Ein Audi macht noch keinen guten Film
Die Rolle des schweigsamen, durchtrainierten und immer top-gestylten Gefahrenguttransporters Frank Martin alias „The Transporter“ machte den ehemaligen Turmspringer und Guy Ritchie Spezzi Jason Statham quasi über Nacht weltberühmt und ebnete ihm den Weg nach Hollywood. Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs des Erstlings im Jahr 2002 (Regie: Corey Yuen) schob Regisseur Louis Leterrier anno 2005 „Transporter - The Mission“ nach, der dem ersten Teil in nahezu allen Bereichen zumindest ebenbürtig war, jedoch bereits durch etliche schlechte (Digital-)Effekte und over-the-top-Action negativ auffiel. An dieser Stelle wäre somit der geeignete Zeitpunkt gewesen die Serie zu Grabe zu tragen und sich über den bereits erfolgten Geldregen zu freuen. Doch ebenso wie in Tinseltown kein Produzent erkennen kann, wann er kurz davor steht den Gaul zu Tode zu reiten, kapiert es auch in Luc Bessons Heimatland kein Geldgeber. Einer weiteren Fortsetzung der Reihe stand daher nichts mehr im Wege und „Transporter 3“, der mit Abstand schlechteste Teil der Reihe (soviel sei vorweg genommen), war geboren.
Wie üblich bei einem dritten Teil hatten nicht alle Beteiligten Lust sich nochmal mit derselben Story in quasi neuem Gewand zu beschäftigen (als weitere Beispiele kann man gerne „Die Mumie - Tomb of the Dragon Emperor“ oder „Terminator 3 - Rise of the Machines“ heranziehen) und somit ging dieser Teil der Actionkomödie ohne Louis Leterrier (beziehungsweise Corey Yuen) und dafür mit Oliver Megaton („Exit“) als Regisseur ins Rennen. Derartige Regiewechsel haben selten eine positive Wirkung auf eine Fortsetzung und somit ist auch „Transporter 3“ mehr die Regel als die Ausnahme und reiht sich brav und ohne Gegenwehr in die endlos lange Schlange von gescheiterten Regiezepterübergaben ein.
Frank Martin (Jason Statham - cool wie immer) genießt ganz offensichtlich sein Leben nach Teil Zwei. Er angelt mit seinem Polizistenkumpel Tarconi (genial trocken - François Berléand), lebt in einer teuren Villa, mit riesigem Flatscreen und geräumiger Garage und ist stolzer Besitzer eines neuen Edelschlittens. Diese Ruhe währt aber nur so lange bis ein Freund von Martin ohne Vorwarnung, mit einer unbekannten Beifahrerin (farblos - Natalya Rudakova), im wahrsten Sinne des Wortes in seine Wohnung kracht. Was folgt ist eine unausgegorene Mischung aus Elementen von „Transporter“, „Transporter - The Mission“ und „Wedlock“, dem Klassiker mit dem explosionsgefährdeten Rutger Hauer auf der Flucht. Es gibt explodierende Armbänder, ein neues Paket, jede Menge unrealistische Effekte (und an dieser Stelle meine ich nicht das typisch übertriebene „The Fast & The Furious“ - unrealistisch sonder wirklich schlechte Effekte und absolut dämliche Übertreibungen ohne Sinn für Timing und Realität), diverse Locationänderungen, einen miserablen Bösewicht und eine mittelprächtige Nebenhandlung um einen Umweltskandal.
Die digitalen Effekte sind wie bereits erwähnt extrem überzogen und leicht als eben solche zu erkennen. Die dazugehörigen Szenen bewegen sich hart an der Grenze zur Lächerlichkeit, wobei jene in welcher Frank mit seinem Audi vom Dach eines abgetrennten Zuges in dessen Vorderteil springt, den Vogel abschießt. Von einer Sequenz in der MacGyver sein Auto, mit Hilfe zweier in seinem Kofferraum verstauter Schlauchboote, hebt, wage ich gar nicht erst zu sprechen.
Die Filmmusik ist hip, pulstreibend an einigen Stellen extrem schmalzig und absolut vernachlässigbar. Sie bleibt einige Minuten im Gedächtnis hängen um danach sogar von Katie Perry’s I kissed a girl verdrängt zu werden.
Die Nebendarsteller bleiben, mit Ausnahme von François Berléand, neben Statham genrekonform farblos, wobei lediglich die weibliche (Haupt-)Darstellerin wirklich negativ auffällt. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es mit den Frank-Martin-Love-Objects seit der göttlichen Shu Qi aus Teil Eins doch steil bergab gegangen ist. Natalya Rudakova, die Produzent Luc Besson angeblich von der Straße weg gecastet hat, spielt unispiriert wie das neue Bondgirl und zeichnet sich nur durch höchst lächerliches Overacting aus.
Natürlich ist „Transporter 3“ ein typischer Actionfilm und ich sollte mich über schlechte Nebendarsteller(innen), Vorhersehbarkeiten und eine unrealistische Story nicht beschweren, da diese Unzulänglichkeiten in fast jedem Actionfilm Gang und Gebe sind. In diesem Fall passt jedoch die Mischung einfach nicht. Trotz des Vorteils des Regisseurs mit Statham den derzeit sicher begehrtesten und beliebtesten Actiondarsteller in seiner Paraderolle präsentieren zu können scheitert er auf der ganzen Linie und inszeniert eine lahmarschige Actionfarce mit etlichen Durchhängern und langweiligen Momenten. Gerade Stathams Coolness und Härte funktionieren nicht mehr so überzeugend wie in den Vorgängerteilen, da Statham seine Rolle nicht nur aus dem FF sondern bereits wie im Schlaf spielt und anscheinend nur mehr des Geldes wegen eine Bonusrunde gedreht hat. Verstärkend kommt noch die schwache Liebesgeschichte dazu, die die Kühle von Frank Martin in den Vorgängerstreifen ad absurdum führt und für mehr Langweile als unbedingt notwendig sorgt.
Ganz allgemein versuchte Oliver Megaton scheinbar „Transporter 3“ so überraschungsarm, langatmig und innovationslos wie möglich zu gestalten, wobei ihm Luc Besson mit seinem Nichts an Drehbuch nur allzu gerne behilflich war. Eine vorhersehbare Geschichte, eine unrealistische Turteile, exakt dieselben Kampfszenen wie in den Vorgängerteilen und ein (grob gesagt) dummer Bösewicht sind die Aufhänger des Films.
Auffällig bei „Transporter 3“ ist lediglich die überraschend homoerotische Kameraführung, die selbst den edlen Recken aus „300“ die Schamesröte ins Gesicht treiben würde, wenn sie nicht schon seit knapp 2500 Jahren tot in Frank Millers Termophylen vor sich hin faulen würden. Nichts gegen Stathams Luxuskörper, den er dreimal aus jedem erdenklichen Winkel eingefangen, dem Publikum präsentieren kann, aber wenn ich mir einen Unterwäsche Werbespot ansehen will, dann schalte ich Pro 7 ein. Von der weiblichen Darstellerin sieht man im Gegensatz zu Statham maximal die unverhüllten Beine bis zum Knie. Selbst bei der höchst überflüssigen Sex-Szene bleibt die Kamera starr auf Stathams Muskeln haften.
Fazit in Stichworten
Keine neuen Kampfszenen. Schlechte Effekte. Unspektakulärer Soundtrack. Kein Blut. Eine miese Story. Ein schlechtes Ende. Passable Nebendarsteller. Ein schlechtes Love Object. Statham im Ruhemodus. Einige nette Ideen.
Nachsatz
Ich persönlich glaube Frank wird/sollte nicht mehr zurückkommen. Tod durch Abnützung, Langeweile, Schmalzüberschuss und Ideenarmut.
Danke für Teil Eins. Alles OK mit Teil 2. Rest in Peace Teil Drei.