand das Licht der Welt.
Daß es im Vorfeld hitzige Diskussionen über die Bestzung geben würde, war ja nun schon klar - man erinnere sich seinerzeit an den Besetzungscoup Tom Cruise in "Interview mit einem Vampir"!

Auch daß ein über weite Teile recht durchschnittliches Buch es schwer hat, mit all seinen Erwartungen von schmachtenden Teenager-Träumen auf die Leinwand übertragen zu werden, ist nichts besonderes.

Ein deutlicher Vorteil besteht darum aber durchaus - denn kürzt man die ziemlich langatmige Einleitung des Romans filmgerecht zusammen hat man die Handlung für einen recht kurzweiligen Mystery-Film mit Vampir-Elementen!

Die siebzehnjährge Isabella zieht zu ihrem Vater in die kleine, verregnete Stadt Forks im Bundesstaate Washington und verliebt sich dort in den mysteriösen Edward. Doch dieser ist ein Vampir...

Damit wäre die Handlung zusammengefasst und wären nicht ein paar böse charakterisierte Gestalten der gleichen Rasse, so würde der Film auch recht vor sich hindümpeln.
Auch die angerissene Werwolf-Geschichte mit den Indianern aus dem Reservat bietet keinen Stoff für längeres Nachdenken, dafür kommt dieser Handlungsstrang in der von 0 auf Fortsetzung getrimmten Geschichte einfach zu kurz.

Zwar bieten glitzernde Haut in der Sonne und Baseballspiele bei Gewitter eine nette Abwechslung zu üblichen Vampirgeschichten aber hektische Verfolgungsjagden zu Fuß und überschwenglich oberflächliche Freunde in der Schule machen eben noch keinen guten Film aus.

Dabei kann man der Regisseurin keine Vorwürfe machen, bietet die rudimentäre Schnulze von Vorlagenautorin Stephenie Meyer in ihrem ersten Band einfach zu wenig Abwechslung. Seitenlange Schilderungen von gutaussehnden Vampiren und deren Beschützerinstinkt und Drang nach Blut lassen sich eben nicht auf 120 Drehbuchseiten strecken.
Hier wäre es tatsächlich besser gewesen, dem Vorbild von "Königin der Verdammten" zu folgen und zwei Bände zu einem Film zusammenzufassen!
So bleibt aber ein über weite Strecken unspektakulärer und erschreckend ungruseliger Vampir-Schmus zurück, der zwar toll bebildert ist (die Atmosphäre der regnerischen und nebelverhangenen Umgebung ist einfach toll eingefangen) und mit der Tochter-Vater-Beziehung auch ein sehr gut gemachtes zwischenmenschliches Highlight bietet aber das ziemlich plötzlich und holperig kommende Schnelldurchlauf-Action-Ende und die mangelnde Charakterisierung der Vampir-Familie machen einiges wieder kaputt.
Dabei sind die Bella/Edward-Szenen im Wald und ihre langsame auch körperliche Annäherung ebenfalls gut gelungen, können aber nicht verdecken, daß der Story einfach die Substanz fehlt.

Kristen Steward gibt ihr Bestes, um aus der grüblerischen und unscheinbaren Bella aus dem Roman eine adequate Filmfigur zu erschaffen und bildet so auch das Highlight von "Twilight".
Zwar ergeht sie sich über weite Strecken in erstaunten Gesichtsausdrücken aber bleibt dabei angenehm nachvollziehbar.
Roert Pattinson gewinnt dagegen den Steven Seagal-Preis als Schauspieler mit nur drei Gesichtsausdrücken und lässt über lange Zeit das Gefühl aufkommen, der "Kleine Vampir" wäre trotz untotem Dasein nochmal ein Stück älter geworden.
Viele Reden von Fehlbesetzung waren auf sein Aussehen bezogen aber die mangelnden Künste in seiner Darstellung wiegen in meinen Augen viel schlimmer auf der Waagschale!
Über die restlichen Darsteller kann man getrost den Mantel des Schweigens breiten auch wenn Bellas Dad hin und wieder Akzente setzt.

Fazit: Über weite Strecken laue (und dabei sehr eng am Buch liegende) aber unterhaltsam und atmosphärisch inszenierte Vampir-Geschichte für Teenager mit durchschnittlichen darstellerischen Leistungen und einer zu sehr auf Fortsetzung gedrillten zweiten Hälfte als daß man den Film als echtes Highlight bezeichnen könnte.

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