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Der Titel schon als Grundsatzerklärung dessen, woraus der Film, eine Mischung aus Komödchen und ebenso seichter Liebesgeschichte im Wesentlichen bzw. aus was für einem Aufhänger die verflacht episodische Kurzweil besteht. The Sexy Lady Driver als schon Anlass für das folgende Repertoire an Anekdoten, verschiedene an sich gleichgültige Dinge, die erst scheinbar wahllos in den Tag herein- und wieder heraus rauschen, sich mit vermehrter Laufzeit allerdings als sich wiederholende Ereignisse mit kleineren oder größeren Abänderungen herausstellen. Als Zusammenhäufung abgehandelter Sachen eigentlich nicht wichtig genug, als dass man daraus gleich ein Drehbuch basteln sollte, aber die Hoffnung auf neue Wendung und vermehrte Lebhaftigkeit treibt die pflichtgemäße Handlung ebenso voran wie die bestechende Simplizität seiner Ausgangsidee.

Denn, die schöne Taxifahrerin als Bühnenpersönlichkeit bleibt ständig ebenso im Bild präsent, wie sich ihre tagtäglichen Touren als Stadtrund- oder auch Erkundungsfahrt eignen und das Repertoire periodisch wiederkehrender Figuren theoretisch mit genug Problemen, aber auch Einzelsketchen, diversen belanglosen Szenenausschnitten und instrumentalen Liedeinlagen quer durch Metropole und Land gesegnet ist. Das Banale in diesem Maß für Maß Abfahren hat seine angenehm überzeugende Logik: Periodisch konstante und auch wohlproportionierte Gelegenheiten treffen auf turnusmäßige wiederholende Schwierigkeiten. Und wenn auf der ersten Tour mal nichts Aufregendes passiert, fährt man eben weiter im Kreis. Der Tag ist schließlich lang, und Morgen ist auch noch Einer davon. Wo viel Wege sind, zum Zweck und Ziel zu gelangen. Ein abstraktes universales Sein mit verklausuliert reproduzierenden Auffassungen und Betrachtungsweisen:

Chao Mu-Lan [ Luk Siu-Fan ] hat sich mit etwas Pech und Missgeschick, dafür aber mit mehr Herz und Willen durch schon manche Jobs im Leben geschlagen, ob nun als Familienplanerin mit Aufklärungsbroschüren, als Limonadenverkäuferin oder Botengängerin. Meist hat nur ihr aufbrausendes Temperament verbunden mit einem losen Mundwerk Größeres verhindert; als nächste Chance möchte sie es ihrem Vater [ Got Heung-Ting ] gleichtun und ebenfalls die zahlende Kundschaft im Mietwagen kutschieren. Die Fahrprüfung besteht sie zwar nur mit Ach und Krach, aber die Lizenz in der Tasche kann sie auch schnell entsprechende Nachfrage verbuchen. Während sie so alte Damen, vorlaute Taugenichtse, verliebte Geschäftsleute, die gesamte Spannbreite der Gesellschaft in ihrem Gefährt nach Kaohsiung, Changhua, Peitou oder Tamsui chauffiert, trifft sie auch auf sie persönlich Betreffendes in Sachen Liebeswirren. Zum einen rettet sie dem Verkaufsagenten Fang Chih-Hao [ Lam Joi-Pau ] das Leben, was dieser mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit auf seine neue "Freundin" revanchiert. Zum Anderen beendet sie eigenmächtig die außereheliche Liasion von Chiao Yu-Fan [ Lee Cheung-On ] mit seiner Geliebten Lin [ Pauline Wong ]. Und sie hilft der angehenden Tänzerin Lea [ Cheung Foo-Mei ], sich aus den schmierigen Fingern eines Hostessenbetriebes zu befreien, auch wenn sie damit den Ärger von Master [ Sit Hon ] auf sich zieht; welcher prompt eine feindselig gestimmte Motorradgang engagiert.

Ausgedacht hat sich diese erfolgssichere Rotation, die gewohnheitsmäßige Tendenz, den oberflächlichen Strudel voll gesellig zerstreuender Trivialität und Naivität der taiwanesische Regisseur Cheung Wing-Cheung; hierbei schon fast zwanzig Jahre als Autor im Geschäft ansässig und mit nicht ganz fünfzig Skriptvorlagen betraut. Eine starke Leidenschaft oder eine auf das Wesentliche beharrende Kreativität spürt man in diesem schon spät in der Karriere angesiedelten Werk nicht mehr, eher den geschickten Einwurf nochmaliger Behauptungen voll Koketterie und Lokalkolorit, die aus dem durchaus mannigfaltig aufgefächerten Besichtigungsgeschehen zwar keine wirkliche Relevanz beziehen, aber eine Leichtigkeit, Bequemlichkeit und auch Sicherheit gewohnter Tätigkeiten konservieren kann. Eine umständliche Erzählung vom Sammelsurium zufälliger Einzelheiten ist durch die wahre Konzentration auf nur die Fahrerin als emanzipierte Perspektive schon von vornherein ebenso ausgeschlossen wie das lose Sichtreibenlassen kreuz und quer durch die Gegend grundsätzlich verhindert, dass einem die Ideen für noch stundenlange Fortsetzungen ausgehen oder die Handlung irgendwann mal an dem Punkt kommt, an dem sie nicht mehr weitergeführt werden kann. Selbst dann nicht, wenn das Theater auf vier Rädern geklaut, durch ein anderes Vehikel ersetzt und schließlich in die Luft gesprengt wird. Als offensichtlichster Quellentext für diese Mechanisierung von Vorgängen, die verzettelten Strömungen des Gemeinschaftslebens und die Breitendimension funktioniert dabei natürlich die amerikanische Sitcom Taxi, die aus dem gleichen Stoff ein stetig belebendes Fundament auslösender Reize vorkreiert hat. Ein praktisches Milieu unendlicher Kombination von Nebeneinander, Nacheinander und Durcheinander. Unaufhörliche Rekapitulation. Eine soziale Erhaltungstendenz.

Selbst wenn einmal "Gefahr" in der Szenerie in und um Taipeh schwach leuchtend vor sich herblinkt, braucht man nicht auf die visuellen Exzesse, eine gesteigerte Herzfrequenz und das Abrutschen in den Actionfilm zu hoffen. Zwar gibt es hier und da kleinere Einlagen, die auch aus dem Krimimilieu stammen könnten und den Pfad der routiniert gepflasterten Gewohnheit zugunsten geröllreicher Schlaglöcher verlassen, aber sind diese kaum auf konkretisierte Bedrohung inszeniert. Meist nur kurze Ausflüge in die Botanik der Dramaturgie, etwas Verfolgungsjagd zu Fuß über die anliegende Wiese und einen Haufen Bretterstapel, wonach sich der vermutete Bankräuber auf dem Rücksitz dann doch nur als Verwechslung und ganz normaler Fahrgast entpuppt. Eine ebenso weitgehend sinnlose und genauso plastische Sequenz führt die Taekwondo - geschulte Chao mit drei unhöflichen Frechdachsen auch an den Strand, wo sie die Maulhelden mit ein paar Tritten wieder zurück in das bedeutungslose Nichts schickt. Kurze Verleiblichungen in einer lauen Atmosphäre, die ganz entspannt irgendwo an einem milden Sommertag angesiedelt ist [selbst wenn die mittlerweile ausgewaschenen Bilder eher auf nasskühl windigen Herbst hindeuten.]

Der Rest der auf den Moment beschränkten Begebenheiten um die auf ihre burschikose Art durchaus knuffige Identifikations- und Leitfigur Chao Mu-Lan, die tatsächlich nach der "Ballade von Mu-lan" aus dem 6ten Jahrhundert benannt wurde, lebt korrespondierend dazu auch weniger von dem, was die Person leistet oder nicht, sondern hauptsächlich von ihrer verkörpernden Darstellerin. Welche zwar hier nicht sonderlich schauspielern kann [oder dies muss] und in entscheidenden Momenten immer den Gang in die Übertreibung einlegt, aber die für diese Nichtigkeit dringend benötigte Sympathie und sicherlich auch das physische Erscheinungsbild gerade auch in Jeans und Top mit sich bringt. Ihr romantischer Gegenpart dazu passt mit seinem ständig mitgeschleppten Aktenkoffer, der Kassenbrille und Fönfrisur sowie dem blasierten Lächeln überhaupt nicht, überzeugt dann aber schon wieder als obsessiv Verliebter, der sich ohne jeglichen vorherigen Hinweis als abrupt in den Eifersüchtigen und Nachspionierenden verwandelt. Der weitere cast fällt angesichts auch seiner narrativen Bagatellisierung überhaupt nicht, weder positiv noch negativ auf und stört aber zumindest nicht; ruhmlose Ausnahme bildet der Kurzauftritt vom späteren Kamerakünstler Christopher Doyle als peinlich bemühter Galan.

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