Auweia, Dolph Lundgrens („Men of War“, „Silent Trigger“) Ambition sich mal in fremden Terrain zu bewegen, ging aber fürchterlich nach hinten los. Obwohl Anthony Hickox, seines Zeichens nicht nur ehemaliger Horrorroutinier („Waxwork“, „Hellraiser III: Hell on Earth“), sondern aktuell auch gefeierter B-Action-Experte („Blast!“, „Submerged“), nach „Storm Catcher“ Lundgren erneut instruierte, kann „Jill Rips“ nur als mittelprächtiges Desaster unter der Obhut von Phoenican Entertainment und man höre und staune des sich noch in einem frühen Stadium befindlichen Franchise Pictures - Studios beschrieben werden. Zwar gibt es hier ausnahmsweise mal kein Stock Footage zu sehen (Warum eigentlich nicht? „Basic Instinct“ und Co stehen doch Schlange. Wäre bestimmt witzig geworden, die Gesichter der Darsteller in Sexszenen mit Close-Ups dazwischen zu schneiden!), aber das war es auch schon an positiven Aspekten.
Hickox, der danach auch wieder ganz fix eine Biege machte und nie wieder für Phoenican Entertainment Regie führte, müht sich zu Beginn wenigstens noch so etwas wie Atmosphäre aus diesem wirklich unterirdisch wirren Skript herauszufiltern, sieht aber irgendwann ein, dass das sowieso keinen Sinn hat und gibt schließlich auf. Angeblich hat man seitens der Produzenten seine finale Fassung später zusammengekürzt, aber dass da eine Langfassung noch etwas reißen kann, bezweifele dich doch stark.
Lundgren jedenfalls wollte mal schauspielern und man ließ ihn auch mit nicht vorhandenem Erfolg. Sein Ego Matt Sorenson ist ein Säufer und Ex-Cop, der sich aus der trauten Heimatstadt verpieselt hat und nun lediglich zu Hause vorbeischaut, weil sein Bruder ermordet wurde. Zudem läuft er herum wie der letzte Penner und seine Manieren lassen auch zu wünschen übrig. In den ersten Minuten versucht sich das Skript tatsächlich an Characterdevelopment gibt dieses allerdings, aus welchem Grund auch immer, auf und schickt Matt in die Sadomaso-Szene, weil er dort den Mörder seines Bruders vermutet.
Wie, was und warum er in Folge dort macht, entbehrt jeglicher Beschreibung, weil es kaum noch jemand interessiert. Er prügelt sich, bricht ein und tötet auch, tut also möglichst alles, um das Gesetz zu brechen, wird aber nie dafür belangt. Selbst als er zusammen mit einem befreundeten Cop eine unschuldige Domina killt, denken sie an nichts anderes als den Mord zu vertuschen und dabei haben die beiden nicht einmal ansatzweise ein Gewissen oder moralische Bedenken. Ganz im Gegenteil, Sorenson hüpft nur Sekunden später mit der Schwester der Toten in die Kiste und schiebt eine Nummer!
Immerhin gibt es unfreiwillige Komik, die das Desaster vorm Schiffbruch retten. Wenn Lundgren jedenfalls kopfüber in den Seilen hängt und die S/M-Tuse munter auf ihn eindrischt, kann man sich das Lachen nicht verkneifen – zumindest ich nicht. Diese Rolle war dann für ihn, und das verwundert auch gar nicht so sehr, der Beginn eines ganz bösen Karrieretiefs (es folgten „The Last Patrol“, „Captured“ und „Hidden Agenda“), vom dem er sich nach einer Auszeit inzwischen ja wieder erholt hat. Schuster, bleib’ bei deinen Leisten! Ein maßlos missglückter Ausflug, den er sich hier gönnte...
Um noch einmal auf das Skript zurückzukommen, das aus irgendeinem Grund auch immer im Jahr 1977 angesiedelt worden ist. Es mangelt wahrlich nicht an Szenen, die völlig sinnlos erscheinen (Der Besuch des Cops @ home) und immer wieder müssen die Zufälle Lundgren weiterhelfen. Grandios hierbei, der, von woher er ihn auch immer kennt, Rausschmeißer eines S/M-Puffs mit dem er sich erst prügelt und dann feststellt, dass sie alte Box-Kumpels von früher sind. Zufällig hat der dann auch noch die richtigen Hinweise parat und schwups geht es weiter. Solche Lachnummern bringt das Drehbuch ständig...
Zusammengekleistert wurde es munter aus „8mm“, „Basic Instinct“, „Se7en“ und was weiß ich nicht noch alles. Allerdings so wirr, dass da kein Mensch mehr durchsteigt.
Freilich, die entstellten Leichen sehen so übel nicht aus. Die Make Up – Effekte sind sogar recht kompetent und ab und an blitzt auch mal so etwas wie Spannung auf, aber das Gesamtbild ist einfach zu belanglos, billig, um nicht zu sagen einfach ultrabeschissen. Von der Inszenierung bis hin zu den darstellerischen Leistungen, ist dieses Ausschussprodukt nun wahrlich ein Rohrkrepierer.
Fazit:
Katastrophaler Ausritt Dolph Lundgrens in unbekannte Gefilde, die er auch schnellstens wieder verließ. „Jill the Ripper“ ist soweit passabel inszeniert, verfügt allerdings über so ein schlechtes, wirres und inhaltlich auch uninteressantes Drehbuch voller Logiklücken, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Nur etwas für die Lundgren-Komplettisten!