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Sebastian Stöbel spielt einen verwaisten Erwachsenen, der widerwillig in sein ehemaliges Heimatdorf zurückkehrt, in dem damals seine Eltern starben, um das Erbe seines Großvaters zu verkaufen. Er trifft seine ehemaligen Freunde wieder, doch die Freude darüber wird schnell getrübt, als einer von diesen verstirbt. Nun muss er erfahren, dass sein Großvater damals mit den Großvätern seiner Freunde, einen Jungen im Watt getötet hat der nun als Gonger zurückkehrt, um deren Enkel zu töten.

Mit "Der Seewolf" und "Zwei Weihnachtsmänner" hatte Prosiebensat1-Media zuletzt zwei akzeptable Filme abgeliefert und nach Flops wie "Fleisch", "H3", oder "Dörtes Dancing" mal nicht auf ganzer Ebene enttäuscht. Ein wirklich guter Start ins Jahr 2009 gelingt mit "Gonger - Das Böse vergisst nie" leider trotzdem nicht, wobei der Film auch nicht auf ganzer Linie enttäuscht.

Mystery- und Horrorproduktionen verkaufen sich immer noch ganz gut, wobei sie in den letzten Jahren immer häufiger und immer deutlicher an ihrer Einfallslosigkeit kranken. In Amerika reagierte man damit, dass man einfach immer mehr Remakes zu japanischen Horror-Produktionen drehte, bzw. diverse Klischees immer wieder aufs Neue zusammentackerte. Und das können die Autoren von Prosieben definitiv auch, wie man es hier unschwer erkennen kann. Als Grundlage suchte man sich zunächst einmal eine deutsche Geistersage, und davon gibt es ja definitiv genug, und entschied sich schließlich für den Gonger, der laut Sage auf Sylt sein Unwesen treibt.

Alles, was man daraus macht, ist aus diversen Horrorfilmen zusammengeschustert. Wofür in amerikanischen Filmen ein vernebelter und dreckiger Sumpf verwendet wird, muss hier das Watt herhalten. Als Killer ein kleines Kind zu wählen ist ebenfalls alles andere als neu, zumal das Aussehen deutlich an das Killer-Kind aus "The Grudge" erinnert. Die Handlung um einen Geist, der zurückkehrt, um sich für seinen eigenen Tod zu rächen, ist eigentlich schon seit "Nightmare on Elm Street" aus der Mode und diese phänomenale Einfallslosigkeit der Autoren zieht sich definitiv wie ein roter Faden durch den Film, so sind auch die Charaktere eher flach. Gelegentlich schlägt der Film wenigstens ein paar kleinere Harken und überrascht am Ende zumindest ein bisschen, aber alles in allem ist es viel zu wenig, was sich die Autoren so zusammendichten. Zur Verteidigung sei aber gesagt, dass er im Vergleich mit amerikanischen Produktionen dieser Art in der letzten Zeit, durchaus noch im gesunden Mittelmaß liegt und immer noch besser als Flops wie "Tödlicher Anruf" geworden ist.

Solide, mehr aber auch nicht, ist die Inszenierung von Christian Teede, der bisher noch nicht sonderlich viele Erfahrungen beim deutschen Fernsehen sammeln konnte. Mit der düsteren Filmmusik, die für eine deutsche TV-Produktion sehr gut gelungen ist, und ein paar dunklen Kulissen, wie dem Watt, den vernebelten Nadelwäldern, sowie einem finsteren Kellergewölbe, baut Teede zumindest zwischenzeitlich gelegentlich eine düstere Atmosphäre auf, die er mit kalkulierbaren und gängigen Schockmomenten, die er allzu oft verwendet, jedoch nur selten nutzen kann. Leider nimmt sich der Film dabei selbst zu ernst und zeigt überhaupt keine Eigenironie, die hier durchaus angebracht gewesen wäre, zudem gibt es keine einzige blutige Szene. Im letzen Drittel wirkt die Geschichte, die bis dahin eigentlich dramaturgisch recht geschickt aufgetischt wurde immer konfuser, was das überraschende und halbwegs gelungene Finale kaum noch zu kompensieren vermag. Da sich Teede aber für ein hohes Erzähltempo entscheidet, womit er eine unverkennbare Kurzweiligkeit in Kauf nimmt, unterhält "Gonger" durchgehend, wenn man denn nicht allzu viel über das Gesehene nachdenkt.

Darstellerisch bewegt sich "Gonger" auf eher mäßigem deutschem TV-Niveau. Wirklich überzeugend ist in diesem Cast niemand, der einzige, der wirklich positiv auffällt, ist allenfalls der fiese Bürgermeister, aber ansonsten gibt es eher hölzerne und holprige Leistungen zu sehen, die genauso gut in "Verbotene Liebe" oder "GZSZ" passen würden.

Fazit:
Was die Amerikaner schon seit Jahren im Horrorgenre machen, nämlich immer wieder dasselbe inszenieren, macht nun wohl auch das deutsche Fernsehen, insofern leistet "Gonger" fast schon Pionierarbeit. "Gonger" ist enorm einfallslos, eindeutig aus amerikanischen Vorbildern zusammengeklaut und kalkulierbar, zum Ende hin sogar holprig erzählt und auch die Darsteller sind eher schwach. Immerhin kommt gelegentlich mal eine halbwegs düstere Atmosphäre zustande, das Ende überrascht durchaus und aufgrund des hohen Erzähltempos ist temporär mal solide Unterhaltung drin, kompensiert werden die Schwächen des Films dennoch kaum.

45%

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