Nix Neues bei Jesse Johnson...17.05.2011
Meiner Meinung nach, wie unmaßgeblich sie auch sein mag, gehört Jesse Johnson zu den überschätzten Regisseuren. Keinesfalls kann er dem mit gleichen schmalen Budgets gestarteten Isaac Florentine das Wasser reichen, obwohl auch Johnsons Geschichten etwas einfacherer Art sind, wenngleich in einem ganz anderen Metier spielend als die Dauerfäusteleien von Florentine. Aber der eine kanns, der andere nicht...auch wenn man den Johnson hier bei der ofdb ähnlich in den Himmel gelobt hat. Doch wie so oft, je höher der Hype, desto tiefer der Fall...und um so härter der Aufschlag. Hier nämlich ist Johnson auf dem Boden seines Könnens angelangt, man merkt, wie das fehlende Budget an allen Ecken und Enden zu Kompromissen nötigt, und wenn diese dem Zuseher auffallen, ist der Spaß zuende.
Denn allein die Schauplätze sind so trist und wenig an der Zahl, da wendet man sich...eine Lagerhalle, eine Wohnung, eine Kneipe...das war es auch schon bis auf eine längere Autofahrt. Dazu noch ein paar Räume, die auf dem Studiogelände mit tragbaren Wänden gebaut wurden, Obi läßt grüßen. Ganz besonders schlimm allerdings ist die Kneipe - da gibt es zwar drei bis vier Tabledancedamen, aber kein Publikum...ach, ich mäkele rum, aber es fällt halt einfach auf, zumal Johnson quasi das Drehbuch seines Streifens "The Butcher" neu aufgelegt und ähnlich abgefilmt hat. Hier wie dort geht es um einen alternden Gangster, der mittels eines letzten Coups aussteigen will, und in beiden Fällen geht das natürlich schief.
Aktuell nun sehen wir Charlie Valentine, der nach einem fehlgeschlagenen Einbruch zu seinem Sohn flüchtet, diesem die Freuden des Gangsterlebens schmackhaft macht, ihm bei einem kleinen Coup hilft - der auch fehlschlägt - und am Ende dann aufräumt, Showdown, blei- und bluthaltig, natürlich mit dem einen Gangster, den man übersehen hat - genau wie bei The Butcher. Das ist zwar alles ganz nett gespielt, kann aber nie wirklich fesseln und schon gar nicht überzeugen, denn zwischen den beiden Feuergefechten zu Beginn und am Schluß herrscht vor allem Langeweile. Da hilft es nicht, daß Raymond J. Barry fast so gut ist wie Eric Roberts, denn der Rest vom Fest ist eben nur Mittelmaß. Sicher kein ganz schlechter Gangsterfilm, aber einer, den man gleich wieder vergessen hat...5/10