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Wenn einem schon eine ganze Trilogie von Filmen, auf einer Videospielreihe basierend, den letzten Zahn gezogen hat, fällt es schwer, noch etwas Enthusiasmus für eine erneute Fortsetzung aufzubringen, noch dazu wenn diese komplett computeranimiert daherkommt, was schon bei „Final Fantasy“ ein langweiliger Schuß in den Ofen war.
Den Game-Freaks hat es natürlich gefallen, aber bisher gelang es eigentlich noch keinem Film, wirklich essentiell den Flair eines Spiels auf der Leinwand einzufangen.

Aber es ist nie zu spät, etwas Abbitte zu leisten und so muß ich auch „Resident Evil – Degeneration“ konstatieren, daß er die Erwartungen, die man an so einen Film als direkte DVD-Premiere haben könnte, mehr als übertrifft.

Natürlich ist die Computeranimation im Motion Capture-Verfahren noch immer ein zweischneidiges Schwert – zwar kann man damit Drehbücher umsetzen, die im Realfilmfall vermutlich Hunderte von Millionen gekostet hätten, aber leider krankt die Animation von Menschen immer noch unter einer zeitweisen Vergröberung bzw. der Nicht-Perfektion des Fotorealismus und läßt die Gestaltung von Emotionen oder auch nur nachvollziehbaren Wechseln des Gesichtsausdrucks nur rudimentär zu.
Das ist dann auch einer der Hauptschwachpunkte dieses Films, denn auch wenn ordentlich auf die Tube gedrückt wird, gibt es zwischendurch auch ruhige, gefühlvolle, ja humane Szenen, die die Charaktere ein bißchen mehr entwickeln und vertiefen sollen, die aber dank der Statik der Mimik meistens mehr gewollt als gekonnt bleiben – was schade ist, denn von den reinen Bewegungsabläufen ist der Film wunderbar flüssig und abwechslungsreich, gestützt von einer sehr bewegten Kamera.

Die dürfte gerade den Fans dann auch das Herz so richtig öffnen, denn die ausgeprägten Actionsequenzen sind nicht nur ein Fest für den Genreliebhaber, sie treffen auch die Gamer mal so richtig schön zwischen die Augen.
Die beiden größeren Einsätze des Films (die Rettung von Überlebenden aus einem zombieverseuchten Airportterminal und die große Rettungssequenz samt Monsterfight in dem hypermodernen Virenlabor) bieten nicht nur Gelegenheit für düstere Action, die Kamera geht auch stets und ständig in die Egoshooterperspektive, präsentiert diese nicht wie „Doom“ als Extraschmankerl, sondern integriert die Sichtweise einfach in den Erzählfluß – man muß eben mit den Hauptfiguren durch dunkle Flure, an Laboren vorbei und in Fahrstühle hinein. Als Kontrast sieht man dann auch mal mit den Augen des Mutanten oder bekommt als Gegenschuß sogenannte Übersichen über das Gebiet und die Anordnung der Gegner und Hindernisse – hier ist das Spiel also noch lebendig.

Was den Plot betrifft, so muß ich zumindest sagen, daß man sich ein bißchen mehr Mühe gegeben hat: sind die drei Hauptfiguren (Claire, Leon, Angela) ja aus den Spielen entliehen, sind sie doch sehr „clean“ und trotz anteiliger Tragik eher wenig abwechslungsreich gestaltet. Dafür bastelte man darum aber einen nett verschachtelten Plot, der (spielekonform?) allerdings dermaßen doppelbödig ist, daß man ihm zu Beginn einen ganzen Schriftsatz an Erklärungen vorweg schickt (in Form von TV-Ausschnitten) und nach den Actionszenen alles recht wortlastig wieder aufklärt, was man auch durch Bilder hätte zeigen können.
Dafür gibt’s aber die Actionsequenzen in einem Rutsch, wobei anzumerken ist, daß der ganze Crash schon nach 75 Minuten vorbei ist und dann noch 10 Minuten Plot folgen, inclusive der unvermeidlichen Fortsetzungsankündigung.

Dennoch: es ist ein Fest für die Augen, vor allem die Gebäude, Hintergründe und Dimensionen sind hervorragend getroffen, der vor sich hin mutiertende Scherengigant mit dem Riesenauge in der Schulter hat definitiv Massenappeal und die Zombies (die eigentlich nur in der ersten Hälfte auftauchen, gottseidank) bieten genau so viel Gore, wie man braucht, um in Stimmung zu kommen. Bisweilen ist man sogar hart an der Grenze zum Fotorealismus, aber dann machen Großaufnahmen vieles wieder kaputt bzw. künstlich.
Aber ein Spielefan achtet vermutlich in erster Linie auf den Drive, den spielekonformen Verschörungsplot rund um das T-Virus (und das darauffolgende G-Virus) und die Action, von der es über weite Strecken reichlich gibt.
Wenigstens phasenweise kann man vergessen, daß es ein animierter Film ist und das ist schon das größte Kompliment, was ich in so einem Fall machen kann – außer vielleicht der Ankündigung, daß ich mich einer weiteren Fortsetzung nicht verwehren würde.

„Degeneration“ füllt auf jeden Fall eine erzählerische Lücke im „Resident Evil“-Kosmos und ist ein zeitgemäßes und unterhaltsames Nebenprodukt, lange nicht perfekt, aber immerhin auf dem besten Weg.
Für Gamer sicherlich eine 8-9, ich entscheide mich für eine gute 7/10.

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