No Eurotrip… zum Glück!
Mit „Superbad“ konnte Greg Mottola einen verifizierten Highschool-Klassiker abliefern. Ein Jugend- und Partyfilm, der trotz seiner Unreife und Sexwitzchen eine ganze Generation beeindruckt und geprägt hat. Bei „Arrested Development“ konnte unnachahmliches Comedytiming lernen. Und sein Produzent Apatow gab ihm genug Vertrauen und Moneten für „Adventureland“, eine weitere Coming-of-Age-Komödie - aber dieses Mal irgendwie mit mehr Textur, Seele und Tiefe als je zuvor. Erstaunlich, dass ich den bisher nie gesehen hatte. Umso grandioser gefällt er mir jetzt. Über einen Teenager Ende der 80er, der als etwas zielloser Sommerjobber im Freizeitpark und durch die dortigen Querelen zwischen Joints, erster Liebe und Achterbahnen für's Leben lernt…
Rock Me Amadeus!
Was für ein 1-2-Punch! Greg Mottola war in dieser zweiten Hälfte der 00er wirklich on fire. Und selbst wenn „Superbad“ wahrscheinlich der deutlich lustigere Film ist, liegt mir „Adventureland“ mit einem Schlag auch mächtig am Herz. Stewart ist bezaubernd natürlich, Eisenberg ist noch nicht verbrannt, Reynolds besteht noch nicht rein aus „Reynolds'ismen“. Dazu ein handverlesener und abwechslungsreicher Soundtrack der 80er, weit bevor das Jahrzehnt neue Nostalgie- und Retroschallmauern durchbrach. Hier wirkt das Jahrzehnt noch frisch und lange nicht überzeichnet oder gar eine Parodie seiner selbst. Die Leute kiffen und schwitzen, stottern und zittern, haben Fehler und Pickel. „Adventureland“ wirkt alles andere als artifiziell oder „Hollywood“. Wenn dann die beste Seite der Traumfabrik, die man sich ausmalen kann. Der perfekte Moment kurz bevor Geld und Fame übernehmen. Bei sehr vielen der Beteiligten. Aber auch nicht Indie nur um Indie zu sein. Sexy, ungeschminkt, echt. Das Tempo stimmt, die Dialoge stimmen, die Unter-der-Gürtellinie-Witze sind vertretbar gestreut. Unter allem wabert eine Chemie und Nostalgie, Melancholie und Reife, die man null erwartet. Weit mehr als ein unreifer Zeitvertreib mit Marihuana und Dosenwerfen. Und natürlich auch sehr lustig.
Fazit: die 80s, bevor sie Überhand nahmen, Eisenberg bevor er nervig wurde, Apatow in gefühlvoller und reifer als sonst… „Adventureland“ ist ein Gem und erstaunlicher Geheimtipp. Zumindest hatte er für mich nie den Buzz, den er verdient hätte. Zwischen Slackern, Kiffern und vollkommen nachvollziehbaren Menschen. Toll!