Ein Herz für West Ham United
„Hooligans“, mit Elijah Woods, als introvertierten ehemaligen Harvard Studenten, den es mehr oder weniger zufällig in den innersten Kreis der Green Street Hooligans Gruppierung verschlägt, war im Jahre 2005 (vor allem auf DVD) ein Überraschungshit. Überaus anspruchsvoll, stellenweise sogar einfühlsam und trotzdem mit dem zum Thema passenden Machismo (Männerfreundschaft, Ehre, Brüderlichkeit, Kampfgeist, Treue) versehen, behandelte der Film ein Phänomen, mit dem sich nicht nur die englische Bevölkerung des Öfteren konfrontiert sieht. Die überbordende Gewalt im Zuge von Fußballspielen - die sogenannte dritte Halbzeit. Gerade weil das Grundthema von „Hooligans“ geradezu nach Gewaltverherrlichung schreit, war es verwunderlich, was für einen nachdenklichen Film Lexi Alexander anno 2005 hervorgebracht hat.
Doch dieses Manko wird ebenso wie jeder noch so kleine Anflug von Nachdenklichkeit in „Hooligans 2 - Stand Your Ground“ gekonnt ausgespart. Regisseur Jesse V. Johnson konzentriert sich in der Fortsetzung des Fußballprügelstreifens ganz auf die Essenzen vieler Hooligan-Youtube-Videos: harte Musik, Pathos und Gewalt.
Nach der Straßenschlacht mit Todesfall am Ende des ersten Teils verschlägt es drei „Green Street Hooligans“- Nebenfiguren in den Knast. Nach einer spektakulären Schlägerei mit Arsenalfans und einigen Gefängniswärtern wird die Gruppe West Ham Hooligans in eine andere Anstalt verlegt. Die Verlegung erweist sich jedoch als der sprichwörtliche Weg vom Regen in die Traufe, da ihre ehemaligen Gegner von Millwall (die quasi für ihren Urlaub hinter Gittern verantwortlich sind) sie in ihrem neuen Zuhause bereits erwarten. Als wäre das noch nicht schlimm genug, pflegen diese auch noch exzellente Kontakte zu den Wärtern, die ihnen so manchen Vorteil gegenüber den West Ham Hooligans einräumen. Lasst die Schlacht beginnen.
Was Jesse V. Johnson mit „Hooligans 2“ abliefert ist ein Gefängnisfilm reinster Güte. Florierender Drogenhandel, Erpressung, Bestechung, ehrliche gegen korrupte Gefängniswärter und gewalttätige Ausschreitungen an jeder Gefängnisecke. Aufgefrischt wird das Ganze mit einer Prise Fußball, einigen lockeren Sprüchen und einer enormen Menge pathetischer Heldenverehrung.
Da Jesse V. Johnson in „Hooligans 2 - Stand Your Ground“ weder ein ausgeklügeltes Drehbuch noch Starpower zur Verfügung hat muss er sich ganz auf die gewalttätige Mischung aus Gefängnis und Hooligans verlassen. Das funktioniert auch über weite Strecken mehr als nur gut. Vor allem die Brutalitätsspitzen - wenn im Zuge von diversen Handgreiflichkeiten Köpfe gegen Mauern geschlagen und Arme gebrochen werden - sind sehr plastisch in Szene gesetzt und können auf der ganzen Linie überzeugen. Gebremst wird das ganze Spektakel nur von einigen dialoglastigen Szenen, die bei so einem Nichts an Drehbuch einfach aufgesetzt wirken, und ein klein wenig zu viel Pseudo-Story. Klarerweise dient „Hooligans 2“ Gewalt als einziger Existenzgrund und der geneigte Betrachter muss sich darüber bewusst sein, dass der Film nicht mehr, als brutale Gefängnisschlägerunterhaltung sein will.
Verstärkend hinzu kommt ein pulstreibender Wohlfühlsoundtrack, der in dieser Art auch zu jedem Teeniefilm der letzten 10 Jahre gepasst hätte. Besonders hervorzuheben sind weiters die tolle Kameraführung und die passenden Schnitte. Der Betrachter befindet sich immer mitten im Geschehen, ohne durch übermäßige Schüttelfrostattacken des Kameramanns und epileptische Anfälle des Cutters belästigt zu werden.
Fazit
Unterhaltsamer Gefängnisstreifen der nicht mehr viel mit dem Vorgänger zu tun hat, aber sowohl schnitttechnisch als auch kameratechnisch überdurchschnittlich ist. Gewaltverherrlichende und heroische aber gut umgesetzte Prügelszenen werden in eine, nur als schmückendes Beiwerk zu sehende Story gebettet und von einem passenden Score unterstützt. Wer auf Gefängnisfilme steht und sich nicht an unverhältnismäßigen Gewaltspitzen, Machismo und einem vorhersehbaren Ende stört wird sicherlich gut unterhalten.
Nicht zu viel erwarten, Vergleiche mit dem Vorgänger vermeiden und genießen.