Für den Bereich des Tierhorrors ist es natürlich schon mal die halbe Miete, wenn die Bedrohung nicht per CGI-Vieh entsteht, - sollte man meinen.
Doch obgleich hier in den meisten Szenen mit einem echten Grizzly gedreht wurde, fehlt dem Geschehen Entscheidendes: Das Gespür fürs Wesentliche.
Wenn man es rund 90 Minuten mit vier High School Abgängern (alle so Mitte zwanzig) zu tun hat, die in der Wildnis von einer wütenden Bärenmutter attackiert werden, weil die gerade ihr Junges überrollt haben, sollte man sich den Figuren in der Einführungsphase eingehender widmen, um später mitfiebern zu können. Aber Fehlanzeige. Drei Typen, eine Frau, doch selbst am Ende kann man keiner der Figuren auch nur eine Charaktereigenschaft zuweisen.
Während der Fahrt und dem illegalen Eindringen in den Nationalpark wird zwar auf Sex und Drogenkonsum verzichtet, doch unterhalten wird sich irgendwie auch nicht.
Erstaunlich ist hingegen, wie dumm sich die Typen allesamt verhalten und wie viel ein durchschnittlicher Jeep aushält. Erst landet der im Geäst, dann überschlägt er sich einen Abhang hinunter, anschließend per Seilwinde wieder hochzuziehen und letztlich rollt der immer noch eine ordentliche Strecke den Weg hinab, obgleich Motor und Batterie längst den Geist aufgegeben haben und das Fahrzeug zwischenzeitlich vom Grizzly umgekippt wurde.
Die potentiellen Opfer machen sich durch unsinnige Aktionen erst Recht zu solchen: Nach dem ersten Angriff und einem zurück gelassenen Toten, wachen zwei im Auto, damit einer 15 Kilometer zur rettenden Autobahn joggt, anstatt dass alle beisammen bleiben. Und als ein anderer eine Bärenfalle in einer Waldhütte findet, kommt ihm natürlich kein rettender Gedanke, - den müssen die beiden letzten Überlebenden ausführen.
Ferner fällt auf, dass der Frau immer noch Zeit bleibt, ihre Kleidung zu wechseln, wo auch immer sie die her hat.
Über mangelndes Tempo kann man sich über weite Strecken nicht beklagen, allerdings über wenig Abwechslung und ausbleibende Konfrontationen.
Natürlich weicht ganz schnell das Interesse, wenn jemand fast einen kompletten Song über einfach nur durch die Wildnis joggt, ohne dabei angegriffen zu werden.
Später, als ein anderer über Felsen klettert und diese Szenerie fast vier Minuten andauert, natürlich abermals ohne Bedrohung, ist man bereits gewillt, auf doppelte Abspielgeschwindigkeit umzustellen.
In der Zeit hätte man gut und gerne ein paar erläuternde Gespräche einbinden können, wenn denn schon die Bärenangriffe ausbleiben.
Jene fallen dann auch eher unspektakulär aus. Als der Bär direkt auf den Jeep einschlägt, sieht man schon, dass es sich ausnahmsweise nicht um einen echten handelt und auch die Klauen, die durch die Autotüren greifen, schauen nicht allzu realistisch aus. Da es keine Szene gibt, in der Bär und Mensch gleichzeitig zu sehen sind, fällt die Bedrohung nicht allzu deutlich spürbar aus, das kann auch ein zwischenzeitliches Röhren nicht kaschieren.
Der peinlichste Punkt ist allerdings der Gewaltbereich, denn sobald sich ein Ableben ankündigt, spritzt Kunstblut vor die Kameralinse, später sogar CGI-Spritzer auf den Bildschirm. Nicht eine ordentliche Fleischwunde, ganz zu schweigen von abgetrennten Körperteilen, nichts.
Immerhin werden bisweilen einige Typen durch die Luft geschleudert, auch wenn die danach komplett unversehrt sind, - wahrscheinlich ein seltener Bär mit Airbag in den Tatzen, der bei zu schnellem Ausholen gleich aufgeht.
Dass die Kamera größtenteils variabel arbeitet und die Darsteller immerhin akzeptabel agieren, bringt dem Streifen am Ende nicht mehr viel. Spätestens nach Hälfte der Laufzeit wird das Geschehen eintönig und trotz Gewitternacht-Showdown und diversen Versuchen von Gegenwehr kommt keine rechte Spannung mehr auf. Mit dem etwas abrupt gesetzten Ende dürften einige Zuschauer schließlich endgültig bedient sein.
Die Einbindung eines echten Bären nützt also nicht viel, wenn das nicht effektiv geschnitten und montiert wird. So kümmern sich die wenigen Figuren (es gibt noch nicht einmal weitere namenlose Opfer) mehr um die Nutzung des Jeeps als um den Grizzly und wenn mal jemand nicht mit minutenlangen sportlichen Tätigkeiten beschäftigt ist, bleibt der Rest doch recht gehaltlos.
Nicht gänzlich daneben, aber selbst für eingefleischte Genre-Fans nur sehr bedingt zu empfehlen. Nein, eigentlich gar nicht.
3 von 10