Lexi Alexanders „Hooligans“ war nicht unbedingt ein Film, bei dem sich ein direct to video Sequel anbot, aber dafür verpflichtete man den talentierten Jesse Johnson als Regisseur.
Immerhin knüpft „Hooligans 2“ direkt an Geschehnisse des Vorgängers an, Dave (Ross McCall) und zwei Kumpane sitzen nach den finalen Geschehnissen des Erstlings im Knast. Zum einen ist es nett zumindest ansatzweise an „Hooligans“ anzuschließen, gleichzeitig ist es für die Geschichte fast egal, auch wenn es für den Kenner des ersten Teils ein paar nette Bezüge gibt, vor allem das die Feindschaften angeht, aber auch auf einige Ereignisse des Erstlings wird verwiesen (Anreise zum Spiel im LKW usw.).
Nach einer Prügelei mit Rivalen verlegt man drei Hooligans der GSE, der Green Street Elite, in ein anderes Gefängnis – hier sind jedoch ausgerechnet diverse Hooligan-Fans des Erzfeindes Millwall eingeknastet. Diese sind auch noch mit der korrupten Aufseherin Veronica Mavis (Marina Sirtis) im Drogengeschäft…
Vom Hooligandrama zum Knastfilm mit B-Actionregisseur, das ist ein abenteuerlicher Sprung und tatsächlich setzt sich „Hooligans 2“ etwas zwischen die Stühle. So sind die Schlägereien wohl weniger als Schauwert gemeint, denn sie sind mehr auf Realismus und weniger auf choreographische Eleganz getrimmt. Erst das finale, rüpelige Fußballspiel ist mal etwas durchgestylter. Immerhin inszeniert Johnson den Film durchweg gelungen, gerade die Verwendung von treibendem Hooligan-Punk wie „Riot! Riot!“ von Goldblade oder „Brothers in Arms“ von Marching Orders sorgt für Dynamik.
Jesse Johnson wollte mit seinen neueren Werken etwas weg vom reinen Actionfilm und mehr in Richtung Drama gehen, was man auch „Hooligans 2“ anmerkt. Jedoch bleiben die Ansätze von Dramatik unterentwickelt, da die Figuren vom Script einfach nicht genug ausgearbeitet werden. Einzig der Subplot um die finanziellen Nöte von Dave und seiner Freundin funktioniert noch ganz gut, ansonsten fehlen aber die Hintergründe. Insofern sind viele Figuren eher Schablonen, z.B. Daves Freunde, die eher als Stichwortgeber fungieren, oder die Knastgang, welche die GSE-Hooligans gegen die Millwall-Gang unterstützt.
Insofern funktioniert „Hooligans 2“ am besten als solider Knastthriller, dessen Brüche mit Genrekonventionen nicht so arg sind. Anstelle des skrupellosen, korrupten Oberaufsehers gibt es hier eine skrupellose, korrupte Oberaufseherin und unter den Beamten sind mehr positive Figuren als gewöhnlich, aber das war es dann auch. Immerhin ganz spannend wird die Frage gehalten, ob nicht vielleicht eine der Nebenfiguren den Löffel abgeben muss und auch die Schilderung vom Alltagsleben im Knast folgt zwar gewissen Stereotypen (Gewalt, Drogenhandel etc.), wird aber recht kurzweilig aufbereitet.
Ross McCall, der auch schon in „Hooligans“ dabei war, spielt seine Rolle auch recht überzeugend, ebenso Marina Sirtis. Wirklich eindrucksvoll ist allerdings Graham McTavish als Chef der Millwall-Hooligans, der herrlich fies vom Leder zieht. In Nebenrollen gibt es noch Matthias Hues und Jerry Trimble als Mitglieder einer russischen Knastgang, aber zu tun haben sie nicht viel.
Dank Jesse Johnsons Inszenierung ist „Hooligans 2“ ein ganz solider Knastthriller der Güteklasse B, aber zu höherem reicht es nicht. Für eine Drama fehlt es den Figuren an Tiefgang, für B-Action sind die Schlägereien zu wenig auf Schauwerte gezirkelt – immerhin ist der Film aber angenehm kurzweilig und das Fußballspiel am Ende macht Laune.