Nach dem zu Recht erfolgreichen französischen Thriller "Die purpurnen Flüsse" versucht es Jean-Christophe Grangé erneut mit dem angeblich raffinierten Fantasythriller "Vidocq". Regieneuling Pitof verpasste dem Film zwar einen besonderen Anstrich, aber es reichte doch nur für eine Ausstrahlung auf dem Fantasy Filmfest.
Paris im Jahre 1830: Ein unbekannter Mörder terrorisiert die Stadt der Liebe. Er trägt eine Spiegelmaske und wird von allen nur "Alchimist" genannt. Da Polizei nicht weiter kommt, wird der ehemalige Polizist Vidocq (Gérard Depardieu) reaktiviert, um die Bestie aufzuspüren. Doch Vidocq verschwindet kurze Zeit später und wird für tot erklärt. Der junge Reporter und Biograph Etienne Boisset (Guillaume Canet) will den Mörder nun auf eigene Faust finden. In den dunklen und gefährlichen Strassen von Paris, hat er bald dessen Fährte aufgenommen. Doch dies hindert den Alchimisten nicht weiter zu morden.
Der Name Jean-Christophe Grangé war 2000 dank "Die purpurnen Flüsse" in aller Munde, leider lässt er hier stark nach. Anstatt einer spannenden und auch klugen Mörderhatz, bekommen wir nur Standard serviert. Dabei beginnt die Story sehr interessant mit angeblichen Tod Vidocqs und den Morden an zwei berühmten Waffenherstellern. Quasi in Rückblenden bekommt Boisset dann die Ermittlungen von Vidocq erzählt, das Puzzle setzt sich langsam zusammen, doch überrascht wird man nicht mal im Finale. Nein, man kann sich leider schon alles selbst ausmalen, nicht mal die Auflösung wer sich hinter der geheimnisvollen Spiegelmaske verbirgt, schlägt positiv zu Buche. Dabei sind alle Zutaten dafür gegeben, doch Grangé hat dem Täter ein seltsames Motiv zusammengezimmert, welches alles andere als plausibel klingt und natürlich mal wieder etwas mit dem Übernatürlichen zu tun hat. Immerhin versteht Regisseur Pitof sein Handwerk, denn er verpasst dem Film eine einmalige Optik. Wie Pitof hier mit den Farbfiltern herumspielt, ist einfach grandios. Jedes Bild, fast jede Einstellung ist hier einmalig. Schade, dass er sein Talent drei Jahre später in "Catwoman" vergeudete. Hier macht er einen tollen Job und wertet den Film mit seiner eigenen Optik stark auf.
Dazu ein sehr träger, aber gut dazu passender Score, der gut in den wenigen spannenden Sequenzen funktioniert. Das zweite große Problem neben der schwachen Story sind die zähen Ermittlungen. Ein paar Morde, kleine Hetzjagden und drei recht gut choreographierte Kämpfe reichen nicht aus, um hier Durststrecken zu verhindern. Auch fällt es negativ ins Gewicht, dass der moppelige Depardieu in jeder Kampfszene gedoubelt wird. Pitof versucht dies mit extrem schnellen Schnitten zu kaschieren, doch dies geht nach hinten los und verhunzt nur die guten Martial Arts Kämpfe. Die zwei Blitzmorde zu Beginn sind schon fast peinlich, denn hier bekommt man miesen CGI in seiner ganzen Pracht geboten. Einige Sequenzen sind dann doch recht gruselig geworden, wie die Jagd durch die Glasbläserei, oder Vidocqs Treffen mit dem unbekannten Killer. Gérard Depardieu war sicher die richtige Wahl, obwohl er auseinander gegangen ist wie ein Hefeteig. Genauso sehen dann auch seine ungelenken Bewegungen aus, die schnellen Kämpfe sind daher völlig unglaubwürdig. Aber in Punkto Schauspielerei besitzt der gebürtige Franzose immer noch Talent, welches ihm hier nur zu Gute kommt. Ansonsten sind ausschließlich unbekannte Gesichter am Werk.
Sehr enttäuschender Fantasythriller, der aber mit noch nie gesehenen Bildern aufwartet. Pitofs Optik ist einmalig, die Story leider nicht. Die Killerhatz wird bald langweilig, spannende Sequenzen lassen sich vermissen, genauso wie Action. Vielleicht waren meine Erwartungen an Grangé einfach zu hoch, aber bis heute scheint er sich noch nicht richtig rahabiliert zu haben.