Seltsam, seltsam, dass es so etwas heute noch gibt.
Schon vor Wochen fiel mir die massige Metallbox auf, die eine Dokumentation über den ersten Weltkrieg versprach und dies in "über 320 Minuten Laufzeit". Die Aufmachung durchaus seriös mit informativem Text auf der Rückseite. Was mich nur irritierte, war der Umstand, dass jeder Hinweis auf die Produktion, den Regisseur oder das Entstehungsjahr fehlte. Es ließ sich nicht einmal feststellen, aus welchem Land das Werk stammt. Der Vertrieb erfolgt offenbar durch "Great Movies" mit Copyright "2007 Made in EU". Ansonsten war vermerkt: Bildformat 4:3, Ländercode Codefree, Bestellnummer und die Tonformate in Deutsch und Englisch in DD 2.0.
Da die Internetrecherche erfolglos blieb, half nichts: Ich musste die Blechbüchse kaufen, um zu erfahren, ob der Inhalt den Preis rechtfertigt. Der Inhalt besteht aus zwei DVD-Hüllen, die auf der Vorderseite das Motiv auf der Frontseite der Box wiederholen, dafür auf der Rückseite bar jeder Information sind. (Bei den zwei DVD-Hüllen, hätte die Box getrost schmaler ausfallen können.) Jede Hülle enthält nur die DVD. Keine weiteren Informationen, nicht einmal ein Werbefleyer auf weitere Produkte des Vertreibers.
Nach den ersten zwei Stunden lässt sich feststellen: Noch immer weiß ich nicht, wer die Dokumentation zu verantworten hat. Nach der Stimme des Kommentators ist auf ein britisches Werk zu schließen. Lediglich das Bonusmaterial, welches sich in ungehemmter Heldenverehrung Leben und Werk des John J. Pershing widmet, dem US-General und Oberfefehlshaber der amerikanischen Truppen in Europa im ersten Weltkrieg, dürfte aus den USA dazugekauft worden sein.
Die Dokumentation beginnt und endet ohne Einleitung oder Quellenangabe. Der englische Text dürfte dienlicher sein. Die deutsche Übersetzung wirkt manchmal etwas holprig und enthält den einen oder anderen Übersetzungsfehler. Der Text ist weitgehend chronologisch und passt zu den Bildern, die in meist erstaunlich guter Qualitäts sind. Ab und an werden Filmsequenzen wiederholt. So zum Beispiel wenn von den flüchtenden Zivilisten in Ostpreußen gesprochen wird, wird der Ausschnitt gezeigt, der auch schon verwendet wurde, als über die Flüchtenden in Westfrankreich gesprochen wurde. Dies ist aber nicht störend und nach meinem Empfingen besser als die Mode, Szenen nachzustellen. Das Kartenmaterial könnte besser sein, gerade vor dem Hintergrund, dass teilweise recht detailliert auf die militärischen Bewegungen eingegangen wird.
Die geschichtliche Bewertung ist relativ ausgewogen. Insgesamt erhält der historisch Interessierte einen guten anspruchsvollen Überblick über die Zeit der Jahre 1914 bis 1918. In einem entsprechenden Rahmen präsentiert, wäre sicherlich noch der eine oder andere Punkt mehr zu vergeben gewesen.