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Die Crew des medizinischen Rettungsraumschiffs "Nightingale" fängt ein Notrufsignal auf, das von einem gewissen Karl Larson abgeschickt wurde. Als man per Hyperantrieb zum Ursprungs-Ort des Signals springt, landet man inmitten der extremen Gravitationsfelder einer sich innerhalb weniger Stunden anbahnenden Supernova. Der erste Offizier Vanzant kann gerade noch verhindern, dass das Schiff auf einem umherschwirrenden Mond zerschellt, allerdings sitzt man zunächst mal tief im Schlamassel, denn die Zeit wird langsam knapp und die Treibstoffvorräte haben sich erschöpft. Dann ist da noch der einzige Überlebende einer Minenausgrabung auf dem Mond Titan 37, der sich als Karl Larsons Sohn Troy ausgibt und sich vor der Supernova auf die "Nightingale" flüchtet. Die Bordärztin Evers, die in der Vergangenheit bereits unangenehme Erfahrungen mit eben jenem Larson gemacht hat, bemerkt bei einem medizinischen Check, dass etwas mit der Knochenstruktur des Fremden nicht stimmt. Des Rätsels Lösung: Troy und Karl sind ein und dieselbe Person, die dank eines bei Ausgrabungsarbeiten freigelegten außerirdischen Artefaktes einen Verjüngungs-Prozess durchmacht. Und um dieses Objekt in seinem Besitz zu halten, ist Karl/Troy bereit, über Leichen zu gehen... Eine komplizierte Produktions-Geschichte kennzeichnet das auf einer Story-Vorlage von Genre-Spezi William Malone basierende Science-Fiction-Konglomerat "Supernova", welches ursprünglich mal von Walter Hill begonnen wurde, der sich nach der Erstellung seiner Schnittfassung aber wohl mit den Produzenten überworfen hat. An seine Stelle getreten ist "The Hidden"-Regisseur Jack Sholder, der auf Geheiß des Studios einige Szenen nachgedreht hat, bevor das gesamte Material dann von keinem geringeren als Francis Ford Coppola zu einem fertigen Film montiert wurde... mit dem dann allerdings keiner der Beteiligten mehr so wirklich etwas zu tun haben wollte. Man kann es den prominenten Filmemachern nicht verübeln, denn das chaotische Hin und Her hinter den Kulissen hat sichtbar Spuren hinterlassen und zu einigen holprigen Anschlüssen sowie einem merkwürdig verschleppten Pacing geführt, denn während der mühselige Beginn ganz im Zeichen einer ausführlichen Exposition steht und zudem noch von existenzialistisch anmutenden, sperrigen Dialogen ausgebremst wird, überschlagen sich ab etwa der Hälfte der Laufzeit förmlich die Ereignisse, bevor die Chose schließlich in ein selten so hektisch erlebtes Action-Finale mündet. Von einer klaren Linie in der Inszenierung ergo keine Spur, wen wundert’s? Angesichts von zwanzig Minuten deleted Scenes, die sich dann aber doch noch sinnigerweise als Extra auf der DVD tummeln (und die wie willkürlich aus dem Final Cut herausgeschnitten wirken), geht "Supernova" als waschechter Patchwork-Heuler durch. Da passt es auch prima, dass Drehbuchautor David C. Wilson für sein Skript ungeniert bei bekannteren Filmen abgekupfert und lediglich ein reines Sammelsurium abgegriffener Motive zusammengerührt hat, denn so halten sich Form und Inhalt immerhin die Waage: "Event Horizon - Am Rande des Universums", "Outland - Planet der Verdammten", "Sphere - Die Macht aus dem All" und "Saturn City" heißen da die augenscheinlichen Vorbilder, und über allem schwebt natürlich zu jeder Zeit der Geist von Ridley Scotts Genre-Übervater "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" (auch wenn das Ganze deshalb zwischendurch nicht auch gleich noch zum Creature-Feature wird). Viel Eye-Candy in Form von bombastischen, computergenerierten Special-Effects und ein paar krude Brutalitäten sollen da den Ausgleich schaffen und das Fehlen jedweder Originalität kompensieren, was, wie man sich ja denken kann, nicht ganz so gut funktioniert. Recht verloren in dem erzählerischen Kuddelmuddel wirken da die namhaften Darsteller, von denen James Spader auf seine typisch zurückgenommene Art noch die beste Performance abliefert. Schade ist es hingegen um den nach "Jackie Brown" gerade wieder in seiner Popularität erstarkten Robert Forster, der hier regelrecht verheizt wird und schon nach knappen fünfzehn Minuten das Zeitliche segnen darf. Bei meinem groben Verständnis von Dramaturgie hätte ich dann aber eigentlich damit gerechnet, dass die anfänglich geschilderte Fehlfunktion beim Hyperraum-Sprung im Showdown noch mal eine Rolle spielen und man Baddie Peter Facinelli auf diese Weise ins Jenseits befördern würde (quasi "Chekhov's Hyperspace Jump"...), was aber seltsamerweise in der nun vorliegenden Schnitt-Fassung nicht mehr der Fall ist. Um den erwarteten Abgang zu Gesicht zu bekommen, muss man also schon einen Blick in die deleted Scenes werfen. Besonders auffällig an diesem groß budgetierten Mega-Flop sind die zwanghaft in die Handlung gefriemelten, recht freizügigen Sex-Szenen, die so richtig offen legen, dass den vielen Strippenziehern im Hintergrund der Inhalt irgendwann schlichtweg scheissegal gewesen sein muss.

4/10

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