Echte Helden existieren nur in der realen Welt, - mit dieser löblichen Botschaft geht Walt Disney mit einem Animationsabenteuer an den Start und braucht sich schon (fast) nicht mehr hinter Pixar oder Dreamworks verstecken. Denn die tierischen Hauptakteure werden auch als solche in Szene gesetzt und nicht der Einfachheit halber vermenschlicht, - ein kluger Zug, der dem Streifen viele Sympathien beschert.
Im Mittelpunkt steht Filmhund Bolt, der mit Partnerin Penny in einer Action-Serie ein Duo mit Super-Kräften verkörpert und stets gegen das Böse antritt. Bolt lebt allerdings in dem Glauben, Penny jedes Mal tatsächlich zu retten und hat keine Ahnung, dass seine Superkräfte und die damit verbundenen Heldentaten nur Fake sind. Als er eine Entführung Pennys für bare Münze nimmt, findet er sich alsbald in New York wieder und muss feststellen, dass es mit seinen Superkräften nicht weit her ist.
So ein Hund wird natürlich nicht alleine auf so eine weite Reise von New York nach Hollywood geschickt, deshalb lernt er recht bald Katze Mittens kennen, die in den Slums Tauben erpresst und Hamster Dino, der in einer durchsichtigen Plastikkugel lebt und Bolt für den größten Helden aller Zeiten hält.
Tatsächlich sind Bolts Begleiter die eigentlichen Stars des Streifens, was größtenteils daran liegt, dass dem Hund Ecken und Kanten fehlen, was auf Gestaltung der Figur, sowie auf Charaktereigenschaften zutrifft. Lange Zeit quält ihn die Erkenntnis, eben doch nur ein normaler Hund zu sein, aber ihm fehlen die lockeren Sprüche.
Diese gehen zu beiden Teilen aufs Konto von Katze und Hamster. Katze Mittens punktet primär mit lässigen Sprüchen, die nicht selten einen ironischen Beigeschmack entfalten.
Sie spiegelt einen Teil der vorhandenen Medienkritik wieder, indem sie Bolts Aussagen über Superkräfte müde belächelt und damit meistens Recht behält.
Hamster Dino verkörpert hingegen das Opfer übermäßigen Medienkonsums, denn der ist nicht mehr in der Lage, zwischen Realität und Film zu unterscheiden. Voller Elan und mit hyperaktiven Zügen stürzt er sich ins Abenteuer und ist stolz, an der Seite seines Idols die Welt retten zu können.
Eine wunderbar überzeichnete Figur ist auch der Agent von Penny, der in der knallharten Welt des Showbiz nur den Erfolg und die Quoten vor Augen hat und damit oft ins Fettnäpfchen tritt.
Rasant und turbulent geht das Abenteuer indes vonstatten. Vom actiongeladenen Filmdreh über den Versuch von einer Brücke auf ein Zugdach zu springen, der Befreiungsaktion aus einem Tierheim und dem finalen Einsatz in flammender Umgebung wird zuweilen ein enormes Tempo vorgelegt.
Dazwischen halten sich niedliche und nachdenklich stimmende Passagen die Waage, etwa, als die Katze Bolt einen typischen Hundeblick beibringt, um auf dem Campingplatz Futter abzusahnen oder Bolt in dem Glauben erschüttert wird, dass Menschen nicht so treu an ihrem Tier festhalten wie umgekehrt.
Die Mischung ist wunderbar ausgewogen, nie zu kitschig und nie zu überdreht.
Animationstechnisch zeigt sich die Produktion auf der Höhe der Zeit, größtes Manko ist allenfalls die Einfachheit der Figurengestaltung, die kaum etwas Markantes birgt. Das wird allerdings durch die detailliert ausgearbeiteten Hintergründe wettgemacht, ferner punkten einige Gesichtsausdrücke und das oben erwähnte tierische Verhalten der Hauptfiguren.
Besonders die Tauben, die regelmäßig am Rande auftauchen, sind in ihren Bewegungen toll getroffen, aber auch Bolt während der Sequenzen, in denen er als Hund mit typischen Eigenarten gezeigt wird, ist für kleinere Schmunzler gut.
Es ist ein Abenteuer über Zusammenhalt und Freundschaft, über Medienkritik und suggeriertes Heldentum. Kritische Anspielungen auf das Verhalten einiger Tierhalter findet sich ebenso wie Schelte gegenüber schnelllebigen TV-Sendungen auf Kosten aller Mitwirkenden, die zu Oberflächlichkeit verdammt sind.
Wohltuend kristallisieren sich demgegenüber drei unterschiedliche Alltagshelden heraus, die mit viel Witz, aber auch gefühlvollen Momenten eine riskante Odyssee auf sich nehmen und den Beweis antreten, dass es, egal welcher Herkunft, einzig darum geht, sein Herz auf dem rechten Fleck zu bewahren und gemeinsam für eine Sache einzustehen.
8 von 10