Totgesagte leben länger, wie es so schön heißt.
Und das Genre "Serienkillerfilm" hat nun wirklich oft genug den Vorwurf der "lebenden Leiche" ertragen müssen, seit David Fincher mit "Sieben" reüssierte und danach meistens nur weniger durchdachte, wenn auch gewalttätigere Epigonen folgten.
Mit "Horsemen" war es dann mal wieder soweit, endlich wieder eine Killerjagd, ein namhafter Darsteller wie Dennis Quaid (der sich für interessante B-Ware noch nie zu schade war) und der Bibelverweis schon im Titel - und dann wurde der Film praktisch überall schnellstmöglich in den Videotheken vergraben.
Wer nicht mit größtmöglicher Unwissenheit oder der nötigen Prise "mir doch egal" an die Sache geht, weiß auch nach 87 Minuten, warum: denn was Jonas Akerlund aus dem Film gemacht hat (oder machen mußte), hat wenig Überzeugungskraft.
Hier wird also nach dem Vorbild der "vier Reiter der Apokalypse" gemordet - möglichst grausam, mit Hilfe von Suspensionsgerätschaften, die in den SM-Bereich gehen, rausgerissenen Zähnen, dekorativem Ersaufen in Blut und aufgesägten Brustkörben.
Das sollte den Genrefan freuen, aber es gibt ja immer noch eine Story, in die so etwas eingebettet ist und da leidet sich Quaid als schwermütiger, müder Witwer mit zwei Söhnen (einer fast erwachsen, der andere noch ganz Kind), die natürlich stets und ständig (und mit Voransage) vernachlässigt werden, weil er sich ohne Ende in diesen Fall kniet
Das wäre jetzt zwar abgenutzt, aber noch nicht tödlich, aber es gibt leider noch größere Probleme und das Wesentliche ist die Auflösung des Falls, die uns praktisch schon nach einem guten Drittel, spätestens aber zur Halbzeitmarke streng riechend umkreist. Was witzig ist, denn sie ist dermaßen an den Haaren herbeigezogen, daß wir sie sowieso nicht in Betracht ziehen wollen, aber mit jeder vergangenen Minute wächst hier die Verblüffung, was hier getan wird, um sich an Leuten zu rächen, die, nun ja, sich zwar nicht sauber, sondern kriminell verhalten haben, aber jetzt auch nicht "Hostel"-ähnliche Qualen verdient hätten (zumindest nicht alle). Wie überhaupt der psychologische Hintergrund eigentlich ein albernes Windei für ein gutes Familiendrama wäre und nicht für einen harten Horrorfilm.
Angetrieben von der eigenen Vorhersagbarkeit, humpelt der Film praktisch seit seinem ersten starken Bild (in einer verschneiten Einöde findet ein alter Wanderer ein Tischchen mit einem Teller voll ausgerissener Zähne) auf einem Bein humpelt, denn eine Minute später wissen wir a) daß Quaid Fachmann für Dentoforensik (oder so) ist und b) worauf die Schote hinausläuft.
Zum großangelegten Showdown wirds dann gar duselig bis albern und nicht zuletzt immer unwahrscheinlicher, was verwunderlich ist, wenn kommende Darsteller wie Lou Taylor Pucci oder Patrick Fugit sich dafür hergegeben haben, von den Verheizauftritt von Peter Stormare und der albernen Chargerie einer Zhang Ziyi mal ganz abgesehen.
Natürlich bietet "Horsemen" für Fans endlich mal wieder Futter und Akerlund hat durchaus ein Händchen für Bilder, aber der Plot stinkt und mit Blut oder Farbe gemalte Botschaften an Tatorten riechen auch schon ganz schön "funny", das genügt leider nicht (wobei Quaid angeblich viel Spaß beim Dreh hatte - ein Besuch beim Frisör wäre aber auch nett gewesen).
Mag sein, daß Genrefans einfach mittelmäßig zufrieden mit dem Schnellimbiß sind, aber mit wachem Geist vor dem Bildschirm ärgert man sich dann doch ob der seltsamen Absonderlichkeiten, die dem Autor da eingefallen sind. Dagegen waren Filme wie "Resurrection", die sich aufs Wesentliche beschränkten, fast schon meisterlich originell (3/10)