Review

Mit „In den Straßen der Bronx“ gab Robert de Niro sein Regiedebüt und übernahm gleichzeitig noch eine Nebenrolle. Als Genre hatte er sich, die von Scorsese beherrschten Mafiafilme ausgesucht. Das Ergebnis ist für ein Debüt zufriedenstellend, auch wenn ihm der Stoff am Ende aus den Händen gleitet.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der kleine Calogero, den man wie in zwei Episoden einmal mit 9 Jahren und einmal mit 17 Jahren beobachten darf. Zusammen mit seinem Vater Lorenzo lebt er in der Bronx, genauer gesagt neben der Bar eines Mafiabosses. Das Verbotene zieht ihn an. Als er nach einem Mord, den Mafiaboss Sonny deckt, ist dies der Anfang einer langen Freundschaft.

Mit viel Feingefühl schildert der Film im ersten Teil das Leben auf der Straße und die Faszination, die dieser Mafiapate auf den Jungen ausübt. Er gerät so in einen familiären Konflikt, denn sein Vater möchte ihn gern von diesem gefährlichen Mann fernhalten. Sonny wiederum möchte als Dank nur das Beste für den Jungen, der sich schrittweise von seinem Vater entfremdet und sich so mit Sonny anfreundet. Als kleiner Junge hilft er in Sonnys Bar aus, kassiert dafür ordentlich Trinkgeld und lebt sorgenlos sein Leben. Während sein Vater um ihn kämpft, entfremdet er sich immer weiter und fühlt sich von Sonny angezogen, wird aber nie wirklich in illegale Geschäfte verwickelt.
Bis hier hin ist der Film ein spannendes und erstklassiges, gespieltes Gesellschaftsdrama, dass die verschiedenen Menschen, ihre Jobs und ihre Einstellungen unterstreicht, so wie die den Vater Sohn Konflikt zwischen Lorenzo und Calogero erläutert.

In der zweiten Hälfte, in der Calogero nun 17 Jahre alt ist, rückt die Mafia eher in den Hintergrund und ein simple Anklage an den Rassismus tritt in den Vordergrund. Schon in der ersten Hälfte wurde darauf kurz eingegangen, hier wird das Problem aber in aller Sorgfalt, zu zäh, durchgekaut. Der Junge verliebt sich in ein schwarzes Mädchen, was wieder rum Probleme in seinem Elternhaus mit sich bringt. So vertraut er sich Sonny an, der ihm mit Rat und Auto zur Seite steht und ihm so schließlich sogar das Leben rettet. Robert de Niro lässt den Film hier aber leider zu einer simplen Rache- und Liebesstory verkommen, der in der totalen, sinnlosen, aber irgendwie vorhersehbaren Katastrophe endet.
Mit viel Sirup wird die Feindlichkeit zwischen Italienern und Schwarzen dargestellt und mit gegenseitigen Übergriffen verdeutlicht. Einen akzeptablen Abschluss findet man dennoch, da nämlich genau der Auslöser der Freundschaft indirekt den Film schließt.

Gut gespielt ist dieser Film allemal. Besonders Chazz Palminteri als Sonny strahlt die Bedrohlichkeit eines Paten aus, der nur selten sein wahres Gesicht zeigt und viele Weisheiten der Mafiaszene, wie zum Beispiel: „Nach deinem Tod, weint keiner um dich“ an den Zuschauer bringt. Robert de Niro füllt seine Rolle des hart arbeitenden, sorgevollen Vaters ebenfalls mit bekannter Konstanz aus. Selbst die beiden Calogero Darsteller liefern eine gute Leistung ab, bei der mir der jüngere aber noch einen Stück besser gefiel, während mich der andere ein wenig zu stark an den jungen Rocky Balboa erinnerte.

Robert de Niros Regiedebüt ist keinesfalls schlecht. Der erste Teil ist spannend und faszinierend zugleich. Aber im zweiten Part lässt der Film doch ganz stark nach, so dass man stellenweise das Gefühl hat, als wären da zwei Drehbuchautoren am Werk gewesen. So bleibt der Film dank des Durchhängers, den das Ende teilweise wieder gut machen kann, nur knapp über dem Durchschnitt. Leider kein Vergleich zu den Genrekönigen der Mafiafilme.

Details
Ähnliche Filme