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Terry Gilliam - Was weiß man über diesen Mann? Er ist ein Regisseur, er hat mehr oder weniger gute Filme gemacht und er hat 12 Monkeys gedreht.
Einen der überzeugendsten, bitterbösesten und schockierendsten Sci-Fi Visionen bis dahin und auch bis heute noch. Denn was er uns in 12 Monkeys
am filmischen Genuss bietet ist allererste Klasse.

Zunächst mal die Story. Die spielt hier die Hauptrolle, denn alles im Film dreht sich um James Cole und seinen Auftrag. Verschiedene Subplots
werden verwoben und weitergesponnen, so dass das Ergebnis eine in sich schlüssige und abgeschlossene Story ist, die immer wieder Wendungen parat hat.
Trotz der Komplexität der Handlung, der Figuren und des Drehbuchs verliert man nie den Faden, da der Film eben seine Linie kontinuierlich beibehält
und sich nie in langweilige und unwichtige Einzelheiten vertieft. Die Spannung sucht seinesgleichen; die Bilder, die Gilliam uns bietet, sind einzigartig.
Fast jede Einstellung hat seine eigene Interpretation und Perspektive. So werden Räume und Darsteller teilweise schräg gefilmt. Genau das verschafft dem Film seine eigene
Atmosphäre, in die er so weit vertieft ist, dass man kaum glauben kann, dass sie nicht real ist.

Neben der Spannung und der Bilder sind auch die Darsteller am Gelingen des Terry Gilliams beteiligt. Vor allem Brad Pitt, der sich mit dem verrückten,
psychopathischen Irren die Seele aus dem Leib spielt, spielt eben diese Rolle so skurril und überzeugend, dass man ihm diesen Part glatt hundertpro-
zentig abkauft. Gerade er stellt im Film die Hauptthesen und Verschwörungstheorien auf, die dann anschließend behandelt werden. Im Gegensatz zu ihm
stellt Bruce Willis den anfangs eher ruhigeren und gefassteren James Cole dar, der allerdings dann mit der Zeit auch durchdreht und seinen Platz
in dem Irrenanstalt (der Film ist hauptsächlich und naiv gesehen eine solche Anstalt) findet.
Beide spielen ihre Rollen gekonnt, wobei Pitt sich mehr ins Zeug legt.
Madeleine Stowe übernimmt den weiblichen Part, fügt sich aber ausnahmslos in das Zusammenspiel ein.

12 Monkeys hat allerdings auch Schwächen zu bieten: Einige Logikfehler und Unstimmigkeiten zwischen den Einzelheiten in der Handlung (vor allem die
Darstellung der Zukunft) tauchen dann bei näherem Hinsehen doch auf. So fragt man sich, wie die verbliebenen Menschen nach der Katastrophe unter Erde
leben und warum die Menschen schon durch die Zeit reisen können, aber keine Antwort auf ein Virus haben. Ansonsten hat man bewusst auf manche Details
verzichtet, was der Interpretationsfreiheit und der Phantasie des Zuschauers genügend Raum lässt.

Terry Gilliam bietet uns am Ende eine Vision, die man erstmal schwer verdauen muss und die man auch vielleicht beim ersten Mal noch nicht versteht.
Aber nach häufigeren Betrachten merkt man, dass dieser Mann ein (fast) vollkommen durchdachtes und packendes Zukunftsszenario bietet, der seinen ganz
eigenen Stil hat. Großes Kino, kein Main-Stream, kein Klischee.

Science-Fiction ohne große Action ist besonders sehenswert, da dadurch der Anspruch steigt.

Coskun U. (03.11.2004)

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