Review

Wie Spielfilmsequenzen aktueller Playstation-Spiele wirken die ersten Bilder von „Resident Evil: Degeneration“. Weich, flüssig, ein wenig wie mit Weichzeichner nachbearbeitet, doch stellenweise sogar fotorealistisch.
Dass darauf noch nicht früher jemand gekommen ist, das nahe liegende mit der Originalität zu verbinden, nämlich adäquate Bilder, die man von den Konsolenspielen kennt, in eine voll computeranimierte Geschichte zu verpacken.
Schade nur, dass auch hier, wie bei den Realverfilmungen, vielmehr auf Krawumms und Action Wert gelegt wurde, anstatt endlich, ja endlich einmal die Vorgeschichte mit dem überaus atmosphärischen Herrenhaus aufzugreifen.

Zeitlich ist die Story nach der vollkommenen Zerstörung von Raccoon City angeordnet.
Nachdem am Flughafen von Havardville eine Zombieplage zu bekämpfen ist, geht es ins Virenlabor, wo die Verschwörungstheorie um das T-Virus (bzw. G-Virus) im Kampf zwischen Gut und Böse endet.

Erfreulich, die wohl vertrauten Figuren von Claire Redfield und Leon Kennedy gemeinsam im Mittelpunkt zu sehen, die gegen den Verräter antreten, der sich das Virus selbst injizierte und fortan immer heftiger mutiert.
Besonders die Kulisse jener finalen Szenen erinnert frappierend an das Virenlabor aus Game 2, mit seinem zylinderartigem Kern und den diversen Gängen, über und durch dessen Mauern final eine fulminante Jagd stattfindet.

Doch was hat es mit der Story auf sich? Nicht viel und das ist eines der vielen Mankos, die einem im Verlauf ins Auge stechen. Über die vage Terroristengeschichte und die Frage nach dem Verräter kommt der Plot kaum hinaus, spart an allen Ecken und Enden an Hintergrundinformationen und schafft es ferner nicht, den beiden Helden etwas Individuelles zu verleihen.
Horror-Atmosphäre ist hier nur zu Beginn zu verzeichnen, als die ersten Untoten den Terminal unsicher machen und einige Passanten gebissen werden, - damit ist eine solide Grundstimmung mit einigen Erwartungen gelegt, die im Weiteren leider kaum erfüllt werden kann.

Oder sagen wir: Nicht für jene Betrachter, denen mehr nach Horror als nach Action ist.
Denn das sieht schon klasse aus, wie der Jet durch die Scheiben der Flughafenhalle kracht und anschließend Infizierte aus der Maschine torkeln und es kracht schon gewaltig, wenn Nemesis mit seinem riesigen Stachelarm ausholt und damit gleich ganze Wände niederreißt, wenn nicht ohnehin mal wieder ein größerer Bereich explodiert.
Zweifelsohne arbeitet die Kamera virtuos und unglaublich beweglich, selbst eine Hatz aus der Egoperspektive kann das ohnehin schon hohe Tempo noch einmal deutlich steigern.

Doch all jenen, denen nach Gruselstimmung und Rätsel, nach kleinen Puzzeln und ominösen Schaltern, nach grünen Kräutern oder gar der Sammlung nach mehreren Emblemen ist, dem wird ein kräftiger Strich durch die Rechnung gemacht.
Denn die Story hält sich kaum mit liebevollen Details auf, die hier schmerzlich vermisst werden und als Zugeständnis an die Fans fast völlig ausbleiben.
Fast lieblos dümpelt der oberflächliche Plot vor sich hin und beschert dem Ganzen zu wenige Schauplatzwechsel (von denen die Spiele unter anderen gelebt haben), noch von der allgegenwärtigen Bedrohung durch das Virus, dem final doch „nur“ drei Typen der Spezialeinheit gegenüber stehen, während sich das Zusammentreffen zum Showdown ohne große Umwege weit vorher ankündigt.

Animationstechnisch ist das, bis auf die zuweilen auffällig hölzerne und ausdruckslose Mimik, sehr flüssig und zum Teil bombastisch ausgearbeitet worden. Die Action, die ein Hollywood-Blockbuster kaum in der Art hinbekommen kann, bietet eine Menge Schauwerte, viel Action und ein ordentliches Tempo, nur mitreißend ist das, wenn man als Freund der ersten Konsolenspiele gewisse Erwartungen stellt, eben nicht.

Denn dazu fehlt es einmal mehr an einer Geschichte, die eben nicht nur die reinen Action-Fans bedient und auch Betrachter berücksichtigt, die auf Gruseldetails und liebevoll ausgearbeitete Charaktere achten.
Je nachdem, worauf man für sich den Fokus bei einer solchen Verfilmung legt, wird für mein Empfinden jenes Flair der Spiele nur sehr bedingt eingefangen und auch wenn eine computeranimierte Form der Umsetzung sicher die bessere Wahl darstellt, - auf mich wirkt sie seelenlos und hat zu wenig vom detailverliebten Charme der einstigen Konsolenspiele.
5 von 10

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