Zombies sind schwer totzukriegen. Und dies trifft ebenfalls auf das Genre der Zombie-Filme zu. Von absoluten Höhepunkten wie George A. Romeros "Dawn of the Dead" bis hin zu diversen Tiefpunkten der Neuzeit erfindet sich das Genre immer mal wieder neu oder bietet gewohnte Kost für die alteingessenen Fans.
Nun kommt von Capcom ein CGI-Film, auf den viele Fans seit langer Zeit gewartet haben dürften. Nachdem sich das "Resident Evil"-Franchise mit Realverfilmungen einen Weg auf die große Leinwand gebahnt hat, setzt Capcom nun wieder auf animierte Charaktere und knüpft an die original "Resident Evil"-Storyline und somit an die Videogames an.
Der Film selbst spielt sieben Jahre nach dem Raccoon City-Zombie Disaster. Die Stadt selbst wurde vernichtet und der verantwortliche Pharmakonzern Umbrella schloß die Tore für immer. Ein neuer Konzern, WilPharma, tauchte auf und gelobte all' jenes richtig zu machen was Umbrella falsch machte.
Ende gut, alles gut?
Nicht ganz. Denn die Quelle allen Übels, der T-Virus, existiert nach wie vor und ist in die Hände von Terroristen geraten.
Diese setzen ihn prompt auf einem Fluhafen aus und entfesseln damit eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes.
An dieser Stelle beginnt nach einer kurzen Einleitung "Resident Evil-Degeneration" und vollbringt ein kleines Wunder. Man fühlt sich prompt an eben "Dawn of the Dead" oder auch "Night of the living Dead" erinnert und bekommt mit Claire Redfield und Leon S. Kennedy die notwendigen Identifikationsfiguren geliefert, um sich erstens mitten ins Geschehen zu versetzen und zweitens eine Verbindung mit der klassischen Resident Evil-Story herzustellen.
Also keine Milla Jovovich und keine lose Anlehnung an die Videogames sondern eine stringente Reise in die Resident Evil Videogames-Vergangenheit und ein kleiner Ausblick in die Zukunft, die Capcom sich vorstellt.
Dies ist gleichzeitig die größte Stärke aber auch die größte Schwäche des Films.
Jene unter uns, denen Resident Evil von den Videogames her ein Begriff ist und diese mochten werden den Film mit größter Wahrscheinlichkeit lieben. Allen anderen wird der Einstieg in die Resident Evil-Reihe durchaus schwerer gestaltet. Ohne Hintergrundwissen dürfte grad die Identifikation mit Leon S. Kennedy schwer fallen. Dieser nämlich scheint im Laufe der Jahre einiges an Härte dazu gewonnen zu haben und erscheint im Film als sehr cooler und unnahbarer Held.
Die eigentliche Identifikationsfigur für Neulinge des Genres ist die Polizistin Angela Miller. Diese ist anfangs mit der Zombie-Situation vollkommen überfordert und bildet somit den Konterpart zu Leon und Claire.
Grad' im Bereich der Charakterentwicklung beweist der Film ein glückliches Händchen. Er lässt sich immer wieder Zeit und ergründet zwischen den grandiosen Action-Sequenzen die Gefühle und emotionalen Bindungen der Hauptcharaktere. Man fiebert regelrecht mit, wenn die Gruppe sich einen Weg aus dem Zombie-verseuchten Flughafen bahnt und atmet ebenfalls erst einmal auf wenn es (fast) alle in die temporäre Sicherheit des Sperrgebietes geschafft haben.
Mit den Animationen und generell der grafischen Qualität werden sich Resident Evil-Fans sofort wie zu Hause fühlen. Alles erinnert an die Videogames und meiner Meinung nach verzichtete Capcom bewusst auf allzu realistische Animationen um nie die Originalvorlage aus den Augen zu verlieren. Sehr sympathisch für die Fans aber auch hier für Neueinsteiger leider wieder schwierig, da es bereits CGI-Filme mit besseren Animationen gibt.
Des Weiteren hätte der Film auch noch gut 20 Minuten mehr vertragen können. Die Story ist zwar schlüssig, der Aufbau tadellos aber ab einem bestimmten Punkt im Film geht es plötzlich sehr schnell und ehe man sich versieht, steht schon das Finale vor der Tür.
Andererseits weiß der Film dadurch zu fesseln und präsentiert einen sauberen und straffen Spannungsbogen.
Fazit:
Trotz kleiner Schwächen kann "Degeneration" begeistern und wird somit zum ersten wirklich würdigen Leinwand-Nachfolger der Videogame-Reihe.
Die Optik ist stimmig, der Sound ordentlich, die Story hat Ecken und Wendungen und alles erscheint wie aus einem Guss.
Eine große Stärke ist darüber hinaus die in solchen Filmen nicht gerade selbstverständliche Figurenzeichnung. Auch wenn einige der Animationen etwas hölzern wirken und Leon S. Kennedy schon fast zu cool erscheint -dennoch ist die Identifikation mit den Figuren möglich und zieht einen somit wunderbar in die apokalyptische Grundstimmung dieses Films, der uns ein klassisches Zombie-Weltuntergangsszenario in gewohnter Resident Evil-Manier auftischt.
Als kleinen Zusatz sollte man erwähnen, dass die deutsche Syncronisation nicht sehr gelungen ist. Meine Rezension bezieht sich somit auf die englische Sprachfassung des Films, die ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann.
Fatalerweise kann grad Leon S. Kennedy als Hauptfigur des Films in der deutschen Variante absolut nicht überzeugen.
Im Gegensatz zur Blu-Ray Cover-Angabe liegt der englische Track leider nur als "normale" Dolby Digital-Tonspur und nicht in True HD vor.