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"Gummo", das Regiedebüt von "Kids"-Drehbuchautor Harmony Korine, portraitiert in kontroverser Weise das kleine, in Ohio gelegene Städtchen Xenia, das sich, seit dem ein Tornado den Ort heimsuchte, nicht wirklich von der Naturkatastrophe erholen konnte. Im Prolog schildert Solomon, einer der beiden Hauptcharaktere, erschütternd kaltherzig das Ausmaß der damaligen Verwüstung: Ein Hund wurde durch die Luft gewirbelt und blieb auf einer Fernsehantenne offensichtlich regungslos hängen, einen Freund von Solomon zeriss es gleich komplett - sein Kopf wurde nie gefunden.

In dokumentarisch verpackten Bildern gelingt Regisseur Korine in der Tat sogleich, die Aufmerksamkeit des Zuschauers für sich zu gewinnen. Und was wir weiterhin sehen werden, ist zugegeben ebenfalls äußerst unkonventionell und skurril. Die Bevölkerung Xenias, eigentlich ausschließlich von Laien gespielt, stellt sich nämlich als eine gesellschaftlich sehr heruntergekommene heraus. Keine Figur scheint hier auch nur annähernd gewöhnlich zu sein. Die zwei schmächtigen Hauptprotagonisten Solomon und Tummler streunen durch die Stadt und jagen Katzen, deren Kadaver sie dann für ein paar Dollar einem Restaurantlieferanten verkaufen. Dementsprechend hält die Kamera auch ein ums andere Mal auf die toten, teilweise schon faulenden Tierkörper. Aufgrund der zwei- oder dreimal auftretenden, unwürdigen Darstellung von toten Katzen - eine wird auch aufgehängt zur Schau gestellt - seien wahre Katzenfreunde hier schon einmal im Vorfeld gewarnt und sollten eventuell Abstand von "Gummo" nehmen.

Doch die Katzenjagd ist bei weitem nicht das einzige umstrittene Hobby von Solomon und Tummler. So besuchen die beiden gelegentlich anscheinend auch einen Typen, der seine geistig beminderte Tochter als Stadthure missbraucht. Dies ist eigentlich schon bezeichnend für den unmoralischen Kurs, den Korine hier einschlägt. Nach gut einer halben Stunde erweckt sein experimenteller Low-Budget-Film nicht mehr den Eindruck, er sei der Versuch einer authentischen Darstellung eines noch immer von einer Naturkatastrophe gezeichneten Städtchens, sondern vielmehr eine bewusst anrüchige Provokation - jedoch kaum auf das Idealbild der moralischen Gesellschaft zielend. Dafür wirken die Gestalten wirklich zu extrem und lieblos auf das Zelluloid geklatscht. Sie sind mehr bloße Schaufiguren als ein mit dem Zuschauer kommunizierender Part. Dazu kommt die simple Aneinanderreihung inkohärenter Szenen mit zwischendurch Interview-ähnlichen Passagen, die einen echten Erzählfluss kaum zu lassen.

Am Ende nützt ein individueller, dokumentarischer Stil und reichlich Vulgarismus herzlich wenig, wenn das Endprodukt eigentlich völlig bezugslos zum Betrachter steht. "Gummo" bleibt zwar dennoch eine Erfahrung wert, versandet allerdings ab dem Zeitpunkt, wo klar wird, dass die beim Zuschauer zunächst entfachte Annahme, hier wird ein bedrückend realistisches Bild einer geschundenen Kleinstadt entworfen, dem Film letztendlich nicht gerecht wird. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, hier sollte um jeden Preis ein neuer Kultfilm entstehen.

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