Review

2 Jahre hat es gedauert bist das Regiedebüt von Special-Effect Profi Pitof auch in Deutschland endlich zu sehen ist. Da dem Verleih eine Kinoauswertung (ausgenommen Fantasy-Film-Fest) zu riskant war, entschloss man sich den Film direkt in den Verleih zu schicken, obwohl dessen Optik das eigentlich nicht verdient hat.

Leider kann ich mich aber den Lobpreisungen der weiteren Autoren hinsichtlich dieses Films nicht bedenkenlos anschließen, da sich auch bei diesem Werk einmal mehr das Sprichwort "Es ist nicht alles Gold, was glänzt" bewahrheitet. Zugegeben die surreale Bilderflut, die uns Pitof präsentiert sucht seinesgleichen. Ob farbenfroh oder düster, er versteht es einzigartige und phantastische Prachtszenarien zu erzeugen, an denen das Auge sich nie satt sehen kann. Man glaubt sich in überlangem Werbefilm zu befinden, welcher die neusten Möglichkeiten der digitalen Effekte auslotet und den Zuschauer auf kommende Filme vorbereiten will.

Jedoch unterlaufen Pitof im Film immer wieder ein paar stilistische Fehler, die sauer aufstoßen lassen. Der Einsatz von DV-Optik in Verbindung mit nervenden Face-Close-Ups, die man in der Form nur in billigen TV-Filmen erwartet, haben in so einer Produktion einfach nichts zu suchen und stören das optisch (!!!) hervorragende Gesamtbild.
Vor allem die Kämpfe zwischen Vidocq und dem Alchemisten verlieren nach mehrmaligen Ansehen nichts von ihrer Faszination, auch wenn der Einbau eines realen Depardieu in der digitalen "Bluthöhle" des Bösewichts deutlich zu erkennen ist, welchen man aber nicht ungeschickt mit schnellen und spektakulären Schnitten und Martial Arts Einlagen zu vertuschen versucht.

Probleme erwarten den (zugegeben sehr gut geblendeten) Zuschauer erst, wenn er sich erstmal mit dem Film auseinandersetzt. Da wäre als erstes das vom französischen Erfolgsautor Grangé (u.a. Die purpurnen Flüsse) verfasste Drehbuch zu nennen, dass nie überzeugen kann.

Das Werk wurde zu sehr gedehnt, wobei die der dünne Inhalt (Hätte für 60 Min. gereicht) noch mehr verwässert wurde. Eine Farce dabei von Exposition zu sprechen, welche erstmal die Charaktere darstellen und Hintergründe beleuchten möchte. Selbst das Ziel oder der Antrieb für das Vorgehen des Bösewichts bietet im weiteren Verlauf keine Innovativität, was man bei dem Drehbuch aber scheinbar auch nicht erwarten darf. Für eine Nettolauflänge von gerade mal 90 Minuten bietet der Film einfach zu wenig Inhalt, was vor allem in langweiligen "Füllszenen" , in denen zum Beispiel die drei Selbstverliebten von Préah "gepflegt" werden oder die Jungfrauen, welche sich einer Orgie hingeben, deutlich wird. Atmosphärisch versandet der Film dank solcher Reinfälle immer wieder im Nirgendwo und hat danach Mühe wieder Fahrt aufzunehmen.

Die Geschichte selbst ist in zwei parrallel verlaufende Plots aufgeteilt, in denen der Biograph Vidocqs versucht dessen Mörder zu finden und die Polizei eigene Ermittlungen anstellt. Ergänzend dazu sollen Rückblicke Aufschluß über die Ermittlungen und den Tods Vidocq geben, wobei aber bei all' diesen Figuren und Geschichten das Interesse des Zuschauers schwindet. Während des gesamten Films entsteht entsteht selten wirkliche Spannung. Problematisch, wenn sich dabei noch logische Missgeschicke einschleichen (Warum scheint der Kommissar am Ende scheinbar zu wissen, was in Wirklichkeit mit Vidocq in der Glasbläserei geschah) und der Film nicht zum mitraten einlädt (Herausfinden des Mörders eigentlich unmöglich), so dass man nur hoffen kann, dass der Alchemist bald wieder zuschlägt und man zumindest optisch etwas geboten bekommt.

Ihr übriges steuern die Schauspieler dazu bei, denn nicht nur Gérard Depardieu als Gallionsfigur wirkt oft lustlos. Vor allem der Rest des Casts agiert trotz mehrer bekannter Namen auf gerade mal mittelmäßigen Niveau und erzeugt den Eindruck von Lustlosig- und Emotionslosigkeit. Man muss ihnen aber zugestehen, dass es aber auch nicht immer einfach ist in einer Welt zu spielen, welche erst später digital eingefügt wird.
Musikalisch schien der Komponist sich den Schauspielern gleich anzuschließen, da immer das selbe Theme gespielt wird und Eindruck hinterlässt. Kein Vergleich zu viel gelungeren Kompositionen dieses Genres.

Fazit:
Augenschmaus der Extraklasse, welcher aber beim tieferen Blick hinter die Kulissen stark an Attraktivität verliert. Bei gerade mal 90 Minuten bietet der Film eine zähe, wässrige Story, die nie richtig Fahrt aufnehmen kann, wobei drei Kämpfe zumindest etwas Abwechslung bieten. Schauspieler, von denen man schon weit bessere Leistungen gesehen hat und fehlgeleitete, geschmackliche Bildkompositionen Pitofs runden den leider nur durchschnittlichen Film ab. Da wäre mit einem vernünftigen Script weit mehr drin gewesen.

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