Vidocq
(Sunfilm Entertainment)
Ich war gespannt, wie ich nach Jahren auf den französischen Film Vidocq von Regisseur Pitof reagieren würde. Bei meiner Erstbetrachtung des Filmes vor einigen Jahren war ich als Zuschauer beeindruckt von der visuellen Brillanz, und überrascht, warum dieser Film nicht auf der großen Leinwand zu sehen war. Nun hat sich in den letzten Jahren einiges auf dem visuellen Sektor der Filmumsetzung getan, und man ist als Zuschauer nicht mehr so schnell zu beeindrucken, beziehungsweise lässt sich von grafischen Spielereien nicht mehr so schnell ablenken.
Aber erst mal ein paar Worte zur Geschichte von Vidocq. Das Drehbuch stammt hierbei von keinem Geringeren als dem französischen Schriftsteller J. C. Grangé (Das Imperium der Wölfe, Die purpurnen Flüsse), hier jedoch verschlägt es ihn in das 18. oder 19. Jahrhundert. In zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen erleben wir auf der einen Seite den Biografen des bekannten Vidocq, der unter mysteriösen Umständen bei der Jagd auf den Alchimisten, einem skrupellosen Mörder, ums Leben kam. Auf der anderen Seite bekommt der Zuschauer durch Rückblenden Einblicke in die Mordgeschichte und die anschließenden Ermittlungen Vidocqs.
Als der Film damals veröffentlicht wurde, war man gespannt, was das Dream – Team auf die Beine gestellt hat. Special-Effects-Zauberer Pitof verfilmt ein Drehbuch von Grangè Mit der visuellen Unterstützung von Caro (Delicatessen, Die Stadt der verlorenen Kinder), und dies merkt man dem Film auch in jeder Sekunde seiner Laufzeit an. Hauptdarsteller Gèrard Depardieu mimt die Titelfigur mit einer ihm eigenen schwergewichtigen Gelassenheit (obwohl er hier noch sichtbar weniger Körperfülle vorzuweisen hat), aber das Alles wird überstrahlt von einem visuell ausschweifenden Augenschmaus, welche dem Film eine Gewichtigkeit gibt, die er eigentlich mit dieser Geschichte und einer normalen Erzählform nie bekommen hätte. So aber blendet die Optik dermaßen, dass man kaum wahrnimmt, dass sowohl die Geschichte wenig für einen abendfüllenden Film hergibt, aber auch die Darsteller an vielen Stellen sichtbar Probleme haben, vor der damals noch eher selten eingesetzten Green-Screen überzeugend zu agieren. So wirkt ihr Spiel oftmals hölzern und unbeholfen, da das Gesamtbild aber jedes Mal wie ein Gemälde wirkt, bemerkt man das als Zuschauer kaum.
Die Veröffentlichung aus dem Hause Sunfilm Entertainment liefert keinen Grund zum meckern. Bild und Ton sind gut, im Bonussektor findet man bei der Blu ray das identische Material wie schon früher bei der DVD (Trailer, Programmshow und ein Music-Video, die Doppel-Disc bietet da wesentlich mehr an Zusatzinformationen!).
Vidocq ist auch aus heutiger Sicht, mit den genannten Abstrichen, ein echter Augenschmaus, der die Brillanz seiner Bildgestaltung effektiv einzusetzen weiß, und den Zuschauer, wenn er dann bei Geschichte und teils steifen Darstellern die Augen tolerant zukneift, in seine Bilder gekonnt versinken lässt.
CFS