Review

„Sin City“ auf Sparflamme


An „Sin City“ durfte er üben und von Rodriguez (und sogar Tarantino!) lernen und in Sachen Comics ist er ja eh schon längst unsterblich. Doch „The Spirit“ geht da immer etwas unter - und den hat Frank Miller noch wesentlich härter gegen die Wand gefahren, als er es später beim zweiten Ausflug in die sündige Stadt nochmal tun sollte... Die stilvolle Comicverfilmung irgendwo zwischen „The Phantom“ und eben „Sin City“ handelt von einem maskierten Beschützer der Stadt, der sich selbst eben „The Spirit“ nennt und einem seiner ärgsten Widersacher, dem Octopus, gegenübertritt, nahezu jedem Rock in seinem Blickfeld hinterherjagt und auch auf eine alte Flamme aus seiner Jugend trifft, die Cops gar nicht mag und es auf glitzernde Klunker abgesehen hat...

„The Spirit“ ist nah an den Comics. Extrem nah. Sowohl visuell wie tonal. Das muss man ihm lassen. Er sieht weitestgehend einfach schnieke aus, selbst wenn es eben damals durch den in jeder Beziehung besseren „Sin City“ schon nichts Neues mehr war. Doch auch die Besetzung kann begeistern, nicht nur „Suits“-Fans. Traumfrauen wie Eva Mendes, ScarJo oder Jaime King sind genauso am Start wie Kultmimen vom Kaliber eines Sam Jackson oder eben „Suits“-Star Gabriel Macht, der den titelgebenden Ex-Cop und Helden auch ordentlich spielt. Doch leider kann all dieser Glanz an der Oberfläche nicht von der Leere, dem manchmal regelrechten Schimmeln des eigentlichen Produkts ablenken. Alles wirkt hier aufgesetzt und charakterlos, uncharmant und oft einfach nur cringy, selten dämlich, daneben. Von Naziparodien über heruntergelassene Hosen bis zu unlustigen Sidekicks, von pathetischen Dialogen und gewollter Coolness, von blassen Figuren über tonale Schwankungen, dem Fehlen starker Actionszenen oder echtem Esprit bis hin zu einem massiv unterwältigenden Finale. Selbst wenn es fast alles davon schon in den Will Eisner-Vorlagen gab - dann waren die eben wahrscheinlich ähnlich blöd. Gelesenen habe ich sie aber noch nicht, nur überflogen bzw. ein paar Impressionen eingeholt. Der dazugehörige Film macht aber auch absolut keinen Hunger auf sie. Er schreckt eher ab und unterhält im besten Fall für den hohlen Zahn. 

Fazit: stylisch und slick, peinlich und banane - „The Spirit“ ist audiovisuell sehr sexy, die Besetzung ist spektakulär und Frank Miller hätte man auf dem Regiestuhl mehr zugetraut. Und dennoch ist es ohne Frage eine vollkommen zurecht gefloppte Comicverfilmung. Um ehrlich zu sein wohl sogar eine der miesesten überhaupt. Vollkommen seelenlos. Enttäuschend und nur Oberfläche. Fast schon eine unfreiwillige Satire. Nur bleibt einem das Lachen meist vor Kopfschütteln im Hals stecken...

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