Review

Privatdetektiv Tom Welles erhält von einer reichen Witwe den Auftrag, die Herkunft und Autenzität eines schockierenden 8mm-Filmes zu ermitteln. Seine Ermittlungen führen Welles in die Hölle auf Erden, eine eine perverse Untergrundkultur, deren Existenz der Öffentlichkeit praktisch nicht bekannt ist.

Regisseur Joel Schumacher versteht es in seinem vor allem auf subtiler Ebene kompromisslos harten Thriller "8mm" perfekt, den vermutlich ziemlich überrumpelten Zuschauer in die faszinierend intensive Atmosphäre einzubeziehen. Selten zuvor riss mich ein Film derart mit und zeigte schockierendere und intensivere Bilder rund um geheime Hardcore-Tauschbörsen in stickigen Kellergewölben, perverse Foltervideodrehs und menschliche Abgründe. Manchmal mag man kaum mehr hin sehen, tut es aber angeekelt und yoyeuristisch fasziniert dennoch immer wieder. Direkte Greuelszenen bzw Action im Allgemeinen werden interessanterweise dabei auf ein Minimum reduziert, was der Gesamtwirkung jedoch meiner Meinung nach sogar zuträglich ist.

Neben der stilsicheren, dreckigen und beklemmend düsteren Optik überzeugt auch die akustische Ausgestaltung sowie der absolut gelungene und längenfreie Spannungsbogen, der den Zuschauer bis zum krassen Ende nicht mehr freigibt. Einen strahlenden Helden vorm Bilderbuch-Sonnenuntergang wird man hier nach unzähligen Schlägen in die Magengrube garantiert nicht erleben. .

Technisch ist Schumacher bis hierhin definitv eine erstklassige Leistung gelungen. Doch eine weitere Stärke seines aufwühlenden Filmes liegt in Hauptdarsteller Nicolas Cage versinnbildlicht. Er ist mit seiner melancholischen Veranlagung meiner Ansicht nach die unumstrittene Idelbesetzung für jenen Typus Mensch, der in einem Film einen schonungslos-krassen inneren 180°-Wandel vom objektiv und nüchtern ermittelnden Außenstehenden zum psychischen Wrack durchläuft, der letztlich gar die Kontrolle über sich selbst zu verlieren droht. Zugegebenermaßen muss man für den guten Mann jedoch etwas übrig haben, gerade weil sein verkörperter Charakter des Tom Welles drehbuchbedingt nicht immer ganz stimmig erscheinen will. Andererseits wäre es natürlich nicht unwahrscheinlich, daß die ein oder andere emotionale Ausschweifung (Stichwort Selbstjustiz) unter gewissen extremen Umständen und Charakterzügen sehr wohl spontan auftreten kann - das vermag ich nicht definitiv zu beurteilen, halte es aber durchaus für glaubhaft...
Vielen Unkenrufen zum Trotze bleibe ich dabei: Eine gute Leistung des Nic Cage, die durch ebenfalls überzeugende Nebencharaktere (u.a. Joaquin Phoenix als durchgeknallter Szenekenner) vortrefflich unterstützt wird. Daß Klischees reihenweise bedient werden, liegt gerade bei einem solchen Thema nunmal in der Natur der Sache und erweist sich eben nicht zwingend als eine Fehlleistung der ausführenden Verantwortlichen.

"8MM" ist absolut nicht für den lockeren Videoabend unter Freunden geeignet. Er geht unter die Haut wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre und dürfte einem unbedarften Publikum auch nachhaltig gehörig aufs Gemüt fallen. Dabei ist es garnicht mal nötig, allerlei Perversitäten offen zu zelebrieren, vielmehr spielen sich sexuelle und körperliche Gewalt im Hirn des Zuschauers ab - was auch vollkommen reicht.
Dies dachten sich wohl nicht zuletzt auch Schumacher und die amerikanischen Zensoren, die den Film "nur" in einer R-Rated-Fassung auf die Welt losliessen. Eine härtere, unter anderem mit Hardcore-Material angereichterte Unrated-Fassung lagert bis heute im Giftschrank der Verantwortlichen und dürfte wohl auch kaum in absehbarer Zeit veröffentlicht werden.
Macht aber nichts, denn "8MM" ist auch in seiner jetzigen Form Thrillerkost der härtesten und schockierendsten Sorte! Ein kleines wenn auch schwer zu verdauendes, pessimistisches Meisterstück, aus dem man eventuell auch ein reinrassiges Drama hätte stricken können anstelle eines Reißers mit dramatischen Anteilen...

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