Review

Nachdem Duccio Tessaris Filme Eine Pistole für Ringo und Ringo kommt zurück Erfolg hatten, wurde auch Sergio Corbuccis Johnny Oro nachträglich marketingtechnisch umbenannt, sowohl sein Held als auch der nach ihm benannte Film. Der nunmehrige Ringo mit den goldenen Pistolen hat sicherlich bei weitem nicht die Klasse seiner Namensgeber und auch nicht von Corbuccis eigenem Django und Leichen pflastern seinen Weg, aber durchaus seine Vorzüge, die ihm auch trotz aller offensichtlichen Schwächen noch über den mittleren Durchschnitt hinausheben.
Grund dafür ist vor allem der Aufbau des Filmes, der seine gesamte Struktur einzig auf eine Revitalisierung des pointierten Rio Bravo hinauslaufen lässt und damit letztlich auch wunderbar läuft. Die spezielle Belagerungssituation gehört zu den stimmigsten Prämissen für concept movies und wird hier in ganzen ¾ der Laufzeit konstruiert, um sich dann in einen explosiven Showdowm zu entladen, von dem sich zumindest zeitweise andere Filme der Ära was abschauen können.

Bis dahin dauert es allerdings ein Weilchen; ohne den eigentlichen Abschluss wäre auch viel zu viel laue Luft geliefert worden. So aber werden die eingeschlossenen und sich verteidigenden Personen zur Genüge vorgestellt und der Ausgangspunkt für das Finale wirklich reichlich aufgestellt; ohne aber seelentopographische Tiefe zu erreichen.
Titelheld Ringo / Johnny [ Mark Damon ] ist dann auch weit weniger prägnant als vermeintlich angepeilt, aber ein eitler Pfau als Protagonist ist ebenso eine Abwechslung im Genre wie die Einbeziehung von Indianern und des Weglassen des „Einsamen Rächers“.
Ringo trägt nur schwarz, aber dafür eine golden verkleidete Pistole. Ausserdem schminkt er sich die Augen und pflegt auch ein sauberes Schnurbärtchen; insgesamt auch im Benimm eher ein Gockel vor dem Herrn als ein rauer Westernheld.
Das hindert ihn nicht daran, sich als Kopfgeldjäger zu betätigen; wobei er sich dann allerdings wirklich nur an die wendet, die auch eine dicke Prämie einbringen.
Deswegen hat er bis auf Juanito Perez [ Franco De Rosa ] auch deren gesamte Brüder bereits abgeknallt – oder in die Luft gesprengt - ; aber den Jüngsten immer laufen gelassen. Dieser ist zwar der Schlaueste der Perez und mittlerweile auch der eigentliche Boss der Bande, aber wirft halt nichts ab, da er noch ein unbeschriebenes Blatt ist. Das soll sich schnell ändern: Juanito schliesst sich mit seinen Mannen den Apachen an und plant gemeinsam eine Attacke auf Coldstone, Texas.
Dort sitzt Ringo eine fünftägige Haft ab, mit ihm im Kittchen der ständige „Besucher“ Matt [ Pippo Starnazza ]. Und der örtliche Sheriff Bill Norton [ Ettore Manni ] weigert sich, Ringo den Gaunern zu überlassen…

Corbucci’s Film zeigt deutlich die Beschränkungen des Genres auf, die ihn auch mit Zuhilfenahme anderer Möglichkeiten behindert. Er wickelt zwar genügend Elemente und Vorgaben aus den amerikanischen Western mit ein und ergänzt dadurch seine eingegrenzten Topoi um einiges, aber sieht deswegen eben auch öfters wie eine billige Aufbereitung der US Filme aus. Mit deren farbensatter Optik, den epischen Bildern oder den scheinenden Starbesetzungen kann er nämlich nie mithalten; auch wirken einige angesprochene Themen wie Ehre, Treue, Familie und Kinder im letalen Klima der Italowestern irgendwie so gar nicht.
„’Prinzipien’ ist ein Wort, was man häufig auf Grabsteinen liest“, aber nicht als Tugend seiner Figuren erhofft oder erwartet; so wirkt nicht nur der kinderliebe Sheriff mit seiner zärtlichen Frau öfters als fast ruinöser Kitsch.

Auch inszenatorisch erzählt man eher ungewohnt bedächtig; in der doch kurzen Laufzeit bekommt man selten ein Gefühl von Rasanz oder Effektivität. Einige wenige schöne Montage – Einfälle und abrupte Schnitte in die Bewegung hinein tummeln sich ebenso wie die Action einzig im finalen Gefecht; davor wird sich eher mit unbeholfen wirkenden Anschlüssen beschäftigt.
Die meisten Figuren sind austauschbar und bringen nicht wirklich viel Kontrast in die ebene Handlung, den zwangsläufig schnell erwachsenen Juanito mal ausgenommen.
Die zweite Ebene der Konstellation funktioniert nicht, da ihre Begebenheiten nicht interessieren, weswegen auch einiges an Kontext untergeht.
Manchmal werden Spannungsmomente grandios verpasst oder nur halbherzig aufgelöst; die Dramaturgie vollzieht sich in den einzelnen Szenen nur wenig, aber schafft dafür den grossen Erzählbogen:
Überschaubare Verhältnisse von Gut und Böse konfrontieren sich die gesamte Zeit in kleineren Provokationen, um dann endlich in einer kapaziösen Variation wortwörtlich zu detonieren; gemachte Andeutungen der Episoden verbinden sich im exekutierenden Gefecht.

Dort scheint es, als wenn der Film seine hinderliche Kostümierung ab - und jetzt einfach loslegt; die Zeit davor wirkt er mehr wie ein verkleideter US – Western, was ihm weniger steht.

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