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„Habt keine Angst, es ist ja nur Friendly Fire!“

Der US-Horrorfilm „I Want You Dead, Uncle Sam“ aus dem Jahre 1996 ist Regisseur William Lustigs bis dato letzter Spielfilm. Lustig erlangte in Genrefilm-Kreisen Kult-Status mit seinem Serienkiller-Meisterwerk „Maniac“ und sorgte mit Filmen wie „Streetfighters“ oder der „Maniac Cop“-Reihe für weiteres Aufsehen. Sein vorliegender Film ist eine Art Zombie-Slasher karikierender Ausrichtung.

Sam (David 'Shark' Fralick, „The Unknown“), der Onkel des kleinen Jody (Christopher Ogden, „SLC Punk“), fiel im ersten Krieg der USA gegen den Irak durch Schüsse aus den eigenen Reihen, sog. Friendly Fire. Für Jody ist der als brutaler Despot gegolten habende Mann ein Kriegsheld, den er entsprechend verehrt und um ihn trauert, als sein Leichnam in seine Heimatstadt überführt wird. Was niemand ahnt: Der Verblichene erwacht zu neuem Leben und macht im Uncle-Sam-Kostüm gnadenlos Jagd auf die den Unabhängigkeitstag feiernden Kleinstadt-Bewohner…

Nach dem in Kuwait spielenden Prolog wird die Handlung in die typische US-Kleinstadt, die schon Schauplatz so vieler Horrorstreifen war, verlegt. Und während man bei früheren Lustig-Filmen wie „Streetfighters“ oder „Maniac Cop“ noch durchaus zweifeln konnte, was genau der Subtext nun eigentlich ausdrücken will, liegt die Intention Lustigs und seines Drehbuchautors Larry Cohen („Die Wiege des Bösen“) hier auf der Hand: Der kleine Jody steht stellvertretend für die naiven US-amerikanischen Vorstellungen von Krieg und vermeintlichem Heldentum, ist Opfer von Kriegspropaganda und chauvinistischem Hurra-Patriotismus. Mahnende Worte stammen von einem Kriegsveteran, der die Schrecken des Kriegs am eigenen Leib erlebt hat und weit davon entfernt ist, ihn zu glorifizieren. Schmerzlich muss Jody erfahren, was es bedeutet, wenn der Krieg heimgeholt wird und Terror und Totschlag um ihn herum zu wüten beginnen. Geschieht der erste Mord noch im Off, wird es zunehmend expliziter. Lustig setzt auf eine starke Symbolsprache, wenn er den untoten Sam im Uncle-Sam-Kostüm metzeln lässt und nicht nur dieses uramerikanische Identifikationsmerkmal durch den blutigen Kakao zieht.

Der eigentliche Horroranteil des Streifens war 1996 natürlich längst nicht mehr sonderlich originell und Lustig hält sich auch gar nicht erst lange mit irgendwelchen Erklärungsversuchen auf. Manch Charakter hätte dann aber doch gern etwas mehr an Hintergrundinformation vertragen können; beispielsweise wird nie richtig klar, was mit dem Jungen im Rollstuhl geschehen ist. Ohne zu sehr ins Komödiantische abzudriften, gelingt es Lustig und Cohen aber, eine exploitative Parabel auf die gesellschaftlichen Befindlichkeiten vor dem Hintergrund kriegerischer US-Aggression zu schaffen, die mit Kurzweil, viel Augenzwinkern und handgemachter Masken- und Spezialeffekt-Arbeit den Genrefan gut unterhält und die eine oder andere spektakuläre Szene zu bieten hat (Stichwort Feuerwerk...). Ob ich nun so weit gehen würde, das Kanonenfeuer auf Sam, bei dem ein ganzes Haus abgefackelt wird, als Seitenhieb auf „Kollateralschäden“ zu interpretieren, sei einmal dahingestellt, ein hübsch infernalisches Finale ist’s aber allemal. Für meinen (zugegebenerweise mitunter als etwas fragwürdig empfundenen) Geschmack reiht sich der Lucio Fulci gewidmete „I Want You Dead, Uncle Sam“ in jene US-Genrefilme ein, die in den 1990ern weit davon entfernt waren, ähnlichen Kultstatus zu erlangen wie die zehn oder 20 Jahre älteren Vorbilder, aber neben einer soliden Inszenierung über genügend Köpfchen verfügen, um sich von billigst heruntergekurbelter Videothekenware wohltuend abzugrenzen.

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